Inhaltsverzeichnis
Welches Lebenskonzept verbirgt sich hinter einer LAT-Beziehung?
Der Vorteil, als Paar getrennte Wohnungen zu haben
Dass ein Paar irgendwann zusammenzieht, ist die normalste Sache der Welt. Beide signalisieren damit: Wir gehören zusammen und wollen miteinander leben. Dumm nur, dass sich in der Realität dann oft Ernüchterung einstellt. Nicht selten geht der Reiz verloren, wenn der Partner oder die Partnerin dauernd um einen herum sind. Eine LAT-Beziehung kann da eine sinnvolle Alternative sein. Man ist zusammen, hat aber getrennte Wohnungen.
Ein neues Schlagwort geht um:
LAT-Beziehung
LAT steht für Living Apart Together, also für "getrennt zusammen leben". Was sich auf den ersten Blick etwas widersinnig anhört, ist tatsächlich gar nicht so dumm. Gemeint ist damit ja nichts anderes, als dass ein Paar in zwei unterschiedlichen Wohnungen lebt. Jeder der beiden Partner hat dadurch definitiv mehr Freiraum. Getrennte Wohnungen haben zudem den großen Vorteil, dass die Gefahr, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen, geringer ist. Klebt ein Paar nicht dauernd aufeinander, ist darüber hinaus auch die Chance um einiges größer, dass die gegenseitige Anziehungskraft erhalten bleibt.
Und ja, das bedeutet in der Regel auch, dass der Sex in einer LAT-Beziehung auch über einen sehr langen Zeitraum hinweg reizvoll bleibt. So gesehen ist das Living Apart Together tatsächlich eine sehr kluge Strategie, um eine Partnerschaft am Leben zu erhalten. Denn: Nicht jeder ist zum Zusammenleben geboren. So schön die Geborgenheit, die eine gemeinsame Wohnung bietet, auch sein mag, manch einer fühlt sich dadurch eher in seinen Freiheiten eingeschränkt. Und darunter leidet dann definitiv die Partnerschaft.
Auch eine LAT-Beziehung ist eine richtige Beziehung
Es versteht sich von selbst, dass es gegen eine LAT-Beziehung und getrennte Wohnungen in der Gesellschaft gewisse Vorurteile gibt. Das Lebensmodell widerspricht eben gängigen Vorstellungen. Und die lautet: Ein Paar, das sich zueinander bekennt, muss einfach auch gemeinsam in einer Wohnung leben. Dabei ist das Modell der LAT-Beziehung keine Erfindung der Gegenwart.
Ganz im Gegenteil: Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre etwa waren mehr als ein halbes Jahrhundert lang ein Paar, lebten aber ganz bewusst in unterschiedlichen Wohnungen – und das bereits in den prüden 1950er Jahren. Und auch heute kommt eine LAT-Beziehung viel häufiger vor, als man vielleicht glauben mag. Bei Paaren unter 30 leben sie immerhin rund 20 Prozent, auch wenn dafür oft äußere Umstände eine Rolle spielen. Bei Paaren über 50 sind es immerhin noch knapp zehn Prozent, die sich für getrennte Wohnungen entscheiden. Living Apart Together ist deshalb weniger ein Trend, als vielmehr eine altbekannte Tatsache – und eben ein alternatives Beziehungsmodell.
Eine LAT-Beziehung funktioniert nicht für jeden und jede
Da eine LAT-Beziehung grundsätzlich jedem der beiden Partner mehr Freiheiten lässt und Freiheiten auch in einer Partnerschaft wichtig sind, hört sich das Modell nahezu perfekt an. Man trifft sich, wenn man Lust dazu hat. Intimität und Autonomie gehen dabei ganz wunderbar zusammen. Dummerweise funktioniert das aber nicht für jeden Menschen. Das Zusammenleben in einer gemeinsamen Wohnung führt zudem zwangsläufig dazu, dass man sich sehr viel besser kennenlernt.
Getrennte Wohnungen hingegen bergen die Gefahr, dass immer und immer wieder unterschiedliche Lebenswelten zusammengebracht werden müssen. Klar, dass das auch jede Menge Konfliktpotenzial in sich trägt. Außerdem dürfte eine LAT-Beziehung deutlich leichter aufgeben werden, weil man ja beispielsweise keinen gemeinsamen Hausstand hat, den man mühsam trennen müsste. So gesehen ist Living Apart Together wohl doch nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern eben einfach nur eine Möglichkeit.