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Voyeure und der heimliche Blick auf eine lustvolle Welt
Wenn das Licht im Fenster hell erleuchtet
Voyeurismus ist im digitalen Zeitalter längst zum Alltagsphänomen geworden. Andere bei intimen Handlungen, beim Um- und Ausziehen oder gar beim Sex zu beobachten war nie leichter als heute. Die neuen Möglichkeiten der Voyeure scheinen sogar Lust auf immer mehr zu machen. Schätzungsweise neigt ein Drittel aller Menschen dazu, mindestens hin und wieder mal zuzusehen. Gründe genug also, sich mit dem Phänomen etwas näher auseinanderzusetzen.
Der heimliche Blick ist nicht verboten
Was viele nicht wissen: Voyeure begehen keine Straftat, wenn sie andere Menschen beim Sex oder wenn diese nackt sind beobachten. Vorausetzung dafür ist allerdings, dass dafür nicht unbefugt Grundstücke, Häuser oder Wohnungen betreten. Und wenn sie davon keine unerlaubten Bildaufnahmen anfertigen. Den Straftatbestand des Spannens kennt das deutsche Strafgesetzbuch jedenfalls nicht. Warum auch? Im Prinzip kommt dabei ja niemand zu Schaden. Wer an einem öffentlichen, gut einsehbaren Ort Sex hat, ist gewissermaßen selber schuld, wenn man ihn dabei beobachtet. Das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass Veuyeurismus aus moralischen Gesichtpunkten okay ist. Allerdings toleriert die Gesellschaft Voyeurezwischenzeitlich deutlich mehr, als noch vor drei, vier Jahrzehnten.
Heimlich beoabachten: www.big7.cam und www.cam2000.com
Grund dafür dürfte nicht zuletzt sein, dass der heimliche Blick zum Alltagsphänomen geworden ist. Das Internet bietet Pornos in Hülle und Fülle, biedere Hausfrauen ziehen sich live vor der Webcam aus und selbst so manches Profil auf Facebook oder Instagram bietet intimste Einblicke.
Kein Grund für Glückseligkeit
Vor diesem Hintergrund könnte man annehmen, dass sich Voyeure gerade wie im siebten Himmel fühlen müssten. Sie können ihre Lust online rund um die Uhr befriedigen und finden dabei auch garantiert die spezielle Konstellation, bei der sie so richtig abgehen. Wie gesagt: Könnte man meinen. Stattdessen aber scheint von allgemeiner Glückseligkeit keine Rede zu sein. Es macht häufig eher so etwas wie Frust breit. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wenn der heimliche Blick immer und überall möglich ist, fehlt natürlich auch der Reiz, Neues zu entdecken. Voyeurismus hat schließlich auch viel damit zu tun, die passenden Gelegenheiten zu finden.
Man könnte sogar von der Jagd nach dem besten Augenblick sprechen. Ein Teil des Genusses liegt für Voyeure nämlich auch darin, auf Entdeckungstour zu gehen, ausgiebig zu suchen und schließlich fündig zu werden. So kann es sein, dass die voyeuristische, digitale Gesellschaft und das Internet ausgerechnet diejenigen frustrieren, für die der heimliche Blick die höchste Lustempfindung darstellt.
Voyeure – so alt wie die Menschheit selbst
Frust hin oder her, Voyeure werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht aussterben. Zu tief scheint in uns Menschen die Lust am heimlichen Beobachten verankert zu sein. Tatsächlich dürfte der Voyeurismus so alt wie die Menschheit sein. Da wundert es dann auch nicht, das der heimliche Blick seit Jahrhunderten auch Bestandteil von Kunst und Kultur ist. So geht man etwa davon aus, dass allein in Hollywood seit der Geburt des Kinos mehr als 1.200 Filme entstanden sind, in denen der Voyeurismus in irgendeiner Art und Weise eine Rolle spielen. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Malerei und insbesondere natürlich auch mit der Fotografie.
Der heimliche Blick ins fremde Schlafzimmer
Freilich ist das alles nichts im Vergleich zu dem, was das Internet alleine an einem einzigen Tag an voyeuristischen Inhalten produziert. Dem Voyeur von Welt bleibt bei all dem Überfluss wohl nichts anderes übrige, als regelmäßig offline zu gehen. Dann hat er auch genügend Zeit, um in seiner Stadt ganz real fündig zu werden. Der heimliche Blick stirbt garantiert nie.