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Wenn es weh tut, wird es richtig geil
Schmerzen hat normalerweise niemand gern. Es gibt jedoch ausnehmen. Bei manchen Menschen lösen bestimmte Schmerzen sehr intensive Lustgefühle aus, die bei ihnen in der Regel zu einer starken Erregung bis hin zum Orgasmus führen. Man spricht dann vom Lustschmerz – und der spielt im Zusammenhang mit BDSM eine wichtige Rolle.
Lustschmerz total – auf die Grenzen kommt es an
Nicht jeder Schmerz kann auch ein Lustschmerz sein. Zahnschmerzen werden zum Beispiel in den meisten Fällen nicht als erregend empfunden. Beim Lustschmerz, der Fachausdruck dafür lautet Algolagnie, handelt es sich um eine bestimmte Form von Schmerz, der in erster Linie dann als sexuell erregend wahrgenommen wird, wenn er in einem bestimmten Kontext auftritt. So ein Kontext kann beispielsweise darin bestehen, wenn eine Domina ihrem Sklaven Schmerzen zuführt.
Neben den Schmerzen geht es dabei dann auch um Unterwerfung und Erniedrigung. Grundsätzlich eignet sich nahezu jede Körperstelle als Zielpunkt um jemanden Schmerzen zuzufügen. Beim Lustschmerz werden dabei häufig die Sexualorgane mit Händen oder Werkzeugen traktiert. Aber auch Peitschen- und Stockhiebe etwa auf den Rücken, den Hintern oder die Oberschenkel können zum Lustschmerz führen, um nur mal drei weitere Möglichkeiten zu nennen. Die Freude am Schmerz ist vielfältig.
Einem Schmerz geht immer eine bestimmte Reizung oder Verletzung voraus. Das ist auch beim Lustschmerz der Fall. Dabei spielt die Intensität dieser Reizung oder Verletzung eine große Rolle. Die unterscheidet sich naturgemäß von Mensch zu Mensch und hängt nicht zuletzt von einem gewissen Gewöhnungseffekt ab, der sich im Laufe der Zeit einstellen kann. Ein zu viel an Schmerzen kann allerdings fatale Folgen für die Gesundheit haben. Das Problem dabei ist weniger, dass auch mal Blut fließt, als der Umstand, dass Scherzen zu einem Schock und damit häufig zu massiven Kreislaufproblemen führen können.
Unter Umständen besteht also zumindest indirekt Lebensgefahr. Deshalb spielt bei SM-Spielen das sogenannte Safeword eine wichtige Rolle. Das Stoppwort ist ein bestimmtes, frei gewähltes Signalwort, dass von einer masochistischen Person ausgesprochen wird, wenn ihr die Schmerzzufügung zu viel wird. Es gilt: Sobald das Safeword fällt, wird der eher sadistisch veranlagte Partner seinen Handlungen sofort einstellen und sich um den Zustand seines "Opfers" kümmern.
Lustschmerz – Grenzen ausloten durch Schmerzreize
Schmerzen, Genuss und Ekstase, bis an die Grenzen und darüber hinaus. So wird Lustschmerz oft von Personen definiert, die diese erotische Spielart ausüben. In beidseitigem Einverständnis werden sexuelle Praktiken ausgeführt, die dem Bottom schmerzvolle Lust bereiten. Dabei ist dem Top freie Hand gegeben, es stehen unterschiedlichste Instrumente zur Verfügung, zum Beispiel Nippelklemmen, Nadelroller, Gürtel, Fesselpraktiken und vieles mehr. Dieses Erleben ist individuell und die Grenzen dementsprechend verschiebbar.
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Wie bei allen anderen Praktiken aus den Bereichen Fetisch, Bondage oder BDSM ist ein im Vorfeld vereinbartes Stoppwort unbedingt zu beachten. Das Zufügen und Empfangen von schmerzvoller Lust eine Praktik, die den Bottom bis an die Grenzen des Schmerzes und manchmal darüber hinaus führt. Der Begriff Lustschmerz wird synonym zu Sadomasochismus verwendet. Sadomasochismus wiederum ist eine kunstvolle Zusammensetzung der Begriffe Sadismus und Masochismus.
Sadismus
Sexuell motivierter Sadismus bezeichnet die aktive Form des Zufügens von Lustschmerz. Umgangssprachlich ist dem Begriff eine quälerische und bösartige Charakterisierung zugeordnet. Im Bereich der Sexualpraktiken ist der Top der Sadist, er fügt Lustschmerz zu und gewinnt selbst auch seine Lust daraus. Sadisten verfügen dementsprechend über ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Der Begriff Sadismus stammt von dem französischen Schriftsteller Marquis de Sade, dessen Werke von Gewaltfantasien und Pornografie geprägt sind.
Masochismus
Im Gegensatz zum Sadismus ist Masochismus die empfangende oder auch passive Form des Lustschmerzes. Masochistenziehen höchsten Genuss und sexuelle Erregung daraus, Schmerz oder Demütigungen zu empfangen. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen dieser Vorliebe. Der Masochist ist dem Sadisten in weiten Teilen ausgeliefert.
Ein entsprechendes Vertrauensverhältnis und ein hohes Maß an Können sind bei bestimmten Praktiken deshalb unbedingt notwendig. Der Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch ist Namensgeber des Masochismus, der die Praktik mehrmals und ausführlich in seinen Werken beschrieb.
Sadomasochismus – BDSM – Lustschmerz
Die unterschiedlichen Ausprägungen von Sadomasochismus haben eine weite Bandbreite. Von schmerzhaften Fesselspielen, Knebeln, Klemmen oder dem Einsatz von Peitschen bis hin zu Praktiken, die körperliche Verletzungen wie Blutergüsse oder ähnliches nach sich ziehen können. Lustvolles Erleben von Schmerz kann pure Hingabe und das Erlangen höchster Befriedigung bedeuten und ist eine relativ verbreitete praktizierte Form der sexuellen Ausdrucksweise.
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