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Nicht nur geschäftlich, auch privat viel zu verdanken
Da war er plötzlich, der Anruf aus Süddeutschland
Der Anruf, der mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte: unfassbar glücklich war ich heute, als ich aus dem Süden Deutschlands ein Telefonat hineinbekommen habe von einer Firma mit einer großartigen Tradition und Geschichte in unserer Branche. Eine Unternehmung, der ich viel zu verdanken habe. Nicht nur geschäftlich, sondern vor allem auch privat. «Wer ist es denn?», fragt ihr euch sicher und ich will es euch sagen:
Der Anruf kam vom HAPPY WEEKEND
Viel, sogar sehr viel habe ich dem HW zu verdanken. Nicht nur beruflich, sondern eben auch privat. «Warum?», fragt sich nun der eine oder andere. Das kann ich euch gerne erzählen. Denn genau das haben mich Eronite und das berühmte Heft auch gefragt! Ich schreibe ein Tagebuch für euch, liebe Leser. Aber nicht nur ein ganz normales Tagebuch. Nein, es soll eines sein, in dem ich auch hin und wieder aus meiner Vergangenheit erzähle.
Wieso bin ich dem HW so dankbar?
Springen wir doch mal ins Jahr 2006 – mitten in den Sommer: es war unfassbar heiß und wir feierten unser Sommermärchen mit der Nationalmannschaft. Die hatte es gerade geschafft hat, nach ganz langer Zeit die Massen zu bewegen. Und dabei eine Freude durchs Land zu bringen, die wir alle lange nicht mehr erleben durften. Ich war damals 24 Jahre jung und rein sexuell eher ein Mauerblümchen. Nicht dass ich nicht wollte. Aber erstens fühlte ich mich fett und zweitens war ich viel zu schüchtern um offen darüber zu sprechen, was ich eigentlich wollte und was mir so durch den Kopf ging. Dazu kam, dass ich nicht wirklich wusste, was es denn so gibt in der großen Sexwelt und ob die Wünsche und Träume, die ich hatte, überhaupt normal waren. Kann ich damit zu einem Typen gehen und fordern, was ich da wollte? Oder bin ich pervers, ja sogar völlig unnormal?
Fragen über Fragen, die mich mittlerweile schon fast täglich quälten. Aber warum? Weil ich hoffnungslos untervögelt war zu dieser Zeit. Einerseits war ich kein Typ für One-Night-Stands, aber andererseits wollte ich unkomplizierten und total versauten Sex. Was konnte ich tun? Ich war zwar Single, aber dick. Ich war unabhängig, aber musste jeden Tag als Zahnarzthelferin bis 19 Uhr arbeiten. Eine eigene Wohnung hatte ich, saß aber trotzdem jeden Abend allein zuhause. Egal – es war nicht zu ändern und weiter ging's erstmal mit dem Alltag.
Der Anruf erinnerte mich an eine peinliche Situation
Scheiße, keine Kippen mehr. Jetzt muss ich echt nochmal zur Tanke. Eigentlich hatte ich null Bock, aber das war ja nicht zu ändern. Also ab ins Auto und nochmal zur Tankstelle.
Nach der Schachtel gefragt sagte der Verkäufer: «Oh, einen Moment bitte, ich muss neue aus dem Lager holen, bin aber gleich wieder zurück.»
Was macht man in einer Tankstelle, wenn man warten muss? Richtig! Man schaut sich bei den Zeitschriften um. Das war der Moment, der mein Leben verändern sollte. Ein Heft der HAPPY WEEKEND stach mir ins Auge. Ein kleines ziemlich geiles DIN-A-5-Heft mit einer sehr frviolen Dame als Titelbild. Ein Kontaktmagazin für unkomplizierte Sexpartner.
Genau das brauchte ich! Okay, wie mache ich das jetzt? Wie peinlich, wenn der Tankwart sieht, dass ich so ein Heft kaufe. Dann kann ich ihm ja gleich sagen: "Hallo ich bin die Bettina, fühle mich fett und bin untervögelt, kannst du mir helfen?" Oh man, wie peinlich! Aber gleichzeitig auch mega kacke, weil ich das Heft wollte. Ich ging wieder nach draußen, öffnete die Tür, stieg ins Auto und wollte eigentlich gerade wieder losfahren.
Doch plötzlich kam mir eine gute Idee
«Mhmm hallo, ich nochmal»
«Etwas vergessen?», fragte der Tankwart.
«Ja, voll blöd und wahrscheinlich denkst du jetzt auch, ich habe sie nicht mehr alle, ich weiß auch nicht so ganz wie ich es erklären soll», erwiderte ich selbstbewusst.
«Wie kann ich dir helfen, Süße?», unterbrach er mich.
«Eine Freundin von mir feiert Junggesellenabschied in ein paar Tagen und wir wollten sie ein wenig verarschen mit einem Pornoheft!»
Mein Herz klopfte bis zum Hals und all mein Blut stieg in meinen Kopf. Ich denke, wenn die Tankstelle nicht so gut beleuchtet gewesen wäre, jetzt wäre sie es mit Sicherheit gewesen.
«Ah okay, ja du, da liegen genug – oder soll ich dir eins empfehlen?»
Ich ging zum Regal und holte mit auf direktem Wege das HW, ging so schnell es nur möglich war zurück zur Kasse und legte es hin. Plötzlich klingelte das Telefon des Angestellten: «Sorry, das ist wichtig, mein Boss», raunte er mir zu.
"Ach du scheisse, dein Ernst?!", ging mir durch den Kopf. Jetzt muss nur noch einer reinkommen und hinter mir warten und mal direkt sehen, was ich da kaufe. Kennt ihr das? Sekunden werden zu Stunden. Das Telefonat wollte kein Ende nehmen. Ich bin fast durchgedreht als, er endlich auflegt und sagte: «Sorry nochmal, aber mein Boss spinnt hin und wieder». Ja! Alles gut, dachte ich. Mach hin, ich muss los!
Ich wollte einfach nur raus hier
«Das macht zwölf Euro fünfundneunzig bitte.»
ich legte ihm einen 20-Euro-Schein hin und trommelte mit meinen Fingern wie eine Drogenabhängige auf meiner Geldbörse herum, während ich auf mein Wechselgeld wartete.
«Hast du 95 Cent klein?»
Ich dachte, der will mich wohl verarschen. «Nein, habe ich nicht», fauchte ich sehr deutlich und schon fast unverschämt. Der Bursche hinter der Theke schaute etwas verunsichert, gab mir mein Geld und lächelte: «Viel Erfolg mit dem Sexkontaktanzeigen-Heft!»
Während er das sagte, drehte ich mich um und wollte den Laden verlassen. Sein Satz kam gleich einer Stimme in Zeitlupe wie ein Hammer in meinem Ohr an, als ich gleichzeitig einen Patienten aus der Zahnarztpraxis vor mir stehen hatte.
«Hi Bettina». sprach er mich direkt an.
"Armageddon – die Welt geht unter! Erde, geh auf und lass mich darin versinken bitte!", dachte ich, als ich ihn ihn sah und malte mir in Gedanken die schrecklichsten Szenarien aus. "Oh mein Gott, wenn der in die Praxis kommt, versinke ich im Erdboden!"
«Hallo und tschüss, ich habe es mega eilig», sprudelte es aus mir heraus.
«Geiles Heft, ist bestimmt für einen Freund, nicht wahr?», fragte er mich einem spitzbübischen Lachen, als hätte er gerade eine Fünfjährige beim Kaugummiklauen erwischt.
«Ja, ganz genau», zickte ich ihn an.
Zwei Stunden und mein Leben wäre gelaufen
Ich verließ die Tankstelle, als wäre eine Bande von Zombies hinter mir her. Ab ins Auto und erstmal durchatmen. "Fuck", dachte ich, "wie peinlich war das denn? Der Typ war auch noch die Bildzeitung aus dem Dorf. Das dauert keine zwei Stunden und ganz Gremmendorf weiß, dass sich Bettina Bünder ein Happy Weekend gekauft hat. Die Dicke vom Dorf kauft sich ein Sexkontaktmagazin! Eigentlich konnte ich jetzt auswandern. Das war's, der Kauf eines HW hat mein ganzes Leben zerstört."
Zuhause angekommen, pfefferte ich das Heft erst einmal in die Ecke und ging direkt ins Bett. Ich schlief sofort mit den Gedanken "Verdammt, wieder ein ungefickter Tag in meinem Leben" ein.