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So bekommst du das HIV-Medikament
Aids ist weltweit weiterhin stark verbreitet, aber dank der Anti-Aids-Pille müssen sich gesunde Menschen keine Gedanken mehr über eine Ansteckung machen. Die medizinische Forschung hat hier hervorragende Dienste geleistet, um die Erkrankung einzudämmen und eine Ausbreitung zu unterbinden. Kurz PrEP genannt, ist das Präparat pre-exposure prophylaxis (HIV-Präexpositionsprophylaxe) seit 2016 in der Europäischen Union (EU) zugelassen. Doch wie ist es zu bekommen und was kostet es? Die Antworten gibt es hier.
Die PreP, die die "Anti-Aids-Pille", kurz erklärt
Die Anti-Aids-Pille ist ein Kombinationspräparat, das die Wirkstoffe Emtricitabin (FTC) und Tenofovirdisoproxil (TDF) beinhaltet. Sie gilt der Präexpositionsprophylaxe, die einer möglichen Ansteckung durch HIV-Kontakt vorbeugt und damit wie eine Safer-Sex-Methode wirkt, wie Kondome, aber auf eine andere und sichere Weise.
Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen – vorausgesetzt, es erfolgt eine korrekte Anwendung.
➤ Wirkung
Die beinhalteten Wirkstoffe wirken direkt in den Zellen von Schleimhäuten, wo infizierte Körperflüssigkeiten das höchste Ansteckungsrisiko besitzen. Davon betroffen sich vor allem die Vagina und der Darm bei Analsex. Um eine ausreichende Wirkung zu erzielen, hat sich eine Mindestmenge der Wirkstoffe im Blut zu befinden.
Die Inhaltsstoffe geben bei einer Aids-negativen Person vor, HIV-positiv zu sein. Gelangen nun von einem Aids-positiven Sexpartner die Viren in die Schleimhautzellen einer gesunden Person, erfolgt keine Vermehrung. Ohne diese stirbt der Erreger ab.
Eine (theoretisch) infizierte Person kann sich grundsätzlich kein zweites Mal bei "bestehender" Infektion mit einem gleichen Virus anstecken, gleich, um welches Virus sich dabei handelt. Nach der Wirkungsdauer des Präparats endet auch die medikamentöse "Täuschung" und somit auch der Schutz.
➤ Risiko
Wie bei fast jedem Arzneimittel besteht die Gefahr einer körperlichen Resistenz. Das bedeutet, dass der Körper die Wirkstoffe nicht annimmt beziehungsweise sich immun dagegen erweist. Eine Wirkung bleibt aus.
Das kann bei der Anti-Aids-Pille auch trotz vorschriftsmäßiger Anwendung vorkommen. Aber das ist sehr selten, denn bisher sind aus aller Welt nur eine niedrige einstellige Anzahl von Fällen bekannt.
HIV-PreP auf Rezept
Zum Schutz vor HIV verschreiben Ärzte die Anti-Aids-Pille entweder auf Kassen- oder auf Privatrezept. Ein ärztliches Rezept ist unerlässlich, um das Medikament in der Apotheke erhalten zu können. PrePs sind somit rezeptpflichtig.
Zugelassen zur Rezeptausstellung sind ausschließlich Ärzte, die sich mit Aids auskennen. Kontaktinformationen geeigneter Ärzte sind über die Aidshilfe oder den Verband niedergelassener HIV-Ärzte erhältlich.
➤ Gesetzliche Krankenkasse
Seit 2019 übernehmen die Krankenkassen die PreP-Kosten. Voraussetzung ist, dass ein erhöhtes HIV-Ansteckungsrisiko gegeben ist. Das kann der Fall sein, wenn Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person stattfand beziehungsweise die Vermutung vorliegt oder der feste Partner HIV-erkrankt ist. Dem rezeptausstellenden Arzt obliegt es, die Indikation festzustellen. Dazu bedient er sich einer vorgegebenen Checkliste.
➤ Privatrezept
Im Falle eines Privatrezepts entfällt die zwingende Indikation. Somit können auch Personen die Anti-Aids-Pille verschrieben bekommen, die beispielsweise rein prophylaktisch ausgestattet sein wollen, falls sie in Risikogebieten einem Fremden verfallen sollten. Privatrezepte sind aus eigener Tasche zu bezahlen. Wer über eine private Krankenkasse verfügt, kann versuchen, sich für das PreP die Kosten erstatten zu lassen.
Auf Privatrezept ist jedes PreP-Präparat verschreibbar, das in Deutschland über eine gültige Zulassung verfügt. Bei Kassenrezepten kann hingegen eine Vorgabe bestimmter Arzneimittel gegeben sein. Das ergibt sich in der Regel aus dem jeweiligen Leistungskatalog der Krankenkassen, wobei diese oftmals nach dem günstigeren Preis entscheiden.
Was kostet eine PreP?
Eine Monatspackung kostet in der Apotheke durchschnittlich zwischen 46 Euro und 59 Euro. Die Sozialversicherung übernimmt seit 2024 die Kosten bis zu 60 Euro pro Monat für Versicherte ab 16 Jahren. Lediglich der übliche gesetzliche Eigenanteil von aktuell 10 Euro ist vom Patienten selbst zu tragen.
Anti-Aids-Pille aus dem Ausland bestellen
Über das Internet ist nahezu alles erhält, auch PrePs. Manche Online-Ärzte im Ausland vertreiben sie, aber auch der Schwarzmarkt floriert. Doch Vorsicht, der Kauf im Ausland – auch persönlich vor Ort –, ist mit hohen Risiken verbunden.
➤ Illegale Einfuhr
Ist die "HIV-Pille" nicht in Deutschland zugelassen, ist eine Einfuhr illegal. Dem Besteller/Käufer droht zwar keine Strafe, aber das Präparat wird eingezogen und das Geld ist weg.
➤ Unbekannte Inhaltsstoffe
Ein sehr gefährlicher Punkt sind die Inhaltsstoffe. In Deutschland unterliegen die Medikamente strengen pharmazeutischen Kontrollen und dürfen nicht ohne umfangreiche Tests und Vorsichtsmaßnahmen in den Markt eingebracht werden.
Das ist bei Produkten im Ausland häufig nicht gegeben. Hier laufen Käufer Gefahr, ein Produkt mit wirkungslosen Inhaltsstoffen zu bekommen. Schlimmstenfalls sind gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe inkludiert, die sogar lebensgefährlich für den Patienten sein können.
➤ Mangelhafte Beratung und Aufklärung
Häufig fehlt es beim Kauf eines Präparats aus dem Ausland an kompetenter medizinischer Beratung und Aufklärung. Falsche Dosierungsempfehlungen und Einnahmefehler machen ein PreP unbrauchbar. Das Präparat, das Schutz bieten sollte, ist folglich nutzlos und wiegt Patienten in falscher Sicherheit.
Deshalb: Hände weg von der Anti-Aids-Pille aus dem Ausland und dem Selbstversuch! Ansonsten: viel Spaß beim Sex – ohne Gedanken an Aids oder das HI-Virus.