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Darum ist die Tamponschnur türkis
Ein Blick zurück und nach vorn
"Die Geschichte des Tampons ist eine Geschichte voller Missverständnisse." Dieser Satz stammt aus einem altbekannten TV-Werbeclip Ende der 1990er Jahre und hat sicherlich bei dem einen oder anderen Zuschauer bzw. Verbraucher ein amüsiertes Lächeln hervorgerufen. Dabei ist es aus der Sicht der Hersteller moderner Hygieneprodukte gerade in diesem Bereich unerlässlich, seriös und solide aufzutreten.
Wirft man beispielsweise einen Blick auf die Medizinbranche, will man durch das Tragen weißer Kleidung auf der einen Seite Sauberkeit und Hygiene zum Ausdruck bringen, andererseits schafft die Farbe Weiß Vertrauen beim Verbraucher. Kaum ein Arzt, Apotheker oder Gesundheitsexperte wird ohne ein strahlend weißes Outfit in seiner Praxis anzutreffen sein.
Apropos Geschichte des Tampons: Das Hygieneutensil ist keineswegs eine Entdeckung der Neuzeit. Vielmehr wusste schon der griechische Mediziner Hippokrates davon. In der Antike handelte es sich bei einem Tampon noch um ein kleines Holzstückchen in rechteckiger oder ovaler Form, das mit Textilien umwickelt war. Erst viele Jahrhunderte später, genauer gesagt am 19. November 1931, kam der Tampax auf den Markt. Das war eine Einführhilfe, welche von Dr. Earle ClevelandHaas entwickelt worden war.
Zurück zum Ursprung
Die moderne Frau dieses Jahrtausends, die sich für besonders umweltorientiert hält, greift heute gerne auf einfache Jute-Säckchen zurück, die in ihrem Innern mit einem recyclebaren Füllstoff bestückt sind. Darin wird die Menstruationsflüssigkeit aufgesaugt und gespeichert. Hat sich in dem textilen Behältnis im Laufe mehrerer Stunden genug Körperflüssigkeit angesammelt, kann die Anwenderin es an einem Faden hervorziehen und dann in der Waschmaschine reinigen.
Umweltfreundliche Jute-Tampons sind zwar auf dem Vormarsch, jedoch haben sie den Tampons in "vertrauenserweckendem" Weiß bisher noch in keiner Weise den Rang abgelaufen. Weiße Tampons mit blauer oder türkiser Schnur gehören nach wie vor zum Alltag der trendbewussten Verbraucherin. Hält man die beiden Varianten – das Modell Jute und den Hygieneartikel mit der Tamponschnur in Türkis – nebeneinander, wird rasch deutlich, woran das liegt: Die Optik des weißen Produktes ist weitaus ansprechender. Tatsächlich liegt es in der Natur des Menschen, dass man seit jeher Weiß mit Reinheit, Sauberkeit und Vertrauen assoziiert. Dies aber erklärt noch immer nicht, warum die Tamponschnur türkis ist.
Die Antwort – deshalb ist die Tamponschnur türkis
Bereits in den 1970er Jahren, als man in der Werbe- und Medienlandschaft vorsichtig damit begann, über die Hygiene der Frau zu sprechen, was seinerzeit ein echter Tabubruch war, verwendete man für die Darstellung von Körperflüssigkeiten türkisfarbene oder hellblaue Liquide. Diese Farbe hebt sich gut von der Farbe Weiß ab und harmoniert optisch mit dem Teint des menschlichen Körpers.
Sicherlich waren die Verantwortlichen in der damaligen Zeit tendenziell unsicher, wie die Farbwahl – weiß und türkis bzw. blau – bei den Verbrauchern ankommen würde. Doch ihre Befürchtungen, auf Ablehnung zu stoßen, bewahrheiteten sich nicht. So kam es, dass sich die Verwendung weißer Hygieneartikel in Kombination mit hellblauer oder türkiser Farbe durchsetzte und bis heute in den Köpfen von Unternehmern und Verbrauchern positiv verankert hat.
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In vielen Völkern der Dritten Welt gilt die Menstruation der Frau selbst heute noch als etwas Unreines oder als etwas, über das man nicht spricht. Erst dadurch, dass sich im Laufe vieler Jahrzehnte diese Thematik durch die Verwendung von Hygieneartikeln in Weiß bzw. Türkis durchgesetzt hat, wird die weibliche Intimpflege in besagten Kulturen seltener tabuisiert.
Insofern kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die westliche Werbung in diesem Zusammenhang einen wertvollen Beitrag geleistet hat, wenn es darum geht, die Menstruation sowie die Hygiene der Frau an sich als etwas Normales zu betrachten. Dementsprechend wird wohl auch in Zukunft in immer mehr Ländern die Tamponschnur türkis sein – und damit eine positive Assoziation des Monatszyklus' bzw. mit allem, was damit einhergeht, stattfinden können.