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Wenn der Sextrieb in andere Bahnen gelenkt wird
Einige Begriffe sind ähnlich, haben aber trotzdem eine grundverschiedene Bedeutung. Das trifft auf die Wörter Sublimierung und Sublimation zu. Letzteres wird in der Physik benutzt und bezeichnet den direkten Übergang eines Feststoffes in ein Gas. Dadurch wird beispielsweise selbst bei großer Kälte der Schnee weniger, wenn kein Neuschnee dazu kommt.
Was bedeutet aber Sublimierung?
Im Zusammenhang mit Sex wurde der Begriff zuerst von Sigmund Freud im Rahmen der Psychoanalyse gebraucht. Sublimierung kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie "etwas in die Höhe heben". Damit meinte Freud den Ersatz des Sextriebs (Libido) mit Leistungen auf sozialen und kulturellen Gebiet. Freud zufolge sei die Schaffenskraft und Kreativität der Künstler auf Sublimierung zurückzuführen. Sie ersetzten den in der Gesellschaft als minderwertig angesehenen Geschlechtstrieb mit dem höher (und positiv) bewerteten Drang nach Kreativität oder sozialen Engagement.
Heute gibt es sowohl positive als auch negative Stimmen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Kritiker bemängeln beispielsweise, dass der Begriff Sublimierung nicht exakt definiert sei und das in seiner Definition der Sexualtrieb als minderwertig und schlecht eingestuft sei. In der Realität handelt es sich um einen grundlegenden Instinkt, den der Mensch, so wie fast alle höheren Lebewesen, besitzt.
Sublimierung nach Freud
In seiner Psychoanalyse gibt Freud Beispiele für den Begriff. Dem berühmten Wiener Psychiater zufolge ist die Architektur der Ausdruck der Sehnsucht, in den Mutterleib zurückkehren zu können. Architekten würden Gebäude aus dem Wunsch nach Geborgenheit und Sicherheit errichten.
Auch die Neugier der Wissenschaftler, ihr ständiges Streben nach neuen Erkenntnissen und ihr Drang, bisher Unbekanntes zu erforschen, soll seine Ursache im Sexualtrieb haben. Auf diesem Gebiet haben die Menschen das Bedürfnis, ständig Neues zu erkunden und Erfahrungen zu sammeln.
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In besonderen Maß erwähnt Sigmund Freud die Medizin im Zusammenhang mit der Sublimierung. Das Interesse an Anatomie, Chirurgie und den Funktionen des menschlichen Körpers erklärt der Psychiater aus einem bereits in der Kindheit vorhandenen, unentwickeltem Sadismus. Wie jeder weiß, haben Kinder viel Freude daran, Dinge zu zerstören oder zu beschädigen. Durch Sublimierung wird dieser negative Drang in ein für die Gesellschaft wertvolles Verhalten, zum Beispiel die Chirurgie oder Medizin ganz allgemein, umgewandelt und dadurch der niedrige Sexualtrieb aufgewertet.
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