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Die Tücken beim Flirten mit dem anderen Geschlecht
Fallen, Stricke, Strategien – Was denkt sie über mich?
Kennst du die Hemmschwelle, einen fremden Menschen anzusprechen? Besonders spannend wird es, wenn ein Mann es wagt, eine Frau anzusprechen. Selbst wenn er die Tücken beim Flirten kennt. Sogar in völlig harmlosen Situationen, wie neulich, als ich irgendwo verloren vorm Dom stand – und wieder mal null Orientierung hatte.
Kennst du die Hemmschwelle, einen fremden Menschen anzusprechen?
Also habe ich mutig eine Passantin angesprochen. Hätte auch ein Typ sein können, aber manchmal ist das Leben ziemlich tückisch. Der Zufallsgenerator sprang auf Frau.
Da steht sie nun vor mir und fällt 110% in mein Beuteraster. Drücken wir auf „Super-Zeitlupe“ und spähen in die Gehirnkapriolen, die im Bruchteil einer Sekunde in meinem Biocomputer ablaufen.
Warum es manchmal schwierig ist, jemanden anzusprechen
Ihr erster Blick sagt alles: „Na? Bist du auch einer dieser Ärsche, die mir nur an die Wäsche und mich wie ein Sexobjekt benutzen wollen?“ Autsch.
Mit einem einzigen Blick schleudert mir die Unbekannte all ihr Misstrauen und ihre gesammelten, miesesten Erfahrungen mit den lausigsten Exemplaren der Männergattung entgegen. Merkwürdig. Wieso erinnert sie sich nicht an ihre wundervollen Orgasmen, die sie mit diesen struppigen Subjekten, genannt „Mann“, hatte? Gehören nicht zwei zu dem Spiel? Ich fühle mich irgendwie mies, denn auf der einen Seite hat sie mich, ohne es zu ahnen, ohne mich zu kennen, ohne ein Wort, erniedrigt. Schließlich habe ich viele Jahre an mir gearbeitet, um meine männlichen Schattenaspekte in den Griff zu bekommen. Andererseits ist das nicht auf meine Stirn geschrieben.
Woher soll sie wissen, dass ich sie nicht benutzen würde? Außer, sie würde es sich wünschen. Was sie kaum sagen würde, sondern erwartet, dass ich es ihr an der Nasenspitze ansehe. Ein Grundproblem der Kommunikation zwischen Frau und Mann. Einerseits soll ich raten, andererseits darf ich nicht zu forsch sein. Aber was ist mit ihr? Hat sie ansatzweise eine Vorstellung, was sie anrichtet, in ihrem Sommerkleidchen, mit den unschuldigen Blümchen drauf? Diesem hauchzarten Stoff, der sich auf Molekularebene an ihrer Haut, ihren Kurven, ihrer geballten Ladung fraulicher Sinnlichkeit reibt? Jetzt weht auch noch der Wind durch ihr langes, schwarzes Haar.
Wird sie mir eine knallen, zumindest verbal?
Weiß sie von diesen gemeinen Genen, die dafür verantwortlich sind, dass Männer, auch ich, hoffnungslos paralysiert werden, sobald eine Ansammlung von Rundungen in einer bestimmten Form zusammen fallen? Natürlich will ich Sex mit ihr. Wieso auch nicht? Das ist nicht einfach „Prägung“. Es steckt in meiner DNA. Ja, Frau… Eine Idee, wie sich das anfühlt? Es wäre ein Fluch, wenn es sich nicht oft gut anfühlen würde. Ich will wissen, wie sie klingt, wie sie duftet, wie sie ihre Fassung verliert – und sich in meinen Armen auflöst. Heißt das, dass ich deswegen eine der erschreckenden Begegnungen mit Männern bin? Verwechselt sie mich? Mit wem? Wer war der Idiot?
Sie schaut mich streng an, ihr Körper ist leicht gespannt. Bereit mir eine zu knallen. Oder zumindest verbal einen fiesen Spruch an den Kopf zu werfen, und eilig weiterzuhasten. Ich will ihr zuvorkommen. Ich lege mir ein Plädoyer zurecht und weiß um die Tücken beim Flirten.
Kann man(n) die Tücken beim Flirten umschiffen?
Ob sie denn keinen Spaß am Sex habe, an der Eroberung, an der Hingabe, am Vorspiel, an der Verschmelzung zweier Körper? Und ob sie es fair findet, einem fremden Mann mit Vorurteilen zu begegnen und ihre Erfahrungen aus vergangenen Zeiten zwischen unsere einzigartige Möglichkeit zu schieben? Ob sie es toll fände, wenn sie jederzeit als potentieller Frauenschänder oder fieser Macho gesehen würde? Da dämmert mir wieder, dass sie es wohl kaum toll findet, jederzeit als williger Pornostar gesehen zu werden. Nur weil sie genetisch einen Frauenkörper geschenkt bekommen hat.
Ich lächle sie an und frage sie, wie ich zur U‑Bahnstation Stadtmitte komme. Augenblicklich entspannt sich ihre Miene. Ja, sie lächelt sogar. Ein Lächeln wie ein Taifun, die Tücken beim Flirten vielleicht umschifft? Sie beschreibt mir den Weg. Ich will mich bedanken und fliehen, bevor ich mich zum Affen mache. Da sagt sie: „…aber ich wohne gleich um die Ecke“.