Rät­sel­haf­te Ri­tua­le im Er­fur­ter Stadtwald

Er­furt, be­kannt für sei­ne his­to­ri­sche Alt­stadt, sei­ne im­po­san­te Ka­the­dra­le und… Fes­sel­spie­le im Park? Et­was scheint in der thü­rin­gi­schen Lan­des­haupt­stadt an­ders zu sein. Ge­hen Sie nicht al­lei­ne in den Wald, sonst könn­ten Sie Zeu­ge ei­ner ver­meint­li­chen Not­si­tua­ti­on wer­den. Ei­ne "Frau im Wald ge­fes­selt" hat zu­min­dest ei­ne Park­be­su­che­rin beobachtet.

Frau im Wald ge­fes­selt: Ech­te Ge­fahr oder ein harm­lo­ses Spiel?

Die be­sorg­te Zeu­gin war si­cher nicht dar­auf vor­be­rei­tet, als sie ih­ren Sonn­tag­nach­mit­tags­spa­zier­gang durch den Nord­park von Er­furt mach­te. Da war sie, ei­ne an­schei­nend ge­fes­sel­te Frau, die an ei­nen Baum ge­bun­den war. Alarm­glo­cken läu­te­ten. Ein kri­mi­nel­les Dra­ma? Ein ent­lau­fe­ner Zau­ber­künst­ler, der den Trick mit dem Ent­kom­men ver­patzt hat? Oder viel­leicht ei­ne ver­irr­te Theaterszene?

Aber halt, da war noch der Fo­to­graf, der ge­dul­dig das per­fek­te Licht ab­war­te­te. Die Ka­me­ra in der ei­nen, das Ob­jek­tiv in der an­de­ren Hand. Auf ei­nem Baum­stumpf da­ne­ben: di­ver­se Sei­le, Gur­te und an­de­res Bondage-Zubehör.

Was für den Durch­schnitts­bür­ger nach ei­nem Kri­mi­nal­fall aus­sieht, war für die­ses Paar ein nor­ma­les Wo­chen­en­de. Ih­re Vor­lie­be für Bon­da­ge hat­te sie an die­sen et­was un­ge­wöhn­li­chen Ort ge­führt. Viel­leicht war die ver­trau­te Um­ge­bung zu Hau­se ein­fach zu lang­wei­lig geworden?

Po­li­zei mit au­ßer­ge­wöhn­li­chen Ein­sät­zen vertraut

Die Po­li­zis­ten von Er­furt sind of­fen­sicht­lich ei­ni­ges ge­wöhnt. Ob­wohl sie be­stimmt nicht täg­lich mit ero­ti­schen Wald­sze­na­ri­en kon­fron­tiert wer­den, zeig­ten sie Ver­ständ­nis. Sie er­klär­ten, dass das Fes­sel­spiel zwi­schen zwei ein­ver­nehm­li­chen Er­wach­se­nen kein Ver­bre­chen dar­stellt. Trotz­dem emp­fah­len sie dem Paar, ih­re Ak­ti­vi­tä­ten in ei­ner we­ni­ger öf­fent­li­chen Um­ge­bung fortzusetzen.

Das BON­DA­GE Dating

Ei­ni­ge Pas­san­ten könn­ten ar­gu­men­tie­ren, dass die kul­tu­rel­le Land­schaft von Er­furt durch sol­che Ver­an­stal­tun­gen be­rei­chert wird. An­de­re wie­der­um wür­den vor­zie­hen, dass sol­che in­ti­men Mo­men­te hin­ter ver­schlos­se­nen Tü­ren blei­ben. Ei­nes ist je­doch si­cher: Die­ser Park­be­such wird für die Zeu­gin un­ver­gess­lich blei­ben. Ein ein­fa­cher Sonn­tags­aus­flug ver­wan­del­te sich in ei­ne Ge­schich­te, die sie auf je­der Par­ty er­zäh­len kann.

Die Mo­ral der Ge­schich­te? Wenn man sei­ne Lei­den­schaft aus­le­ben möch­te, ist es im­mer rat­sam, über den Ort nach­zu­den­ken. Nicht je­der Ort ist für je­des Hob­by ge­eig­net. Für das nächs­te Mal könn­ten die bei­den sich viel­leicht ein Ho­tel­zim­mer, ein Stu­dio oder zu­min­dest ei­nen gut ver­steck­ten Wald­weg aus­su­chen. Und für al­le, die das nächs­te Mal ei­nen Spa­zier­gang im Er­fur­ter Nord­park pla­nen: Neh­men Sie Ih­re Ka­me­ra mit, wer weiß, was Sie dort ent­de­cken werden.

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Am En­de die­ses amü­san­ten Vor­falls bleibt die Er­kennt­nis, dass die Welt vol­ler Über­ra­schun­gen ist. Und ja, falls Sie dem­nächst durch den Er­fur­ter Stadt­wald schlen­dern und auf ei­ne "Frau im Wald ge­fes­selt" sto­ßen, be­wah­ren Sie Ru­he. Es könn­te ein­fach nur ein harm­lo­ses Fo­to­shoo­ting sein.

Die fei­ne Gren­ze zwi­schen öf­fent­li­chem und pri­va­tem Vergnügen

Man könn­te sich fra­gen: Wie­so ent­schei­den sich Men­schen über­haupt für solch ex­po­nier­te Or­te, um ih­re spe­zi­el­len Vor­lie­ben aus­zu­le­ben? Es ist wahr­schein­lich die Mi­schung aus Ad­re­na­lin, der po­ten­zi­el­len Ge­fahr ent­deckt zu wer­den und dem na­tür­li­chen Am­bi­en­te, das ei­ne Wald­land­schaft bie­tet. Aber wenn das Ad­re­na­lin in die Ro­man­tik ein­dringt, kann das Er­geb­nis oft mehr Ko­mö­die als In­ti­mi­tät sein.

Es gibt zahl­rei­che Ge­schich­ten von Paa­ren, die von Jog­gern, Spa­zier­gän­gern und so­gar Wild­tie­ren wäh­rend ih­rer in­ti­men Mo­men­te in der frei­en Na­tur über­rascht wur­den. Ei­ni­ge die­ser Ge­schich­ten en­den mit pein­li­chen Bli­cken und her­vor­sprin­gen­den Au­gen­brau­en, wäh­rend an­de­re mit ei­nem freund­li­chen Lä­cheln oder ei­nem rat­lo­sen Kopf­schüt­teln ab­ge­tan werden.

Was wir aus die­ser Er­fah­rung ler­nen können

Wie vie­le Din­ge im Le­ben ist das Gan­ze ei­ne Fra­ge des rich­ti­gen Ti­mings und der rich­ti­gen Orts­wahl. Der Nord­park von Er­furt, be­liebt bei Fa­mi­li­en, Jog­gern und Spa­zier­gän­gern, ist wahr­schein­lich nicht der bes­te Ort für ein Bon­da­ge-Fo­to­shoo­ting. Viel­leicht wä­re ein pri­va­ter Gar­ten oder ein ab­ge­le­ge­nes Wald­stück ei­ne bes­se­re Wahl gewesen.

Das BON­DA­GE Dating

Doch es gibt auch ei­ne an­de­re Lek­ti­on, die man hier zie­hen kann. In ei­ner Zeit, in der vie­le Men­schen schnell ur­tei­len und in Pa­nik ge­ra­ten, war die Re­ak­ti­on der Er­fur­ter Po­li­zei be­mer­kens­wert ru­hig und ver­ständ­nis­voll. Sie ha­ben die Si­tua­ti­on schnell ein­ge­schätzt, er­kannt, dass kein Ver­bre­chen vor­lag und ha­ben den­noch mit Em­pa­thie und Pro­fes­sio­na­li­tät gehandelt.

Ein hu­mor­vol­les En­de ei­nes un­er­war­te­ten Tages

Das Paar, si­cher­lich noch mit ro­ten Wan­gen, wird die­sen Tag im Nord­park von Er­furt nicht so schnell ver­ges­sen. Wäh­rend sie sich wahr­schein­lich über ei­nen an­de­ren Ort für ihr nächs­tes Fo­to­shoo­ting Ge­dan­ken ma­chen, kön­nen wir uns al­le ein Lä­cheln nicht verkneifen.

Auch wenn die thü­rin­gi­sche Lan­des­haupt­stadt Er­furt für vie­le Se­hens­wür­dig­kei­ten be­kannt ist, wird sie, zu­min­dest für ei­ni­ge, im­mer als der Ort in Er­in­ne­rung blei­ben, an dem ei­ne "Frau im Wald ge­fes­selt" für ei­nen hu­mor­vol­len und un­er­war­te­ten Ta­ges­aus­klang sorgte.

Quel­le: T‑Online