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Oralsex – diese Risiken gibt es
Oralsex erfordert vollen Einsatz des Mundes, der Lippen und der Zunge. Er gehört zum Sexleben dazu wie die Luft zum Atmen. Doch wie verhält es sich mit Safer Sex und Oralverkehr? Hier gibt es die Antwort und weiteres Wissenswerte.
Zum Oralsex gehören Praktiken, bei denen der Mund zum Einsatz kommt. Er dient der erregenden Stimulierung von Geschlechtsteilen und Anus. Hauptsächlich findet Oralverkehr aber an der Vagina und dem Penis statt. Er umfasst das Lecken, "Blasen", Lutschen und Saugen mit dem Mund beziehungsweise mit der Zunge.
Oralsex integriert auch die Stimulierung von erogenen Zonen, wie beispielsweise am After oder den Brustwarzen. Damit sind sensible Körperbereiche gemeint, durch die eine gesteigerte Libido zur sexuellen Erregung zu erzielen ist. In Bezug auf Safer Sex und Oralverkehr spielt hierbei lediglich das Lecken im Afterbereich eine Rolle – eine Stelle am Körper, die das höchste Erkrankungsrisiko birgt.
Safer Sex und Oralverkehr: das Risiko

Dass via Oralsex keine Befruchtung für eine Schwangerschaft stattfindet, ist selbsterklärend. Aber es gibt massenhaft Krankheitserreger, die durch Speichel- und Kontaktübertragung eine Ansteckung verursachen können. Dazu zählen auch Viren und Bakterien von Geschlechtskrankheiten sowie Pilzinfektionen. Damit besteht ein grundsätzliches Ansteckungsrisiko, wenn ohne Safer Sex Oralverkehr praktiziert wird.
Die meisten Erreger suchen ihren Weg durch die Mundschleimhäute in den Körper. Dort finden sie nicht nur ein überlebensfähiges Milieu vor, sondern auch beste Bedingungen zur Vermehrung. Damit nimmt eine Erkrankung ihren Lauf. Chlamydien, Herpes simplex, Gonorrhö, Syphilis und HPV sind typische übertragbare Erkrankungen beim Oralsex. Auch AIDS ist ein Thema.
Geringes Risiko
Anders als beim Ansteckungsrisiko durch vaginalen sowie analen Geschlechtsverkehr und infizierter Körperflüssigkeit, ist fast vom Safer Sex beim Oralverkehr zu sprechen. Denn die aufzunehmende Erregermenge ist in der Regel deutlich geringer als über Vaginalsekret oder Spermien.
Zudem verflüssigt der Speichel die Erreger. Ein Teil gelangt über das Schlucken in eine andere Richtung. Einige laufen mit dem Speichel wieder aus dem Mund. Manche probieren, in die Mundschleimhaut eintreten.
Insgesamt ergibt sich damit eine Erregermenge, die sich splittet und nur in sehr geringer eintreten kann. Selbst dies ist erschwert, weil gesunde Schleimhäute über eine schützenden Oberfläche verfügen. Normalerweise bedarf es eines starken Angriffs von zahlreichen Erregern, um diese natürliche Barriere zu durchbrechen. Folglich ist das Risiko sehr gering, sich durch Oralverkehr sich mit Krankheitserregern anzustecken – aber nie gänzlich auszuschließen.
Die Ausnahme: oraler Analsex
Aus dem Darm werden Giftstoffe und anderes "Material" aus dem Körper heraustransportiert, die der Körper nicht verwerten kann und ihm schaden könnten. Dazu gehören auch Erreger. Damit zählt der Darm zu den Organen, die mit den meisten schädlichen Stoffe in Kontakt kommen.
Nach dem Stuhlgang und dem Abwischen mit Toilettenpapier können sich weiterhin Krankheitserreger am äußeren Afterbereich befinden und beim Oralsex mit einem Lecken in den Mund gelangen. Hier ist das Risiko höher als beim Oralverkehr als an anderen Stellen, weil auch schädliche Darmbakterien beinhaltet sein können, zum Beispiel Salmonellen und Campylobacter. Gelangen sie über die Zunge in den Blutkreislauf und vermehren sich, sind schwere Infektionen möglich. Deshalb ist beim Anal-Oralverkehr Vorsicht geboten.
HIV
Die Aufklärung über HIV (AIDS) ist weiterhin in der Bevölkerung unzureichend. Deshalb stellt sich vor allem bei dieser Virus-Erkrankung die Frage, ob Safer Sex auch beim Oralverkehr gegeben ist. Die Antwort ist ja. Zwar befinden sich AIDS-Viren auch bei gut eingestellter Behandlung im Darm und werden ausgeschieden, aber in einer derartig geringen Menge, dass laut der Deutschen Aidshilfe keine Virenübertragung und Ansteckung möglich sei.
Ein gesteigertes Infektionsrisiko besteht allerdings, wenn der männliche Partner beim Blasen seines Penis eine größere Menge Spermien in den Mund abspritzt. Andersherum können sich auch ausreichend Viren für eine Ansteckung in größeren Mengen Vaginalsekret beim Lecken der Muschi befinden.
Ebenso, wie der sogenannte Lusttropfen beim Mann nicht ansteckend ist, so ist auch eine normal feuchte Muschi nicht in der Lage, HIV zu übertragen – auch nicht beim Oralsex während der Menstruation. Und wer ganz sicher gehen will, verwendet eine PrEP, die Pille gegen Aids.
Safer Sex beim Oralverkehr
Um stets auf der sicheren Seite zu stehen, empfiehlt es sich, generell vor dem Oralverkehr die Geschlechtsteile und den Anus gründlich zu reinigen. Seit der Corona-Epidemie weiß jeder, dass ein Einseifen für mindestens 20 Sekunden zuverlässig Viren und Bakterien abtöten. Dadurch zerbrechen die äußeren Lipidschichten der Erreger, wodurch sie in sich zusammenfallen und jegliche Funktionsfähigkeit verlieren. Sie sterben ab.
Vor allem bei häufiger wechselnden Sexpartnern und One-Night-Stands mit Unbekannten sollte im Rahmen von Safer Sex beim Oralverkehr auf diese Reinigungsmaßnahmen bestanden werden. Die Zeit muss sein.
Gibt es keine Reinigungsmöglichkeit in der nahen Umgebung, ist es angeraten, auf Oralsex zu verzichten oder zumindest nur über eine kurze Dauer zu vollziehen. Das senkt das Risiko im Fall der Fälle, zahlreiche Erreger aufzunehmen, die Infektionen auslösen könnten.
Das gründliche Waschen mit Seife ist in der heutigen Zeit auch oder vor allem beim Sex ein unerlässlicher Standard. Einige Umfragen ergaben in der Vergangenheit, dass zunehmend häufiger auf Safer Sex verzichtet wird. Das bestätigen auch die rasant zunehmenden Zahlen von ungeplanten Schwangerschaften durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit kurzen Bekanntschaften und die Zunahme von Geschlechtskrankheiten. Mediziner raten eindringlich, vermehrt auf Safer Sex auch beim Oralverkehr zu achten.