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Mutige Frau redet offen über ihre Trans-Behinderung
Jørund Viktoria Alme kommt ursprünglich aus Norwegen und ist trans-behindert. Das bedeutet, dass sie sich behindert fühlt, obwohl ihr Körper es nicht ist. Im Falle der Frau aus Oslo besteht der Wunsch, von der Hüfte an abwärts gelähmt zu sein. Hierfür greift Alme auf einen Rollstuhl zurück. Trans-behindert wie sie ist, tut ihr das völlige Ruhen ihrer Beine sehr gut.
Body Integrity Identity Disorder
Diese psychische Störung wird auf deutsch Körperintegritäts-Identitätsstörung genannt. Betroffene haben das Gefühl, zu viele Gliedmaße zu haben. Die Körperteile werden bei der Body Integrity Identity Disorder von den Betroffenen quasi weggewünscht. Wer trans-behindert ist, verspürt tatsächlich den Wunsch, das entsprechende Körperteile nicht funktionieren würden oder vollends nicht da wären.
Zu Selbstverstümmelungen kommt es glücklicherweise nur in Einzelfällen. Wer trans-behindert ist, muss sich in Geduld üben. Denn eine wirksame Behandlung der Ursachen liegt noch nicht vor. Allerdings kann eine Psychotherapie das durch eine Body Integrity Identity Disorder verursachte Leid mindern.
Mutiger Schritt in die Öffentlichkeit
Jørund Viktoria Alme ist trans-behindert und ging damit an die Öffentlichkeit. Ein mutiger Schritt, den ihr nicht allzu viele nachmachen werden. Dass die Symptome dieser psychischen Störung bei einer breiten Öffentlichkeit auf Unverständnis stoßen, war im Vorfeld klar. Okay, natürlich hat die breite Masse Begriffe wie Trans-Behindert oder Body Integrity Identity Disorder noch nie gehört. Dass der ein oder andere im ersten Moment falsch reagiert, ist zu entschuldigen. Doch die Norwegerin musste sich unter anderem mit den negativen Reaktionen anderer Rollstuhlfahrer auseinandersetzen. Spätestens hier hört der Spaß auf, denn die arme Frau aus Oslo hat sich ihre Body Integrity Identity Disorder gewiss nicht freiwillig ausgesucht.
Reaktionswelle auf Twitter
Unmengen von Menschen haben sich zu Wort gemeldet, nachdem sich Alme mit ihrem Problem an die Öffentlichkeit gewandt hat. Da gibt es Rückmeldungen von anderen Rollstuhlfahrern, die sich von ihr veralbert fühlen. Sie berichten von ihrer Situation, den täglichem Umgang mit dem Rollstuhl und den Schmerzen, die sie erleiden müssen. Dass sich jemand quasi freiwillig in einen Rollstuhl setzt, können sie nicht verstehen und betrachten es als Verhöhnung ihrer Situation.
Es gibt sogar Menschen, die an vergangene Zeiten erinnern, in denen die arme Norwegerin mit ihren Problemen in der Psychiatrie gelandet wäre. Das solche Aussagen von zurzeit aktiven Politikern getätigt werden, lässt einem dann doch zumindest einen Schauer über den Rücken laufen. Zu frisch sind noch die Erinnerungen der deutschen Geschichte. Schon sehr schade, dass man auch zu solchen Gelegenheiten immer wieder daran erinnert wird.
Für andere steht der psychologische Effekt der Body Integrity Identity Disorder im Vordergrund. Sie betrachten den Rollstuhl als das, was er ist. Nämlich als Hilfsmittel. Wenn jemand Trans-Behindert ist, kann dieses Gerät ebenfalls helfen. Und dafür wurde der Rollstuhl schließlich erfunden. Um zu helfen.
Doch so schön Reaktionen dieser Art auch sind. Sie können nicht verschleiern, dass der Großteil der Reaktionen negativ ist. Dies kann der Anonymität des Internets geschuldet sein. Es kann aber auch daran liegen, dass es heutzutage noch sehr viele Leute gibt, für die psychische Krankheiten nicht wirklich existieren. Menschen, die immer noch glauben, dass sich die Betroffenen dies alles lediglich einreden. Hoffen wir für diese Menschen, dass sie niemals selber in eine dieser Situationen kommen. Psychische Erkrankungen sind ein schweres Laster.
Kleine Anmerkung am Rande
Im Gespräch mit der Norwegerin erfuhr man, dass der Rollstuhl ihr ständiger Begleiter ist. Sie verlässt diesen nur dann, wenn es nicht anders geht. Beim Einsteigen in ein Flugzeug zum Beispiel. Auch wenn sie sich quasi selbst an den Rollstuhl gefesselt hat, verzichtet Jørund Viktoria Alme auf die Benutzung von Behindertenparkplätzen. Denn theoretisch kann sie ja laufen, auch wenn ihr dies psychische Schmerzen bereitet. Das Ganze war zwar nur eine Bemerkung am Rande, lässt die Frau aus Norwegen aber gleich um einiges sympathischer wirken. Denn wer sich, trotz der eigenen schwierigen Situation, an die Benimm-Regeln im Straßenverkehr hält, für den gibt es Sympathiepunkte.
Fazit
Egal, wie man im Einzelnen zu Body Integrity Identity Disorder und deren Auswirkung steht. Wie bei jeder Krankheit kann sich jederman glücklich schätzen, der sie nicht hat. Und hoffentlich auch niemals bekommen wird. Wer gesund ist, vergisst meist viel zu schnell, wie gut er es hat. Erst, wenn einem alles nicht mehr so einfach von der Hand geht, merkt man den Unterschied. Wenn selbst ehemals einfache Dinge schwierig werden, wird man sich seiner Krankheit bewusst. So geht es zumindest bei körperlichen Krankheiten, deren Symptome allgemein bekannt und anerkannt sind.
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Doch wie sieht es mit psychischen Störungen aus? Hier gibt es leider noch immer einen großen Aufklärungsbedarf. Depressive Menschen haben sich ihre Stimmungen bestimmt nicht ausgesucht. Auch kann man sie mit einem lapidar dahingesagten"jetzt sei doch mal positiv" reparieren.
Psychische Störungen gibt es in den unterschiedlichsten Facetten. Trans-Behindert oder Body Integrity Identity Disorder sind leider nur ein Bruchteil aller psychischen Erkrankungen. Die Art, wie das eigene Umfeld mit dieser Situation umgeht, ist meist entscheidend. Wen der Freundeskreis intakt ist und zusammenhält, ist den Betroffenen meist schon viel geholfen. Trotzdem sollte man auf professionelle Hilfe nicht verzichten. Nicht umsonst dauert so ein Medizinstudium mehrere Jahre.
Quellen: heute.at / Dating Finder