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Woher stammt die Bezeichnung "Katholiken-Roulette"?
Heimlich zockende Kardinäle oder spielsüchtige Bischöfe?
Spielen Bischöfe Roulette im Petersdom oder zocken die Kardinäle der Kurie heimlich mit dem Papst? Was hat es auf sich mit Katholiken-Roulette?
Römisches Roulette oder eben Katholiken-Roulette (auch Kirchen-Bingo) bezeichnet umgangssprachlich die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode. Sie ist so unsicher, dass sie mit dem Glücksspiel im Casino verglichen wird. Und die katholische Kirche sieht diese Art der Empfängnisverhütung als die einzige an, die mit dem christlichen Glauben vereinbar sei.
Doch was genau verbirgt sich hinter "Kirchen-Bingo"?
Kirchen-Bingo oder Katholiken-Roulette ist eine spöttische Bezeichnung für die Knaus-Ogino-Methode zur Empfängnisverhütung bzw. der "natürlichen Familienplanung".
Hierbei werden die unfruchtbaren und fruchtbaren Tage der Frau nach einem Gewissen Schema ermittelt, um herauszufinden, wann für die Familienplanung folgenlos Geschlechtsverkehr praktiziert werden kann. Ihren Namen gaben dieser Methoden der japanische Gynäkologe Kyusaku Ogino sowie der österreichische Frauenarzt Hermann Knaus. Unabhängig voneinander entwickelten die beiden Mediziner diese Methode auf verschiedene Weise: der Japaner untersuchte bereits 1927 Eierstöcke während gynäkologischer Operationen. Der Wissenschaftler aus Kärnten, Österreich, hingegen stellte ein Jahr später die Gesetzmäßigkeiten durch physiologische Experimente fest und stelle sie auf einem Ärztekongress in Sachsen vor. Wegen der Unsicherheit und Unzuverlässigkeit dieser Methode sprach sich Kyusaku Ogino ausdrücklich gegen einen Gebrauch zur Empfängnisverhütung aus, doch sollte sich sein europäischer Konkurrent durchsetzen, wie die Geschichte zeigt.
Papst Pius XII. persönlich erklärte 1951 die Knaus-Ogino-Methode für die einzig tolerierbare und hob den Zweck der Ehe, nämlich die Zeugung von Nachwuch, erneut hervor und bezeichnete alle anderen Verhütungsmethoden als schlimmeres Übel. Enthaltsamkeit während der fruchtbaren Tage hingegen greife nicht in die von der Natur vorgesehen Abläufe ein und sei somit hinnehmbar. Kurze Zeit später entstand daraufhin der Begriff "Katholiken-Roulette".
Eine Methode mit großen Mängeln und hohem Unsicherheitsfaktor
Weil der Eisprung regelmäßig nicht zuverlässig vorherzusagen ist und die tatsächlich fruchtbaren Tage mit Sicherheit niemand bestimmen kann, gilt die Knaus-Ogino-Methode als äußerst unsicher. Zur Familienplanung oder gar Empfängnisverhütung wird diese Kalendermethode heutzutage von Beratungsstellen wie profamilia oder anderen Experten nicht mehr empfohlen und abgeraten, diese dafür einzusetzen. Zumal es an guten Alternativen kaum mehr mangelt und für jeden Geldbeutel erschwinglich sind.
Eisprungrechner, die im Handel erhältlich sind, stützen sich übrigens auch genau auf diese Methode, sind aber ebenso wenig empfehlenswert.
Kleine Anekdote: In den 50er Jahren wurden in Entwicklungsländern auf Anraten der Weltgesundheitsorganisation WHO in Entwicklungsländern Halsketten mit farbigen Perlen (rot/grün) verteilt. Hiermit sollten Frauen ihre fruchtbaren Tage errechnen können. Da zum Beispiel aber in Indien zur damaligen Zeit Sex nur im Dunkeln praktiziert wurde, verpuffte dieser Effekt, da man nachts die Farben nicht erkennen konnte. Das Experiment, statt der unterschiedlichen Farben einfach verschiedene Formen einzusetzen, schlug ebenso fehl. Viele Frauen waren nämlich der Meinung, dass das bloße Tragen der Kette allein vor weiteren Schwangerschaften schütze…