Erotiklexikon: Hö­rig­keit

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See­li­sche oder se­xu­el­le Abhängigkeit

Un­ter Hö­rig­keit ist ei­ne zeit­lich be­grenz­te oder stän­di­ge Un­ter­wer­fung des ei­ge­nen Wil­lens ei­nes Men­schen un­ter den Wil­len ei­ner an­de­ren Per­son zu ver­ste­hen. Ent­we­der ge­schieht die Un­ter­wer­fung aus mehr oder we­ni­ger frei­en Stü­cken oder aber un­ter Zwang. Im Ge­gen­satz zum Ge­hor­sam äu­ßert sich hö­ri­ges Ver­hal­ten im blin­den Ver­trau­en in ei­ne an­de­re Person.

Wie wird Hö­rig­keit definiert?

Der Be­griff kommt in der heu­ti­gen Um­gangs­spra­che kaum noch vor. Im All­ge­mei­nen be­zeich­net Hö­rig­keit ei­ne un­ge­wöhn­lich star­ke emo­tio­na­le Bin­dung an ei­nen oder meh­re­re Men­schen. Da­für wer­den die per­sön­li­che Frei­heit und manch­mal so­gar die ei­ge­ne Men­schen­wür­de auf­ge­ge­ben. Es kann so weit ge­hen, dass der oder die Herrschende(n) das Über­schrei­ten von ge­setz­li­chen und mo­ra­li­schen Gren­zen verlangen.

Hörigkeit

In die­sem Zu­sam­men­hang gibt es aber nicht grund­sätz­lich Tä­ter und Op­fer. Man­che Men­schen fi­xie­ren sich to­tal auf ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe. Sie stär­ken ihr ei­ge­nes ge­rin­ges Selbst­be­wusst­sein, in­dem sie ih­ren Part­ner oder ih­re Part­ne­rin idea­li­sie­ren. Oft be­sitzt die­ses Form von Hö­rig­keit kei­ne ein­deu­tig se­xu­el­le Ausprägung.

Es gilt als ty­pisch für ein Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis, dass sich der ei­ne Part kom­plett un­ter­ord­net – und in sei­ner skla­vi­schen Un­ter­wer­fung ent­spre­chend aus­ge­nutzt wird. Doch die­se Ab­sicht be­steht nur sel­ten am An­fang ei­ner Beziehung.

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Hö­rig­keit ent­wi­ckelt sich meis­tens schlei­chend und be­ruht auf der je­wei­li­gen Part­ner­kon­stel­la­ti­on. Es soll au­ßer­dem cha­rak­te­ris­tisch für ein Hö­rig­keits­ver­hält­nis sein, dass sich die an­ge­him­mel­te Per­son zu­neh­mend teil­nahms­los und ab­wei­send verhält.

Se­xu­el­le Hörigkeit

Die­sen Be­griff präg­te der ös­ter­rei­chi­sche Neu­ro­lo­ge Ri­chard Frei­herr von Krafft-Ebing 1892. Dar­un­ter ist zu ver­ste­hen, dass sich je­mand sei­nem Se­xu­al­part­ner oder sei­ner Se­xu­al­part­ne­rin ge­gen­über ex­trem un­selbst­stän­dig und un­ter­wür­fig ver­hält. Wer ei­ner an­de­ren Per­son se­xu­ell hö­rig ist, ord­net sich de­ren Wün­schen und An­sprü­chen be­din­gungs­los un­ter. Die Ab­hän­gig­keit geht dann mit dem kom­plet­ten Ver­zicht auf se­xu­el­le Selbst­be­stim­mung ein­her. In ih­rer aus­ge­präg­ten Form kann sie so­gar mit Ma­so­chis­mus ver­wech­selt werden.

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• Was ist mit ei­nem Se­xua­li­täts­di­lem­ma gemeint?

Im Be­reich von BDSM ist Sub­mis­si­on (Un­ter­wer­fung) ein wich­ti­ger Fak­tor in un­ter­schied­li­chen Rol­len­spie­len. Sämt­li­che Va­ri­an­ten be­ru­hen dar­auf, dass die Teil­neh­mer ei­nem ver­än­der­ten Macht­ge­fü­ge zu­stim­men. Aus an­fangs gleich­be­rech­tig­ten Per­so­nen wer­den de­vo­te und do­mi­nan­te Part­ner (Sub und Top). Beim EPE (Ero­tic Power Ex­ch­an­ge = ero­ti­scher Macht­aus­tausch) gibt der oder die Sub frei­wil­lig ei­nen Teil sei­ner oder ih­rer Au­to­no­mie ab.

Wenn Lie­be in die Ab­hän­gig­keit führt

Ei­gent­lich kommt der Be­griff Hö­rig­keit aus dem Rechts­we­sen. Im Mit­tel­al­ter gab es die Be­zeich­nung Hö­ri­ge oder Leib­ei­ge­ne. Das wa­ren Bau­ern, die prak­tisch zum Land ge­hör­ten, über das ihr Feu­dal­herr herrsch­te. Die Hö­ri­gen muss­ten ih­rem Herrn Ab­ga­ben brin­gen, Fron­diens­te leis­ten und durf­ten oh­ne sei­ne Er­laub­nis we­der weg­zie­hen noch heiraten.

Was be­deu­tet se­xu­el­le Hörigkeit?

Da­mit ist ei­ne krank­haf­te Ab­hän­gig­keit ei­nes Men­schen von ei­nem an­de­ren ge­meint. Nicht sel­ten grün­det sich die Hö­rig­keit­auf die se­xu­el­le At­trak­ti­vi­tät des Part­ners. Das Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis ist meis­tens ein­sei­tig. Der Hö­ri­ge un­ter­wirft sich völ­lig sei­ner Her­rin oder sei­nem Herrn. Sie ist sein Le­bens­mit­tel­punkt. Ty­pisch für se­xu­el­le Hö­rig­keit ist, dass der Ab­hän­gi­ge sei­ne so­zia­len Kon­tak­te ver­nach­läs­sigt und ge­gen­über Au­ßen­ste­hen­den Teil­nahms­lo­sig­keit und Apa­thie zeigt. Die Her­rin oder der Herr wer­den idea­li­siert und geis­tig auf ein Po­dest ge­stellt. Hö­rig­keit äh­nelt der Skla­ve­rei. Der Ab­hän­gi­ge gibt sei­nen Wil­len auf und ord­net sich voll­kom­men unter.

Wel­che Aus­wir­kun­gen hat Hörigkeit?

Das Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis wird von der do­mi­nan­ten Per­son aus­ge­nutzt. Es gab schon Fäl­le, in de­nen ei­ne at­trak­ti­ve Frau ei­nen Un­ter­neh­mer in den Ru­in ge­trie­ben hat, nur weil sie im­mer mehr Geld und Ge­schen­ke von ih­rem Part­ner for­der­te. Nor­ma­ler­wei­se be­steht ei­ne Be­zie­hung aus Ge­ben und Neh­men. Bei ei­ner Ab­hän­gig­keit gibt der Hö­ri­ge al­les, er­hält da­für aber nur sehr wenig.

Man­che Hö­ri­ge be­gin­gen so­gar Ver­bre­chen. Frau­en ge­hen an­schaf­fen, nur um ih­rem Liebs­ten die­nen zu kön­nen. So ge­nann­te Lo­ver­boys sind dar­auf spe­zia­li­siert, Mäd­chen und jun­ge Frau­en so ge­schickt zu ma­ni­pu­lie­ren, dass ei­ne Hö­rig­keit ent­steht. Das Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis ent­steht nicht über Nacht, son­dern ent­wi­ckelt sich lang­sam. Der Be­trof­fe­ne merkt in den meis­ten Fäl­len gar nicht, dass er ei­ner Per­son hö­rig wird.

Vie­le hal­ten es ein­fach nur für ei­ne stark aus­ge­präg­te Verliebtheit.
Ver­liebt­heit zeigt zu­min­dest im An­fangs­sta­di­um ähn­li­che Sym­pto­me wie Hö­rig­keit. Ver­lieb­te idea­li­sie­ren ih­ren Part­ner eben­falls und glau­ben, sie könn­ten oh­ne ihn oder sie nicht mehr le­ben. Im Ge­gen­satz zur Hö­rig­keit ist das Ver­hält­nis aber wech­sel­sei­tig. Ein Part­ner nutzt den an­de­ren nicht aus.
Aus der se­xu­el­len Ab­hän­gig­keit von ei­ner an­de­ren Per­son her­aus­zu­kom­men ist sehr schwer, weil der Hö­ri­ge meis­tens gar nicht ein­sieht, dass die Be­zie­hung nicht nor­mal ist.

Herr oder Her­rin ha­ben in der Re­gel auch kein In­ter­es­se, die Ab­hän­gig­keit zu be­en­den, weil sie da­von pro­fi­tie­ren. Hil­fe kommt oft nur von Freun­den oder Familienangehörigen.

Synonyme:
Sexuelle Abhängigkeit, Emotionale Bindung
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