Kon­dom­pflicht seit 1.7. – Prostituiertenschutzgesetz

Kondompflicht seit 1.7. – Prostituiertenschutzgesetz
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Hu­ren­check: Sinn und Un­sinn des neu­en Gesetzes

Die Kon­dom­pflicht für al­le Frei­er gilt ab dem 1. Juli

Das ho­ri­zon­ta­le Ge­wer­be sieht sich ei­ni­gen Ver­än­de­run­gen ge­gen­über – die Kon­dom­pflicht ist da! Denn be­reits seit dem 1.Juli 2017 ist das neue Pro­sti­tu­ier­ten­schutz­ge­setz in Kraft. Im Ge­gen­satz zu den USA, wo die Pflicht zum Gum­mi zu­min­dest für die Por­no­bran­che ab­ge­wen­det wer­den konn­te [Be­richt], schlägt der Ge­setz­ge­ber hier­zu­lan­de mit vol­ler Här­te un­er­bitt­lich zu.

Kondompflicht ab 1.7. - Das neue ProstitutionsschutzgesetzZum Schutz von Pro­sti­tu­ier­ten und Frei­ern hat un­ter an­de­rem zum In­halt, dass der Sex oh­ne Kon­dom nicht mehr als se­xu­el­le Dienst­leis­tung an­ge­bo­ten wer­den darf, es al­so ei­ne Kon­dom­pflicht gibt.

Wel­che Re­geln das neue Pro­sti­tu­ti­ons­schutz­ge­setz ge­nau hat und was die Kon­dom­pflicht für Bor­dell­be­trei­ber, Pro­sti­tu­ier­te und Frei­er be­deu­tet, soll et­was ge­nau­er un­ter die Lu­pe ge­nom­men wer­den. Zu­dem stellt sich die Fra­ge, wie sinn­voll die Kon­dom­pflicht in der Pra­xis tat­säch­lich ist.

Wel­che Ge­set­zes­än­de­run­gen ste­hen ab dem 1.7.2017 an?

Für Frei­er gilt ab dem 1.7.2017 aus­nahms­los die Kon­dom­pflicht. Un­ab­hän­gig da­von, ob die­se Ge­schlechts­ver­kehr mit ei­ner Pro­sti­tu­ier­ten ha­ben oder sich beim Oral­ver­kehr ver­gnü­gen möch­ten. Die Kon­dom­pflicht be­trifft aber nicht nur ganz kon­kret die Frei­er, Pro­sti­tu­ier­te und Call­girls, son­dern auch Bor­dell­be­trei­ber oder ge­werb­li­che Zim­mer­ver­mie­ter, bei de­nen sich Pro­sti­tu­ier­te ein­mie­ten. Die­se müs­sen näm­lich da­für sor­gen, dass die Vor­schrif­ten zur Kon­dom­pflicht gut sicht­bar in den ent­spre­chen­den Eta­blis­se­ments aus­ge­hängt werden.

In der Pra­xis wird es na­tür­lich für Be­trei­ber und Ver­mie­ter schwie­rig zu kon­trol­lie­ren, ob sich auch wirk­lich je­der an die Pflicht zum Kon­dom tra­gen hält. In je­dem Zim­mer Kon­do­me aus­zu­le­gen und die an­ge­stell­ten, so­wie frei­schaf­fen­den Pro­sti­tu­ier­ten ein­dring­lich dar­auf hin­zu­wei­sen un­be­dingt ein Kon­dom zu be­nut­zen, kann mög­li­cher­wei­se nicht aus­rei­chend sein, um den An­for­de­run­gen dem Ge­setz zur Re­gu­lie­rung des Pro­sti­tu­ti­ons­ge­wer­bes so­wie zum Schutz von in der Pro­sti­tu­ti­on tä­ti­gen Per­so­nen zu ge­nü­gen. Im schlimms­ten Fall droht den Bor­dell­be­trei­bern nicht nur der Ver­lust ih­rer Kon­zes­si­on, son­dern auch ei­ne emp­find­li­che Geldstrafe.

Kondompflicht ab 1.7. - Das neue ProstituiertenchutzgesetzWas in je­dem Fall dank des Pro­sti­tu­ti­ons­schutz­ge­set­zes nicht mehr er­laubt ist, ist das of­fen­si­ve Wer­ben mit AO Sex oder Flat­rate- bzw. Gang­bang-Par­tys. So soll ei­ne men­schen­un­wür­di­ge Be­hand­lung der Call­girls ver­mie­den wer­den. Zu­dem nimmt es den Call­girls auch ei­ni­ges an Druck, nicht um je­den Preis je­de Vor­lie­be der Kun­den be­die­nen zu müssen.
Ne­ben der Kon­dom­pflicht für al­le re­gelt das neu über­ar­bei­te­te Pro­sti­tu­ti­ons­schutz­ge­setz au­ßer­dem die An­mel­de­pflicht für Pro­sti­tu­ier­te in ih­rer je­wei­li­gen Kom­mu­ne und ei­ne Pflicht zur Ein­ho­lung ei­ner Be­triebs­er­laub­nis für an­ge­hen­de Bor­dell­be­trei­ber. Da­durch möch­te der Ge­setz­ge­ber si­cher ge­hen, dass kei­ne ein­schlä­gig vor­be­straf­ten Men­schen­händ­ler ei­ne ero­ti­sche Ver­gnü­gungs­stät­te für Er­wach­se­ne eröffnen.

Wei­ter­hin ha­ben die Ber­li­ner Ge­setz­ge­ber im Pro­sti­tu­ti­ons­schutz­ge­setz be­schlos­sen, dass schwan­ge­re Pro­sti­tu­ier­te ab 6 Wo­chen vor dem ge­plan­ten Ge­burts­ter­min nicht mehr ar­bei­ten dür­fen. Ei­ne schlech­te Nach­richt für al­le Män­ner, die ei­ne Vor­lie­be für hoch­schwan­ge­re Frau­en ha­ben, aber vom ge­sund­heit­li­chen Stand­punkt durch­aus nachvollziehbar.

Wor­auf müs­sen Frei­er ab dem 1.7.2017 in Be­zug auf das Pro­sti­tu­ti­ons­schutz­ge­setz achten?

Wer in ei­nem Bor­dell die Sau raus las­sen möch­te, soll­te sich auf kei­nen Fall oh­ne Pa­ri­ser ins Ver­gnü­gen stür­zen. Denn je­der Frei­er, egal ob weib­lich oder männ­lich, muss für die Miss­ach­tung der Kon­dom­pflicht per­sön­lich ge­ra­de ste­hen, Und das zu­meist durch ei­ne saf­ti­ge Stra­fe von bis zu 50.000 Eu­ro. Zu­dem soll­te man sich und sei­ner Ge­sund­heit ei­nen Ge­fal­len tun und nicht auf die läs­ti­ge Lüm­mel­tü­te ver­zich­ten, so in­ten­siv der Sex oh­ne Kon­dom sich auch an­füh­len mag. Auch ei­nen Blo­wjob oh­ne Kon­dom zu be­kom­men ist ab jetzt für die Her­ren der Schöp­fung ta­bu, je­den­falls im ero­ti­schen Dienstleistungssektor.

Wel­che Prak­ti­ken hin­ge­gen nicht ge­setz­lich ge­re­gelt wur­den ist das Be­sa­men der un­ter­schied­lichs­ten Ge­sichts- und Kör­per­par­tien. Auch Re­ge­lun­gen zum Cun­ni­lin­gus, al­so dem Ver­wöh­nen der Frau mit der Zun­ge, wur­den nicht mit in die Neue­run­gen des Ge­set­zes mit auf­ge­nom­men. Ver­mut­lich weil es der­zeit kei­nen Schutz für die­se Sex­prak­tik gibt, die von den Men­schen auch wirk­lich an­ge­nom­men wird. Zwar ist das so­ge­nann­te Leck­tuch auf dem Markt er­hält­lich, al­ler­dings hat der Ab­satz die­ses Pro­dukts bis­lang noch kei­nen durch­schla­gen­den Er­folg ver­zeich­nen können.

Wie sinn­voll ist die Kon­dom­pflicht wirklich?

Der Schutz­ge­dan­ke hin­ter den Än­de­run­gen des Pro­sti­tu­ier­ten­schutz­ge­setz und der Kon­dom­pflicht ist durch­aus sinn­voll. Wor­an es al­ler­dings man­gelt, ist die prak­ti­sche Um­setz­bar­keit die­ser Ver­schär­fun­gen. Denn wie soll die Kon­dom­pflicht denn nun kon­trol­liert wer­den? Steht mit­ten in der Nacht ein Mann oder ei­ne Frau vom Ord­nungs­amt auf der Mat­te und schaut den Prot­ago­nis­ten mit ei­ner Ta­schen­lam­pe bei ih­rem Lie­bes­spiel zu? Kon­trol­lie­ren die Ge­set­zes­hü­ter di­rekt am Mann oder an der Frau ob auch wirk­lich ein Kon­dom be­nutzt wur­de? Kaum vorstellbar!

Kondompflicht ab 1.7. - Das neue ProstituiertenchutzgesetzWenn Frei­er und Pro­sti­tu­ier­te nicht aus ei­ge­nem An­trieb her­aus die Kon­dom­pflicht ein­hal­ten wol­len und von­sei­ten der Bor­dell­be­trei­ber kei­ne um­fas­sen­de In­for­ma­ti­ons­kam­pa­gne über die Wich­tig­keit der Ver­wen­dung von Kon­do­men durch­ge­führt wird, läuft die Kon­dom­pflicht ins Lee­re. Zu­dem ist es das Ei­ne, ei­ne be­stimm­te se­xu­el­le Dienst­leis­tung zu ver­bie­ten und et­was ganz an­de­res, die­ses Ver­bot auch tat­säch­lich flä­chen­de­ckend durch­zu­set­zen. Wenn ei­ne Pro­sti­tu­ier­te und ihr Frei­er be­schlie­ßen, oh­ne Kon­dom mit­ein­an­der Sex zu ha­ben, wird sich das nur schwer durch ein Ge­setz und die Kon­dom­pflicht ver­hin­dern lassen.

Dreh-und An­gel­punkt des Ver­suchs, Frei­er da­zu "an­zu­ler­nen" im­mer ein Kon­dom zu be­nut­zen und die Kon­dom­pflicht durch­zu­set­zen ist da­her eher Auf­klä­rung von un­ge­schütz­tem Ge­schlechts­ver­kehr als die An­dro­hung von Stra­fe. Das Ver­bot des of­fen­si­ven Be­wer­bens von AO Sex und ähn­li­chem kann aber durch­aus gut nach­ge­hal­ten wer­den. Pro­sti­tu­ier­te, Es­cort Ser­vi­ses und Bor­dell­be­trei­ber soll­ten da­her gut auf ih­re For­mu­lie­run­gen bei der Er­stel­lung von An­zei­gen ach­ten. Auch ver­deck­te Bot­schaf­ten soll­ten tun­lichst ver­mie­den wer­den. Denn wer weiß, ob der­je­ni­ge, der die An­zei­gen auf ver­deck­te Bot­schaf­ten kon­trol­liert, nicht selbst ein pas­sio­nier­ter Bor­dell­gän­ger ist.

Das Ge­setz re­gelt u. a. auch die An­mel­de­pflich­ten der Pro­sti­tu­ier­ten in den je­wei­li­gen Ge­mein­den, in de­nen sie tä­tig sind. Zu die­sem Punkt und wei­te­ren an­de­ren emp­feh­len wir die Lek­tü­re des Bun­des­ge­setz­blat­tes un­ter [die­sem Link].

Noch mehr In­fos zum Pro­sti­tu­ier­ten­schutz­ge­setz (Pro­st­SchG) zu­sam­men­ge­fasst bei Wi­ki­pe­dia: [Link in neu­em Fens­ter öff­nen]

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