Inhaltsverzeichnis
Der öffentliche Upskirt ist verboten
Beim Upskirt (skirt = Englisch für Rock) handelt es sich um den Blickwinkel, bei dem Frauen unter den Rock geblickt wird oder geschaut werden kann. Mit Upskirting ist der Blick oder das unter einen Rock gerichtete Foto gemeint. Die Faszination der Upskirt-Perspektive besteht seit Jahrhunderten. Entsprechende Bilder und Videos beispielsweise in Pornos stoßen häufig auf voyeuristisches Interesse.
Historischer Rückblick
Anno 1767 zeigte der französische Rokkoko-Maler Jean-Honoré Fragonard erstmals sein Gemälde "Die Schaukel" ("L'Escarpolette") mit einem jungen Mädchen auf der Schaukel. Durch die Bewegung werden die Beine unter dem langen Rock sichtbar und erregen Aufmerksamkeit bei einem jungen Mann. Das berühmteste Foto aus der Upskirt-Perspektive des 20. Jahrhundert zeigt Hollywoodstar Marilyn Monroe in dem Film "Das verflixte 7. Jahr" von 1954: Das Sexidol jener Zeit zeigt sich im weißen Kleid mit weitem Rock in einer Flying-Skirt-Pose bis zur Unterwäsche.
Mit der Verbreitung der Handys entwickelte sich das Upskirt-Phänomen auch hierzulande. Immer öfter fühlten sich Mädchen und Frauen als Opfer von sogenannten "Handy-Spannern", die ihnen sogar in der Öffentlichkeit unter den Rock guckten und die Schnappschüsse auf ihren Mobiltelefonen festhielten.
Upskirt – inzwischen kriminalisiert
In Pornovideos gern gesehen und bei Frauensportarten wie Eislaufen oder Tennis unvermeidlich: Der Blick unter den Rock bleibt nach wie vor für viele ein besonderer Kick. Doch Upskirt ohne Einwilligung der Abgelichteten erfüllt in vielen Ländern einen strafrechtlichen Tatbestand und wird einer sexuellen Belästigung gleichgesetzt.
Lies auch:
• Hat der Fall Gina-Lisa Lohfink das Sexualstrafrecht reformiert?
• Jasmin: Ich fotografiere heimlich Pärchen beim Sex
• Exhibitionisten und Voyeure: Ewig reizt der heimliche Blick
• Sexy Kurzgeschichte: Der Voyeur vom Balkon
Es gibt aber auch zeigefreudige Frauen, die sich gern als Motiv für Upskirt-Fotos zur Verfügung stellen oder selbst freizügige Selfies veröffentlichen. Für die Betrachter kann sich dabei ein Reiz wie beim Spannen einstellen, ein Eldorado für Voyeure.
Im November 2019 erfolgte in Berlin der Beschluss über einen Gesetzentwurf zur Kriminalisierung von Upskirting, dem "Unter-den-Rock-fotografieren". Bereits Anfang des Monats November war vom Bundesrat ein Gesetzentwurf gegen die "Bildaufnahme des Intimbereichs einer anderen Person" verabschiedet worden. Anfang Juli 2020 stimmte dann der Bundestag für die Einführung des neuen Gesetzes. Die Einwilligung des Bundesrates erfolgte am 18. September 2020. Seit dem 1. Januar 2021 ist es in Kraft: Upskirt-Aufnahmen ohne Einwilligung können eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren nach sich ziehen.
Ein Schritt in Richtung mehr Privatsphäre und Würde
In einer Zeit, in der die Privatsphäre und Würde des Einzelnen immer mehr durch die unerlaubte Verbreitung von intimen Bildern bedroht wird, ist der neue Gesetzentwurf gegen das sogenannte "Upskirting" ein entscheidender Schritt nach vorne. "Upskirting" bezeichnet das heimliche Fotografieren oder Filmen unter die Kleidung einer Person, speziell in den Intimbereich, ohne deren Zustimmung. Dieses Verhalten ist nicht nur eine massive Verletzung der Privatsphäre, sondern auch ein Akt, der die Würde des Opfers verletzt.
Hintergrund des Gesetzentwurfs
Der Gesetzentwurf ist eine Reaktion auf eine zunehmende Anzahl von Fällen, in denen Personen, meist Frauen, ohne ihr Wissen in intimen Momenten fotografiert oder gefilmt wurden. Diese Bilder finden oft ihren Weg in das Internet und können schwerwiegende psychologische Auswirkungen auf die Opfer haben, einschließlich Angstzuständen, Depressionen und einem verminderten Gefühl der Sicherheit.
Was besagt der Gesetzentwurf?
Der Gesetzentwurf sieht vor, dass das heimliche Fotografieren oder Filmen des Intimbereichs einer Person ohne deren Zustimmung als Straftat angesehen wird. Dies schließt Situationen ein, in denen das Opfer sich in der Öffentlichkeit befindet, wie zum Beispiel in Parks, öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf der Straße. Täter, die für schuldig befunden werden, können mit Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen belegt werden.
Die Bedeutung für die Gesellschaft
Dieser Gesetzentwurf ist ein wichtiges Signal dafür, dass solche Verletzungen der Privatsphäre und Würde nicht toleriert werden. Er trägt dazu bei, ein Bewusstsein für die Ernsthaftigkeit dieser Handlungen zu schaffen und bietet gleichzeitig den Opfern einen rechtlichen Rahmen, um sich zu wehren.
Auswirkungen auf die Prävention
Durch die Kriminalisierung des "Upskirting" erhofft man sich auch eine präventive Wirkung. Die Angst vor rechtlichen Konsequenzen könnte potenzielle Täter davon abhalten, solche Handlungen zu begehen. Gleichzeitig ist es ein Aufruf an die Gesellschaft, wachsamer zu sein und Fälle von "Upskirting" zu melden.
Herausforderungen und Kritik
Trotz der positiven Aspekte des Gesetzentwurfs gibt es auch Herausforderungen und Kritik. Einige Experten weisen darauf hin, dass die Durchsetzung schwierig sein könnte, insbesondere in Fällen, in denen es keine Zeugen gibt oder die Täter schwer zu identifizieren sind. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der Abgrenzung zwischen illegalen Handlungen und der Freiheit der Fotografie in öffentlichen Räumen.
Warum fotografieren manche Männer heimlich Frauen?
Das heimliche Fotografieren von Frauen durch Männer ist ein Thema, das ernste Bedenken hinsichtlich Privatsphäre, Respekt und gesellschaftlicher Ethik aufwirft. Dieses Verhalten kann durch verschiedene psychologische und soziokulturelle Faktoren motiviert sein und hat weitreichende Implikationen für das Verhältnis zwischen den Geschlechtern und das Verständnis von Konsens und Privatsphäre in der modernen Gesellschaft.
Zunächst ist es wichtig, das Phänomen in den Kontext der heutigen digitalen Welt zu stellen. Die Allgegenwart von Smartphones mit hochentwickelten Kameras und die Anonymität, die durch das Internet geboten wird, haben es einfacher gemacht, heimlich Fotos zu machen und diese möglicherweise online zu teilen. Dieses Verhalten ist oft ein Ausdruck von Macht und Kontrolle, ein Versuch, die Autonomie der fotografierten Person zu untergraben.
Psychologisch gesehen kann das heimliche Fotografieren ein Symptom tieferliegender Probleme sein, wie etwa eines Mangels an Empathie, Respektlosigkeit gegenüber Grenzen und Privatsphäre anderer Menschen oder sogar sexueller Devianz. In einigen Fällen kann es auch mit Persönlichkeitsstörungen oder sozialen Unzulänglichkeiten zusammenhängen, die dazu führen, dass Individuen sich auf inakzeptable Weise bemächtigen.
Soziokulturelles Verhalten und männlich geprägte Machtstrukturen
Soziokulturell spiegelt dieses Verhalten oft die bestehenden Machtstrukturen und Geschlechterdynamiken wider. In vielen Gesellschaften werden Frauen traditionell als Objekte oder Besitz angesehen, was zu der Auffassung beiträgt, dass ihre Privatsphäre und Autonomie weniger geschützt sind. Das heimliche Fotografieren kann somit als Ausdruck von Geschlechterungleichheit und einem Mangel an Respekt für Frauen gesehen werden.
Darüber hinaus spielt die Rolle der Medien und Popkultur eine wichtige Rolle bei der Formung von Einstellungen und Verhaltensweisen. Filme, Fernsehsendungen und Online-Plattformen, die stalkerähnliches Verhalten romantisieren oder trivial machen, können zu einer Verharmlosung dieses ernsten Problems beitragen.
Es ist entscheidend, dass Gesellschaft und Gesetzgeber dieses Verhalten ernst nehmen und entsprechend reagieren. Dies beinhaltet die Schaffung und Durchsetzung von Gesetzen zum Schutz der Privatsphäre und Autonomie von Individuen, sowie Bildungsprogramme, die Empathie und Respekt für die Grenzen anderer fördern. Nur durch ein gemeinsames Bestreben, das Bewusstsein zu schärfen und Verhaltensnormen zu verändern, können wir hoffen, dieses bedenkliche Phänomen zu bekämpfen und eine respektvollere und sicherere Gesellschaft für alle zu schaffen.
Wie können sich Frauen in einer solchen Situation wehren?
Frauen, die sich in Situationen befinden, in denen sie heimlich fotografiert werden, können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen und zu wehren. Hier sind einige Strategien:
- Konfrontation und Ansprechen des Täters: Wenn es sicher erscheint, kann die direkte Konfrontation des Fotografierenden manchmal effektiv sein. Es ist wichtig, klar und bestimmt zu kommunizieren, dass das Verhalten nicht akzeptabel ist und sofort gestoppt werden muss.
- Suche nach Zeugen oder Unterstützung: In öffentlichen Räumen kann es hilfreich sein, andere Personen auf die Situation aufmerksam zu machen. Das Einbeziehen von Zeugen kann den Täter abschrecken und zusätzliche Unterstützung bieten.
- Dokumentation des Vorfalls: Wenn möglich, sollte der Vorfall dokumentiert werden, sei es durch Aufzeichnungen, Fotos des Täters oder Notizen zum Geschehen. Diese Informationen können nützlich sein, wenn rechtliche Schritte unternommen werden.
- Meldung bei den zuständigen Behörden: Es ist wichtig, den Vorfall bei der Polizei oder anderen zuständigen Behörden zu melden. In vielen Ländern gibt es Gesetze, die das heimliche Fotografieren unter Strafe stellen.
- Einsatz von Körpersprache: Nichtverbale Signale wie entschiedenes Wegschauen oder Weggehen können ebenfalls wirksam sein, um die Absicht zu signalisieren, dass das Verhalten nicht toleriert wird.
- Information und Sensibilisierung: Frauen können sich über ihre Rechte informieren und sich in Selbstverteidigungskursen oder Workshops zur persönlichen Sicherheit fortbilden.
- Nutzung von Hilfsmitteln: Apps oder Geräte, die bei Belästigung Alarm auslösen, können in solchen Situationen hilfreich sein.
- Aufklärung und Prävention: Die Teilnahme an Kampagnen oder Initiativen, die sich gegen das heimliche Fotografieren richten und für mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für dieses Thema sorgen, kann langfristig zur Prävention beitragen.
- Psychologische Unterstützung: In manchen Fällen kann das Erlebnis traumatisierend sein. Professionelle psychologische Unterstützung kann helfen, das Erlebte zu verarbeiten.