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Darf jeder machen, worauf er Lust hat?
Vor ein paar Jahren erregte ein neues Konzept auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen Beziehungen Aufsehen. Die schwedische Journalistin Andie Nordgren stellte in mehreren Artikeln den Begriff Beziehungsanarchie vor. Ihre Artikel erregten große Aufmerksamkeit und wurden bereits mehrfach übersetzt. Das Symbol der Bewegung drückt sehr gekonnt aus, worum es geht: ein rotes Herz, das durch den stilisierten Großbuchstaben A in mehrere Teile gespalten wird. Dieses A wird traditionell von Anarchisten verwendet, Menschen, die sich gegen Regeln und Konventionen auflehnen.
Worum geht es bei Beziehungsanarchie?
Menschen, die in einer Beziehungsanarchie leben, lehnen traditionelle Beziehungen ab, in denen die Partner einander treu sind und es keinen Sex außerhalb der Beziehung gibt. Insbesondere die Ehe, aber auch eine Lebensgemeinschaft lehnen Menschen in einer Beziehungsanarchie strikt ab. Sie sehen diese Art von Zusammenleben als eine Art von Bevormundung oder Besitzansprüche eines Partners gegenüber dem anderen.
Das kommt zum Beispiel in den Redewendungen "mein Mann" oder "meine Freundin" zum Ausdruck. In einer Beziehungsanarchie werden zwischenmenschliche Beziehungen nach den individuellen Wünschen der Beteiligten gestaltet, nicht nach gesellschaftlich anerkannten Normen.
Wie sieht das konkret aus?
Befürworter dieser Art des Zusammenlebens betrachten jede Beziehung individuell. Sie behandeln Liebesbeziehungen wie Freundschaften. Das drückt sich in ihren Ansichten zu diesem Thema aus:
- Jeder Mensch kann so viele Freundschaften haben, wie er möchte.
- Freunde sind nicht eifersüchtig aufeinander.
- Freunde freuen sich, wenn man auch mit anderen Freunden schöne
Erlebnisse hat. - Man muss nicht mit allen Freunden alles gemeinsam machen, sondern teilt
nur Dinge oder Aktivitäten, für die ein gegenseitiges Interesse besteht. - Eine Freundschaft muss nicht ständig bestätigt werden. So lange wie es
keine Konflikte gibt, besteht sie weiter und man geht davon aus, dass alles
okay ist. - Jeder Freund wird individuell behandelt.
- Eine Freundschaft basiert auf Freiwilligkeit, ist unverbindlich und beinhaltet
keine Verpflichtungen.
In einer Beziehungsanarchie kann also jeder machen, was er will?
Bis zu einem bestimmten Punkt ist das korrekt, allerdings gibt es auch in einer Beziehungsanarchie Grenzen. Es stimmt, dass es in dieser Art von Beziehung kein Fremdgehen gibt und dass keiner der Partner Besitzansprüche oder Vorrechte gegenüber anderen ableiten kann.
- Trotzdem gibt es auch in einer Beziehungsanarchie Grundsätze, die für die zwischenmenschlichen Beziehungen gelten:
- Ehrlichkeit und Offenheit sind oberste Prinzipien in jeder Beziehung.
- Alle Beziehungen basieren auf gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.
- In einer Beziehungsanarchie behandelt jeder die Anderen so, wie er oder
sie selbst behandelt werden möchte.
Bedeutet Beziehungsanarchie so etwas wie die "Freie Liebe" der Hippies?
Nein, den die Befürworter des Lebensstil legen den Begriff weiter aus. Bei der freien Liebe der Hippies ging es darum, seine sexuellen Bedürfnisse auch ohne feste Verbindungen befriedigen zu können. Dabei spielten Emotionen keine Rolle. Es ging nur um Sex. In der Beziehungsanarchie sind dagegen auch solche Beziehungen eingeschlossen, bei denen es nur um eine Freundschaft geht und Sex keine Rolle spielt.
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Beispiele sind ein Freund, mit dem man zusammen zum Fußball geht oder die Begeisterung für ein bestimmtes Hobby, einen Star oder einen Musikstil teilt. Während beim Lebensstil der freien Liebe Beziehungen nur kurze Zeit dauern, haben Beziehungsanarchisten meistens dauerhafte Beziehungen, allerdings mehrere zur selben Zeit.
Hat Beziehungsanarchie eine Zukunft?
Diese Art des Zusammenlebens ist vor allem für Menschen interessant, die einen alternativen Lebensstil ausprobieren wollen. Beziehungsanarchisten geht es nicht um die sexuelle Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Mit ihrem Lebensstil protestieren sie gegen die starren Strukturen der Gesellschaft, die Menschen in einer Beziehung praktisch aneinander ketten. Dass so etwas viele Probleme mit sich bringt, erkennt man an der Zunahme der Scheidungen und der Fälle von häuslicher Gewalt.
Trotzdem wird Beziehungsanarchie aber eher eine Randerscheinung bleiben. In vielen Beziehungen werden Kinder gezeugt und geboren. Kinder benötigen feste Familienstrukturen; eine Mutter und einen Vater. Auch der Staat fördert die Familie als Basis des Zusammenlebens auf vielerlei Art.
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