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Liebesdienerinnen mit staatlichem Zertifikat
Sexuelle Dienstleistungen auf Krankenschein für pflegebedürftige Männer
Anna (23) aus dem holländischen Arnheim ist "zertifizierte Prostituierte" und bietet Sex auf Krankenschein an. Ihre Liebesdienste offeriert sie seit mittlerweile vier Jahren – und nun mit der staatlichen Zertifizierung auch einem ganz speziellen Klientel: Menschen mit Behinderungen.
Aus den Niederlanden berichtet unsere holländische Korrespondentin Mieke Weetjen:
Abends, wenn Männer in dunklen Mänteln durch die Gassen des beschaulichen Arnheim huschen, um Einlaß zu finden in einem Bordell, warten dort Dirnen auf ihre Freier. Anders zu geht es bei der drallen Anna. Sie hat blonde Haare, ellenlange Beine und einen Körper, vom dem viele nur träumen. Und sie arbeitet als Prostituierte, doch im Auftrag der Gesundheit und des Allgemeinwohls. Anna ist zertifizierte Sexarbeiterin. Bei ihr gibt es Sex auf Rezept. Ihren Job übt sie tagsüber aus wie eine Büroangestellte mit normalem Alltag.
Seit zwei Jahren steigt der Anteil der Frauen kontinuierlich
Ihr "Salon", so wie sie ihre hübsch zurecht gemachten Räume im Norden des Städtchens nennt, ist gemütlich eingerichtet, erinnert aber ein bißchen an eine Massagepraxis mit den großen, weißen Liegen. Hier ist ihr Arbeitsplatz. Menschen, denen das Schicksal übel mitgespielt hat, die seither oder gar von Geburt an mit einer Behinderung leben müssen. Manche sitzen im Rollstuhl, anderen fehlen Gliedmaßen oder sie sind halbseitig gelähmt. Alle haben eines gemeinsam: sie können sich aus eigener Kraft nicht oder nicht mehr sexuell selbst befriedigen. Diesen Part übernehmen Sexarbeiterinnen wie Anna. Die Krankenkasse bezahlt für diese Dienstleistungen der besonderen Art jedoch nur, wenn neben dem Versehrtenstatus der Nachweis erbracht wird, daß sie auf staatliche Hilfe angewiesen sind.
Zu 80 Prozent gehören Männer zu ihren "Klienten", wie Anna die Freier nennt. "Der Anteil der Frauen steigt seit etwa zwei Jahren kontinuierlich an", verrät uns die etwas mollige Blondine.
Sex auf Krankenschein macht für die Prostituierte das Leben finanziell planbar
Von den Geldern der öffentlichen Hand können sie einigermaßen gut leben, auch wenn sie betont, daß ihre freiberuflichen Kolleginnen deutlich mehr verdienen würden als sie. "Reich werde ich damit nicht, aber ich habe ein festes Einkommen, mit dem ich fest planen kann – und jeden Tag vollbringe ich weit mehr als nur eine gute Tat!", sagt Anna und lächelt zum Abschied das erste Mal an diesem Nachmittag.
Jetzt fordert eine Grünen-Politikerin die "sexuelle Dienstleistung auf Krankenschein" (Quelle: n‑tv) auch in Deutschland einzuführen. Warten wir ab, wie ihr Vorschlag im Deutschen Bundestag aufgenommen werden wird.