Erotiklexikon: Can­dau­lis­mus

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Phä­no­men der se­xu­el­len Vorlieben

Der Can­dau­lis­mus ist ein Be­griff, der in der mo­der­nen Se­xu­al­for­schung ver­wen­det wird. Er ver­weist auf ei­ne spe­zi­fi­sche Form der se­xu­el­len Er­re­gung. Die­se Vor­lie­be be­zieht sich auf das Zei­gen des ei­ge­nen Part­ners oder der ei­ge­nen Part­ne­rin, in der Re­gel oh­ne de­ren Wis­sen, an Drit­te zu se­xu­el­len oder er­re­gen­den Zwe­cken – al­so im Ge­gen­satz zum Ex­hi­bi­tio­nis­mus. Auch ein Vor­füh­ren im Rah­men des BDSM kann in die­se Spar­te fal­len. Um die­ses Phä­no­men voll­stän­dig zu ver­ste­hen, ist es wich­tig, sei­ne his­to­ri­schen Wur­zeln, die psy­cho­lo­gi­schen Aspek­te und sei­ne Prä­va­lenz in der Ge­sell­schaft zu betrachten.

His­to­ri­sche Wur­zeln des Candaulismus

Candaulismus
Kan­dau­lis­mus in der heu­ti­gen Zeit

Der Ur­sprung des Be­griffs "Can­dau­lis­mus" liegt in ei­ner an­ti­ken Ge­schich­te, die sich im 7. Jahr­hun­dert v. Chr. in Ly­di­en er­eig­ne­te. Kö­nig Can­dau­les (auch Kan­dau­les) von Ly­di­en war so stolz auf die Schön­heit sei­ner Frau, dass er sei­nen Ver­trau­ten Gy­ges ein­lud, sie heim­lich nackt zu be­trach­ten. Die­ser Akt der Preis­ga­be führ­te zu ei­nem tra­gi­schen En­de, als Gy­ges von der Kö­ni­gin ent­deckt wur­de. Als Fol­ge da­von wur­de er ge­zwun­gen, Can­dau­les zu tö­ten und den Thron zu über­neh­men (He­ro­dot, His­to­ri­en, Buch I).

Das Er­zäh­len die­ser Ge­schich­te über Jahr­hun­der­te und Kul­tu­ren hin­weg hat das Kon­zept des Zei­gens des Part­ners an Drit­te für se­xu­el­le Er­re­gung wei­ter ver­brei­tet und po­pu­la­ri­siert. Die Über­nah­me die­ses Be­griffs in die Se­xu­al­for­schung des 20. Jahr­hun­derts er­mög­lich­te es, die­ses spe­zi­fi­sche Ver­hal­ten zu de­fi­nie­ren und zu untersuchen.

Psy­cho­lo­gi­sche Per­spek­ti­ven auf den Candaulismus

Die Psy­cho­lo­gie des Can­dau­lis­mus ist kom­plex und wird aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln be­trach­tet. Vie­le Theo­rien ver­su­chen, die Ur­sa­chen und Mo­ti­va­tio­nen hin­ter die­sem Ver­hal­ten zu erklären.

  • Macht und Kon­trol­le: Für ei­ni­ge kann der Can­dau­lis­mus ei­ne Form der Macht­de­mons­tra­ti­on sein. Das Zei­gen des Part­ners kann als Mit­tel ge­se­hen wer­den, Kon­trol­le oder Macht über den Part­ner auszuüben.
  • Selbst­be­stä­ti­gung: Ei­ni­ge Men­schen könn­ten durch den Can­dau­lis­mus Be­stä­ti­gung su­chen. Sie könn­ten das Be­dürf­nis ver­spü­ren, die At­trak­ti­vi­tät ih­res Part­ners durch die Au­gen Drit­ter zu validieren.
  • Trans­gres­si­on und Ver­bot: Das Bre­chen so­zia­ler Nor­men und das Ein­tau­chen in Ta­bus kön­nen für ei­ni­ge Men­schen er­re­gend sein. Der Can­dau­lis­mus könn­te in die­sem Zu­sam­men­hang als ei­ne Form der Über­tre­tung ge­se­hen werden.

Wäh­rend die­se Theo­rien ei­ni­ge Aspek­te des Can­dau­lis­mus be­leuch­ten, ist es wich­tig zu be­to­nen, dass die ge­nau­en Grün­de für die­se Vor­lie­be von In­di­vi­du­um zu In­di­vi­du­um va­ri­ie­ren können.

Kan­dau­lis­mus in der mo­der­nen Gesellschaft

Mit dem Auf­stieg des In­ter­nets und der An­ony­mi­tät, die es bie­tet, hat der Can­dau­lis­mus neue For­men an­ge­nom­men. Platt­for­men wie so­zia­le Me­di­en und ver­schie­de­ne Fo­ren bie­ten Men­schen die Mög­lich­keit, Bil­der oder Ge­schich­ten ih­rer Part­ner oh­ne de­ren Wis­sen oder Zu­stim­mung zu teilen.

Das ERO­NI­TE Dating

Ei­ni­ge Ar­gu­men­tie­ren, dass dies ei­ne Form des se­xu­el­len Miss­brauchs oder der Ver­let­zung der Pri­vat­sphä­re sein könn­te, be­son­ders wenn die be­trof­fe­ne Per­son nicht weiß, dass sie ge­zeigt wird. An­de­rer­seits gibt es Paa­re, die ge­mein­sam in den Can­dau­lis­mus ein­tau­chen und bei­de Part­ner dar­in ein­ver­stan­den sind, die­se Vor­lie­be zu erforschen.

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Un­ab­hän­gig von der Per­spek­ti­ve ist es ent­schei­dend, dass der Can­dau­lis­mus ethisch und mit Re­spekt für al­le Be­tei­lig­ten prak­ti­ziert wird. In vie­len Län­dern kann das Tei­len von Bil­dern oder In­for­ma­tio­nen oh­ne Zu­stim­mung zu recht­li­chen Kon­se­quen­zen führen.

Ab­schlie­ßend ist der Can­dau­lis­mus ein fas­zi­nie­ren­des Phä­no­men der mensch­li­chen Se­xua­li­tät. Er bie­tet Ein­bli­cke in die Kom­ple­xi­tät mensch­li­cher Er­re­gungs­mus­ter und wie die­se im Lau­fe der Zeit und mit tech­no­lo­gi­schen Fort­schrit­ten wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den. Doch wie bei al­len se­xu­el­len Vor­lie­ben ist es von größ­ter Be­deu­tung, dass Re­spekt, Ein­ver­ständ­nis und Ethik im Mit­tel­punkt stehen.


Quel­le: He­ro­dot. (um 425 v. Chr.). His­to­ri­en, Buch I.

Bit­te be­ach­te: Die­ser Ar­ti­kel dient le­dig­lich zu In­for­ma­ti­ons­zwe­cken und stellt kei­ne psy­cho­lo­gi­sche oder me­di­zi­ni­sche Be­ra­tung dar.

Synonyme:
Kandaulismus
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