Se­xis­ti­sche An­ma­che: Cat­cal­ling ist kein Aus­druck männ­li­cher Dominanz

Sexistische Anmache: Catcalling ist kein Ausdruck männlicher Dominanz

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Ro­te Kar­te für se­xis­ti­sche Anmache

Cat­cal­ling oder Cat-Cal­ling lässt sich als "Kat­zen-Ru­fen" ins Deut­sche über­set­zen. Es ist der mo­der­ne, aus der eng­li­schen Um­gangs­spra­che stam­men­de Aus­druck für an­züg­li­che Ru­fe, se­xis­ti­sche Sprü­che, auf­dring­li­ches Pfei­fen, Schnal­zen und ähn­li­che Lau­te in der Öf­fent­lich­keit. Die­ses Ver­hal­ten von Män­nern ge­gen­über Frau­en ist ei­ne Va­ri­an­te von se­xua­li­sier­ter ver­ba­ler Belästigung.

Da der Be­griff auch als "ei­ne Kat­ze zu sich zu ru­fen" ver­stan­den wer­den kann, kommt öf­ter Kri­tik auf. Der Vor­wurf wird da­mit be­grün­det, die Stra­ßen­be­läs­ti­gung wer­de in die­ser Be­deu­tung ver­harm­lost. Wel­cher Mann glaubt ei­gent­lich noch, ei­ner Frau mit "Wow, gei­ler Hin­tern!" ein Kom­pli­ment zu ma­chen? Bei ei­ner sol­chen Äu­ße­rung han­delt es sich um nichts wei­ter als ei­ne Un­ver­schämt­heit! Auch im­mer mehr Män­ner fin­den, es muss drin­gend Schluss sein mit je­der Form von Cat­call. Sie di­stan­zie­ren sich von den Ty­pen, die Frau­en mit Stra­ßen­be­läs­ti­gung oder se­xis­ti­schen Nach­rich­ten zusetzen.

Cat­cal­ling hat nichts mit Cool­ness zu tun

Sexistische Anmache: Catcalling ist kein Ausdruck männlicher DominanzMiss Pig­gy aus der "Mup­pet Show" äu­ßer­te einst, ein Cat­call auf der Stra­ße wür­de zu ei­nem Schlag­loch füh­ren. Ein weg­wei­sen­des State­ment, aber na­tür­lich für die meis­ten Frau­en, die ei­ne se­xis­ti­sche An­ma­che ver­ar­bei­ten müs­sen, kaum um­zu­set­zen. Oft füh­len sie sich hilf­los und wis­sen nicht, wie sie sich am wir­kungs­volls­ten ge­gen über­grif­fi­ge Sprü­che, Nach­rich­ten oder obs­zö­ne Ges­ten weh­ren. Man­che Frau­en lei­den so stark un­ter je­dem Cat­call, dass sie es kaum wa­gen, an ei­ner Grup­pe Bau­ar­bei­ter vor­bei­zu­ge­hen oder al­lein ei­ne Knei­pe zu be­tre­ten. Ty­pen, die Jog­ge­rin­nen hin­ter­her pfei­fen, sind längst schon übels­tes Kli­schee. Es ist lei­der fest­stell­bar, dass be­reits sehr jun­ge Bur­schen die se­xis­ti­sche An­ma­che, das Cat­cal­ling, drauf­ha­ben. In der Grup­pe trau­en sie sich so­gar, er­wach­se­ne Frau­en mit blö­den Auf­rei­ßer­sprü­chen zu nerven.

Lei­der ge­hört se­xis­ti­sche An­ma­che zum All­tag von jun­gen Mäd­chen bis zu rei­fen Frau­en. Män­ner wer­den eher sel­ten da­mit be­hel­ligt. Es gibt be­reits ei­ne Pe­ti­ti­on, die sich da­für ein­setzt, Cat­cal­ler straf­recht­lich zu ver­fol­gen. Ein So­cial-Me­dia-Ac­count pran­gert die Übel­tä­ter an. Viel­leicht sind das die Maß­nah­men, die Sprü­che­klop­fer und un­be­gab­te Pick-up-Ar­tis­ten zur Ver­nunft brin­gen? Mit "Ey Schne­cke" oder "Hey Sü­ße" han­delt Mann sich heut­zu­ta­ge nur Är­ger ein – oder er wird eis­kalt über­se­hen. Wer glaubt, se­xis­ti­sche An­ma­che sei ein Aus­druck männ­li­cher Über­le­gen­heit, liegt to­tal schief.

Die­se Girls pfei­fen drauf

Oben­drein macht er sich lä­cher­lich oder wird als un­be­lehr­ba­rer Voll­pfos­ten be­trach­tet. Un­ter­schied­lichs­te Me­di­en stel­len die se­xis­ti­sche An­ma­che in je­der Form als nicht ak­zep­ta­bel dar. Frau­en soll Mut ge­macht wer­den, sich be­herzt ge­gen Cat­cal­ling zur Wehr zu set­zen. Doch das ist in vie­len Fäl­len leich­ter ge­sagt als ge­tan. Denn ge­ra­de wenn die ver­ba­le At­ta­cke von ei­ner Grup­pe aus­geht, ver­schlägt es selbst schlag­fer­ti­gen La­dys die Spra­che. Wo­bei es vie­le an­zwei­feln, ob sich Frau­en über­haupt zu ei­ner Re­plik hin­rei­ßen las­sen sol­len. Man­che psy­cho­lo­gisch ge­schul­ten Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten ra­ten viel­mehr da­zu, den oder die Übel­tä­ter mit Nicht­ach­tung zu stra­fen. Aber reicht das wirklich?

Cat­calls fin­den nicht nur auf der Stra­ße statt

Sexistische Anmache: Catcalling ist kein Ausdruck männlicher DominanzSe­xis­ti­sche An­ma­che al­ler Art kommt nicht nur spon­tan von an­ony­men "Be­wun­de­rern". Kol­le­gen, Sport­ka­me­ra­den, Nach­barn, Ver­wand­te – je­de Frau hat wohl schon Frech­hei­ten wie Zisch­lau­te, Pfif­fe oder an­züg­li­che Sprü­che er­lebt. Vor­ge­setz­te und Chefs ha­ben sich oft nicht im Griff und las­sen sich zu zwei­deu­ti­gen Be­mer­kun­gen hin­rei­ßen. Mal ist es das Lä­cheln, mal die Klei­dung und ein an­de­res Mal die Fi­gur der Mit­ar­bei­te­rin, die sie mit zwei­fel­haf­ten Kom­pli­men­ten kom­men­tie­ren. Zu sol­chen Vor­fäl­len im Be­ruf kommt es leicht bei Män­nern in hö­he­ren Po­si­tio­nen. Nur we­ni­ge Frau­en brin­gen die Cou­ra­ge auf, ei­nen ver­bal zu­dring­li­chen Chef in sei­ne Schran­ken zu ver­wei­sen. Das ist ihm wahr­schein­lich sehr be­wusst. Soll­te sie sich je­doch weh­ren, setzt sie sich mög­li­cher­wei­se Frau­en­ver­ach­tung in übels­ter Form oder Mob­bing aus.

Es ist für ei­ne Frau we­nig schmei­chel­haft, nicht als Per­son, son­dern als Ob­jekt ge­se­hen zu wer­den. Die Aus­re­de, se­xis­ti­sche An­ma­che doch nur gut zu mei­nen, hat aus­ge­dient. Wer pe­ne­trant gafft und das Äu­ße­re ei­ner Frau di­stanz­los be­wer­tet, hat den Schuss nicht ge­hört. Die reich­lich naï­ve Fra­ge, ob ein Kerl heu­te nicht mal mehr ei­ner Frau sa­gen darf, dass sie toll aus­sieht, ist eben­so von vor­ges­tern. Mit dem Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung je­den­falls kann sich nie­mand herausreden.

Mach lie­ber die­se Girls an!

Cat­cal­ler soll­ten sich dar­über klar wer­den, dass sich nie­mand ei­ne plum­pe se­xis­ti­sche An­ma­che ge­fal­len las­sen muss. So man­cher Mann mit ei­nem Über­maß an Tes­to­ste­ron wür­de in Ra­ge ge­ra­ten, wä­re sei­ne Freun­din, sei­ne Schwes­ter oder die Ma­ma die Ziel­schei­be von se­xis­ti­scher An­ma­che. In meh­re­ren eu­ro­päi­schen Län­dern sind Cat­calls schon ge­setz­lich verboten.

Wie ein­falls­los, ei­ne weib­li­che Per­son oh­ne de­ren Ein­wil­li­gung auf ih­re Op­tik zu re­du­zie­ren und ei­nen se­xu­el­len Zu­sam­men­hang her­zu­stel­len. Nie­mand fragt, ob es der Frau recht ist. Nie­mand nimmt dar­auf Rück­sicht, wenn sie ihr Un­be­ha­gen zeigt. Und nie­mand scheint es zu in­ter­es­sie­ren, was sie denkt und fühlt und wo­von sie träumt. Nur ih­re Hül­le scheint von Be­deu­tung für die Ty­pen, die sie mit ei­nem Cat­call be­ein­dru­cken oder in Ver­le­gen­heit brin­gen möchten.

Wie mit Cat­cal­ling umgehen?

Sexistische Anmache: Catcalling ist kein Ausdruck männlicher DominanzFrau­en fas­sen die se­xis­ti­sche An­ma­che un­ter­schied­lich auf. Für man­che ist sie ei­ne un­an­ge­neh­me All­tags­er­schei­nung. An­de­re füh­len sich ernst­lich ver­un­si­chert. Sie zie­hen sich be­tont un­auf­fäl­lig an und wäh­len ein de­zen­tes Make-up, ob­wohl sie sich lie­ber stark schmin­ken. Ge­nervt re­agiert fast je­de Frau auf Cat­calls. Aber fast al­le ken­nen auch das Pro­blem, dass sich zahl­rei­che Män­ner nicht vom Cat­cal­ling ab­hal­ten las­sen. Die­se ha­ben sich an die Kom­men­ta­re, Pfif­fe, Knutsch­ge­räu­sche und Schlim­me­res ge­wöhnt, um da­mit ihr Selbst­wert­ge­fühl zu stär­ken. Da­her ver­wun­dert es nicht, dass vor al­lem sol­che Män­ner durch se­xis­ti­sche An­ma­che auf­fal­len, die nicht be­son­ders gut beim weib­li­chen Ge­schlecht an­kom­men oder in an­de­ren Le­bens­be­rei­chen we­nig Er­folg ver­zeich­nen können.

Frau­en, die die­se Zu­sam­men­hän­ge durch­schau­en, kön­nen dar­über nach­den­ken, ob und wie sie sich ge­gen Cat­cal­ler weh­ren wol­len. Sie brau­chen Ideen, wie sie ih­rer­seits die Ty­pen ver­un­si­chern und ih­nen ein schlech­tes Ge­fühl ver­mit­teln. Al­ler­dings gibt es nicht die ei­ne op­ti­ma­le Tak­tik. Ei­ni­gen Frau­en fällt es re­la­tiv leicht, ei­ne se­xis­ti­sche An­ma­che zu über­ge­hen. An­de­re wol­len nicht dar­auf ver­zich­ten, den Tä­ter mit dem Cat­cal­ling zu kon­fron­tie­ren. Die Be­läs­ti­ger ti­cken eben­falls un­ter­schied­lich: Man­che spornt es an, über­se­hen zu wer­den, an­de­re füh­len sich da­durch ir­ri­tiert. Je­de Frau soll­te so re­agie­ren, wie es ih­rem We­sen ent­spricht, weil sie so am au­then­tisch­ten rüberkommt.

Ei­ne se­xis­ti­sche An­ma­che kom­plett zu igno­rie­ren, ist viel­fach die ein­fachs­te Lö­sung. Kopf hoch, kei­ne Mie­ne ver­zie­hen und wür­de­voll schrei­ten, als sei nichts ge­sche­hen. Das ist zwar kei­ne Lek­ti­on für den Cat­cal­ler, aber auch kei­ne Be­stä­ti­gung für sein Ver­hal­ten. Wählt die Frau die Mög­lich­keit der Kon­fron­ta­ti­on, gilt die Re­gel: den Tä­ter sie­zen und ihn knall­hart auf­for­dern, das Cat­cal­ling zu un­ter­las­sen. Da­zu ge­hört ein­deu­tig Mut. Wich­tig ist es, dass die Ab­leh­nung di­rekt, ent­schlos­sen und mit lau­ter Stim­me erfolgt.

Kiss Kiss (Tarkan)

Man­che Frau­en be­fol­gen lie­ber den Ex­per­ten­rat, ei­ne se­xis­ti­sche An­ma­che und Cat­cal­ling mit ei­nem Lied zu be­ant­wor­ten. Zu pfei­fen oder zu sin­gen, ver­leiht ein kraft­vol­les Ge­fühl. Der Be­läs­ti­ger wird von die­ser Re­ak­ti­on über­rascht und even­tu­ell aus dem Kon­zept ge­bracht. Fra­gen wie "Was soll das?" gilt es un­be­dingt zu ver­mei­den. Höf­lich dar­um zu bit­ten, die se­xis­ti­sche An­ma­che zu be­en­den, dürf­te we­nig ef­fek­tiv sein. Zö­ger­li­ches Auf­tre­ten und un­ver­hoh­le­ne Ver­le­gen­heit kann Übel­tä­ter in ih­rem Tun be­stä­ti­gen. Viel­leicht füh­len sie sich so­gar auf­ge­for­dert, die se­xis­ti­sche An­ma­che fort­zu­set­zen und zu verstärken.

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