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Mythos vom so genannten Hängolin
Die Wirkung eines Aphrodisiakums ist gut bekannt. Dabei handelt es sich um Mittel, die in dem Ruf stehen, die Lust auf Sex anzuregen. Diese Wirkung wird zum Beispiel Austern oder auch Cayennepfeffer nachgesagt. Ein Anaphrodisiakum hat dagegen genau die gegenteilige Wirkung.
Was ist ein Anaphrodisiakum?
Das ist ein Mittel, das den Geschlechtstrieb, also das Verlangen nach Sex, dämpfen soll. Verschiedene Pflanzen sollen derartige triebdämpfende Eigenschaften haben. Daher hat wahrscheinlich der Mönchspfeffer seinen Namen. Die Pflanze aus der Familie der Lippenblütler soll im Mittelalter oft von Mönchen eingenommen worden sein, um ihnen die Einhaltung ihres Keuschheitsgelübdes zu erleichtern.
Noch häufiger (und vor allem in der Wirkung bestätigt) ist das Anaphrodisiakum Hopfen. Ein echter Lustkiller. Nach ein paar Bier zu viel vergeht den meisten Männern die Lust auf Sex (also im Gegensatz zum Aphrodisiakum). Wobei es aber nicht sicher ist, ob es am Hopfen oder am Alkohol liegt. Auch Lakritze soll ein Anaphrodisiakum sein.
Was ist mit Hängolin?
Bis heute kursieren Erzählungen, dass der Verpflegung in der Armee, in Gefängnissen oder in Internaten ein Anaphrodisiakum beigemischt wurde. Es sollte angeblich die Ausbreitung der Homosexualität und das exzessive Anwachsen der Masturbation verhindern und den allgemeinen Leidensdruck der Soldaten bzw. Insassen mildern. Halb scherzhaft wurde das Anaphrodisiakum Hängolin genannt.
Der Name ist wahrscheinlich eine Anspielung auf den gegenteiligen Effekt zu einer Erektion. Einen beweiskräftigen Nachweis des Einsatzes von Mitteln zur Verringerung des Geschlechtstriebs hat es aber nie gegeben. Das Gerede vom Hängolin lässt sich bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückverfolgen. In der Wehrmacht setze sich der Mythos fort, ebenso in der NVA und in der Bundeswehr. Selbst in der Schweizer Armee kursierten ähnliche Gerüchte. Die meisten Experten sind der Meinung, dass es sich um einen urbanen Mythos handelt.
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Zum einen wäre es eine Körperverletzung, jemand ohne sein Wissen ein Anaphrodisiakum zu verabreichen, zum anderen ließe sich über die Verpflegung gar keine individuelle Dosierung realisieren, da jeder Mensch anders reagiert. In Einzelfällen wurde früher Kaliumbromid als Anaphrodisiakum eingesetzt. Die Bromverbindung hat eine beruhigende Wirkung Sie wurde zum Beispiel verwendet, um besonders aufgeregte Patienten in psychiatrischen Einrichtungen ruhig zu stellen. Der Einsatz erfolgte jedoch immer mit dem Wissen der Patienten und nur für eine begrenzte Zeit.