Inhaltsverzeichnis
- Ein Interview mit einer transsexuellen Frau
- Transfrau, Shemale, TS – es gibt viele Bezeichnungen
- 500 Euro bezahlte GianinaTS für die Änderung des Reisepasses
- Selbst TS Gianina als Transfrau findet die Regelungen der Namensänderungen nicht gut
- Als GianinaTS Selbstmordgedanken hatte, ging sie zum Psychiater
- Sie hatte Angebote, meine Stimme durch Operation oder Training zu verändern
- Was Mode und Styling angeht, steht sie "biologischen Frauen" in absolut nichts nach
- Sie wünscht sich, dass Transmenschen in der Gesellschaft sichtbarer werden
- Die Frage, die sich viele stellen: Pinkelt Gianina im Stehen oder Sitzen?
- Micaela Schäfer und Katja Krasavice sind ihre großen Vorbilder
- Für TS Gianina gibt es kein Zurück mehr – weil sie es nicht möchte!
- Transfrau, Shemale, TS – es gibt viele Bezeichnungen
Ein Interview mit einer transsexuellen Frau
Herzlich willkommen, Freunde der gepflegten Erotik, hier im Erotik-Magazin Eronite. Heute haben wir die besondere Ehre, die bezaubernde Gianina-TS im Interview zu haben. Das "TS", möchte ich euch kurz aber verraten, steht für transsexuell. Die Gianina ist nämlich eine sogenannte Transfrau und hier möchte ich ihr einige Fragen stellen. Und da fangen wir einfach mal ganz ohne Umschweife an, denn wer genau sie ist, könnt ihr hier nachlesen. Dort bekommt ihr alle Informationen, die ihr braucht und haben wollt. Und wenn ihr es nicht findet, schreibt sie doch einfach an, geht zu ihr in die Cam und dann könnt ihr da auch fündig werden.
Eronite – Das Erotikmagazin Fangen wir mal an gleich mit der ersten Frage. Gianina, wann hast du denn eigentlich zum ersten Mal gespürt, dass dein biologisches Geschlecht nicht mit deinem inneren Gefühl übereinstimmt?
Transfrau Gianina-TS Also ich habe das gemerkt schon im Kinderalter, sagen wir so mit fünf Jahren, da bin ich auch in die Spielgruppe gegangen. Da hat es dann auch schon angefangen. Ich habe mehr mit Puppen gespielt oder habe mich als Prinzessin verkleidet. Das war halt meins und nicht so mit den Jungs mit Lego und so. Also ich habe auch mit Lego gespielt und Playmobil zusammen gespielt. Aber auch weibliches Lego gab es ja da auch schon. Ich habe immer gesagt, ich will einfach alles, was weiblich ist und nichts Männliches. Und da hat man es halt auch schon gemerkt, dass ich einfach anders bin. Und ja, durch den Kindergarten hat man es halt gemerkt, dass ich anders bin. Man wollte aber einfach diesen Weg nicht einschreiten, um mit mir zu einem Psychiater, was man ja eigentlich macht. Man könnte ja im frühen Alter schon anfangen, was zu machen, aber das wollte man bei mir einfach nicht. Und man hat mir auch gesagt, ich darf nicht ins Ballett, was ich gerne wollte. Ich wollte eigentlich alles, was die Mädels gemacht haben, wollte ich auch. Aber man wollte es nicht wahrhaben.
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Eronite Und warum durftest du damals als Junge noch nicht ins Ballett?
Gianina-TS Ja, man hat mir gesagt, das ist nur für Mädels und nichts für Jungs. Da habe ich gesagt, ja, aber die Jungs gehen doch auch dahin. Es ist ja eine Sportart.
Eronite Eben, deswegen wundert mich das. Aber ich habe gerade was dazugelernt. Ich wusste bis jetzt nicht, dass es auch weibliches Lego gibt. Also ich dachte bisher, wäre Lego eigentlich mehr so total die Jungssache, wusste das aber gar nicht. Und da fand ich interessant, was du gesagt hast. Du hast auch dich gerne als Prinzessin verkleidet und mit Puppen gespielt zum Beispiel. Dann ist das ja jetzt in der Branche gar nicht so anders. Da spielst du ja im Grunde genommen auch mit Puppen, halt mit anderen Erotikdarstellerinnen. Aber der Moment, der Moment, als du beschlossen hast, deinen Weg zur Transition zu beginnen, wie sah das aus?
Gianina-TS Also ich habe ja 2015 schon mal angefangen, einen Eingriff anzunehmen. War auch in einer Klinik in Zürich, bei einer Fachärztin. Und da bin ich regelmäßig auch hin zur Besprechung. Und dann hat man auch angefangen mit der Therapie.Und dann hat sozusagen das männliche Hormon bei mir total gestoppt. Das heißt, ich habe Spritzen bekommen, jeweils in die Beine war das, in die Oberschenkel rein. Und das war zweimal, habe es in Zürich machen lassen, in der Klinik. Und zweimal habe ich es dann bei meiner Hausärztin machen lassen. Das war eigentlich alles 2015. Und dann, ja. Und dann hat man ja so eine rosa-rote Brille drauf und hat dann aber wieder alles hingeschmissen wegen einer Beziehung.
Transfrau, Shemale, TS – es gibt viele Bezeichnungen
Eronite Warum gab es die eigentlich in die Oberschenkel, die Spritzen? Die hätte es ja auch beispielsweise in den Hintern geben können oder in die Arme. Warum gerade in die Oberschenkel?
Gianina-TS Weil, also ich habe es nicht gewusst wirklich, aber die haben gesagt, ja, in die Oberschenkel ist es einfacher, dass das Mittel überall hinten ist. Ja. Okay, es verteilt sich einfach besser. Genau, es verteilt sich besser und es ist etwas zu viel Mittel gewesen. Also eine ganze Menge.
Eronite Ich hoffe nicht, dass die Spritze dann auch so sehr lang war, die Nadel vorne.
Gianina-TS Also die Nadel war etwas zu lang. Okay, also es hat schon wehgetan.
Eronite Kann ich mir vorstellen. Aber ja, wer schön sein will, muss leiden. Hier bewahrheitet sich wieder der Spruch. Du sagtest gerade "Beziehung". Welche Rolle haben deine Familie und deine Freunde eigentlich gespielt während dieses ganzen Prozesses?
Gianina-TS Also mit der Familie hatte ich nicht wirklich so Kontakt zu dem Thema. Also ich habe es gesagt, ich habe mich auch geoutet und auch gesagt, ich möchte halt eine Frau sein. Man hat es halt aufgenommen, aber wirklich akzeptiert hat man es in dem Zeitpunkt noch nicht. Heute akzeptieren sie es. Und unsere Freunde, ja, in der Schule war es eigentlich so, die haben es aufgenommen. Aber natürlich für die war es halt auch nichts Normales. Leider wurde auch oft gehänselt, gemobbt. Aber ich habe halt alles weggesteckt. Also ich habe gesagt, ich mache mein Dings und fertig, wenn ihr das nicht akzeptieren könnt, dann tut es mir leid.
Eronite Kann ich mir vorstellen, dass das sicherlich nicht ganz einfach war, gerade mit dem Mobbing und der Hänselei. Aber ich kenne dich ja nun auch, du bist ja eine starke Frau. Ich kann mir schon vorstellen, dass du das wirklich ganz gut gemeistert hast in diesem Moment, als diese Hänseleien kam.
Gianina-TS Manchmal bin ich auch nach Hause und mir sind die Tränen gelaufen und ich habe gedacht, wieso kann es nicht einfach normal sein?!
500 Euro bezahlte GianinaTS für die Änderung des Reisepasses
Eronite Da werden wir vielleicht irgendwann hoffentlich mal hinkommen. Ich glaube, das ist aber noch generell ein weiter Weg. Dass das wirklich so in allen Gesellschaftsschichten angekommen ist. Du hast ja auch deinen Namen geändert. Du heißt ja jetzt Gianina und der steht auch richtig im Reisepass, richtig?
Gianina-TS Jawohl, ich habe den seit 2019, da habe ich die Namensänderung dann auch machen lassen. Ich musste sozusagen, da ich ja Schweizer bin, musste ich es in der Schweiz machen lassen. Das heißt, ich musste an das Schweizer Gericht einen Brief schreiben von dem Namen zu dem Namen, warum, weshalb. Da habe ich halt reingeschrieben, ich bin transsexuell, ich möchte eine Frau sein. Bitte den Namen von Gianmarco auf Gianina ändern, bitte. Und das Geschlecht natürlich auch, männlich auf weiblich.
Eronite Gut, das wäre meine nächste Frage nicht gewesen, wie du auf den Namen Gianina gekommen bist. Aber du hast es ja quasi gerade schon vorweggenommen, wie dein Name vorher war. Und dann ist Gianina natürlich, ja, liegt natürlich einfach nahe. Aber das ist tatsächlich so einfach? Man schreibt einfach einen Brief ans Gericht, sagt so, ich bin transsexuell, ich möchte eine Frau sein, bitte den Namen ändern und dann geht das durch?
Gianina-TS Genau, ich habe einfach ans Gericht schreiben müssen, habe das alles reingeschrieben. Habe die Gutachten von den Ärzten reingelegt. Also einmal von der Ärztin in Zürich und einmal noch von dem Psychiater, wo ich auch in St. Gallen war. Der hat ja das alles in die Wege geleitet sozusagen. Und da habe ich dann die zwei Gutachten natürlich auch reingelegt. Ich habe Belege hier. Und ja, innerhalb von drei Wochen war dieser Psychiater auch schon da. Also es war richtig schnell und ich habe insgesamt 500 Euro bezahlt. Also für diese Namensänderung in der Schweiz. Und das war es dann. Ich konnte dann direkt nach Stuttgart auf das Konsulat. Habe dann zwei Wochen später auch den Pass gehabt und die ID-Card mit dem richtigen Namen. Das ist ja wirklich schnell gegangen.
Selbst TS Gianina als Transfrau findet die Regelungen der Namensänderungen nicht gut
Eronite Also glaubst du, wenn du den Antrag gestellt hättest ohne die Nachweise der Ärzte bzw. des Psychiaters, dass du trotzdem den Namen hättest ändern können? Oder brauchst du das? Ist das eine Voraussetzung?
Gianina-TS In der Schweiz ist das, glaube ich, keine Voraussetzung. Wirklich habe ich mich nicht mit dem Thema befasst. Muss ich ehrlich gestehen. Ich habe es einfach gemacht. Und war mir nicht sicher, ob sie es brauchen oder nicht. Ich habe natürlich das Gericht angerufen. Die haben gesagt, wenn Sachen vorliegen, dann bitte schick das jetzt mit. Dann ist es einfacher zu bearbeiten. Wenn nichts da ist, dann dauert es vielleicht etwas länger. Aber es ist glaube ich immer einfach einfacher in der Schweiz als in Deutschland.
Eronite Okay. Das ist interessant. Vor allem, dass es so schnell ging, das wundert mich. Das ist aus Deutschland ja nicht so bekannt. In Deutschland hätte das wahrscheinlich wesentlich länger gedauert, denke ich. Da ist ja die Bürokratie teilweise sehr überbordend. Und dann zugleich so. Du hattest vorhin noch gesprochen von so schwierigen Momenten. Was hat dir in diesen schwierigen Momenten tatsächlich geholfen, deine Identität auch so zu leben? Gab es da irgendwas, was dir geholfen hat, wenn es nicht gerade, du sagtest ja schon, die Familie hat dann nicht so zu dir gestanden in dem Moment? Was hat dir da geholfen oder wer?
Gianina-TS Also ich hatte einen sehr guten Freund. Der war eigentlich immer zu mir auf meiner Seite. Hat mich dann auch getröstet, wenn es mir nicht gut ging. Aber ich habe es halt nicht nach außen gezeigt. Ich habe nicht nach außen gezeigt, dass es mir schlecht geht oder so. Ich habe es einfach in mich hineingefressen, sagen wir es mal so. Und ja, es hat schon geholfen, dass ich manchmal auch mit dem Kollegen darüber geredet habe. Es war auch nicht so einfach, über so ein Thema zu sprechen mit jemandem. Ja, schon, er war immer da. Und er wusste es von Anfang an. Und wir sind heute noch befreundet. Also die Freundschaft ist ewig lang schon. Und er hat mich bis heute begleitet. Also er weiß, was ich mache und ist immer da.
Eronite Welche Missverständnisse oder Vorurteile über Transfrauen würdest du gerne ausräumen?
Gianina-TS Also, dass man halt in Deutschland jetzt, dass man halt sagt, ihr könnt eure Namensänderung einfacher machen. Ihr müsst nicht nur hier einen Gutachter haben, dann für das noch einen Gutachter. Weil das ist einfach ein riesen Gerenne, was ich gehört habe in Deutschland. Das möchte ich wirklich in Deutschland. Ja, sollte man einfacher machen, dass man einfach sagt, so macht, wie ihr möchtet. Es wurde ja schon einiges geändert jetzt. In der letzten Zeit. Man hat ja das transsexuelle Gesetz erweitert. Man kann ja jetzt einmal im Jahr das Geschlecht ändern. Finde ich natürlich oberblöd, muss ich selber als Transfrau sagen. Also, dass man jetzt jedes Jahr sein Geschlecht ändern kann und hingehen kann. Ja, ich möchte heute Hans heißen. Nächstes Jahr möchte ich wieder Franziska heißen… what ever. Also ich finde das einfach ein bisschen too much, muss ich selber als transsexuelle Frau sagen. Ja, das hat man ja ein bisschen geändert. Aber ich weiß es noch nicht, ob man wirklich noch zu den Gutachtern muss, um das zu machen. Da bin ich mir noch nicht so sicher. Oder ob das einfach so jetzt funktioniert.
Als GianinaTS Selbstmordgedanken hatte, ging sie zum Psychiater
Eronite Da war ich übrigens auch sehr verwundert, als es hieß, einmal pro Jahr könnte man das wechseln. Und dann dachte ich auch, wenn du weißt, du lebst quasi im falschen Körper, du möchtest lieber eine Frau sein oder auch andersrum, du möchtest lieber ein Mann sein, warum sollte man dann auf die Idee kommen, im Jahr darauf zu sagen, jetzt habe ich mich aber vertan, ich war doch ganz zufrieden?! Du kannst ja nicht immer hin und her springen. Also das fand ich auch schon sehr, ja diese Argumentation, dieser Argumentation konnte ich einfach nicht folgen. Weil ich es persönlich nicht verstehe, dass man dann wieder zurückgehen wollte. Das ist, was du auch gerade sagtest, das ist für dich auch so ein bisschen zu viel ist schon.
Gianina-TS Ja, Transsexuelle, muss ich sagen, also, ja, es gibt, ich kenne auch selber transsexuelle Online-Leute, wo dann wieder die Brust wegmachen lassen und ihr Geschlecht aber noch haben vielleicht. Gibt es ja auch schon die, die komplett operiert sind. Das gibt es ja auch. Und die dann auf einmal sagen, sie wollen wieder Mann sein. Aber da fehlt ja trotzdem dann das Geschlechtsteil. Weil du kannst das nicht noch einmal aufbauen. Das ist dann sozusagen weg. Und ich finde es jetzt einfach ein bisschen übertrieben mit dieser Namensänderung, dass du einmal im Jahr deinen Namen nennen kannst.
Eronite Ich denke auch, wenn du zum Beispiel eine Hormontherapie begonnen hast und dich dann nach einem Jahr wieder umentscheidest, du kannst dem Körper das ja gar nicht zumuten, dass du ihm ständig, erst führst du weibliche Hormone zu, dann führst du wieder männliche Hormone zu. Der Körper muss ja total durcheinander kommen, was das angeht. Aber was ich eigentlich wissen wollte: Die Vorurteile über Transfrauen, die es so gibt, womit würdest du da am liebsten aufräumen? Also was stört dich tatsächlich am meisten, an den Vorurteilen, die es so gibt?
Gianina-TS Ja, dass wir nicht so leben dürfen, wie wir wollen. Also wir werden ja auf offener Straße schon blöd angemacht und gehänselt, whatever. Also wir sind auch nur Menschen, sage ich. Und wir wollen halt einfach als Frauen leben. Und das soll halt einfach akzeptiert werden.
Eronite Als deine Transition begonnen hat, und sich deine Persönlichkeit natürlich auch mit Sicherheit dadurch weiterentwickelt hat, wie hast du dich auf diese körperlichen Aspekte der Transition vorbereitet?
Gianina-TS Also ich habe mich darauf vorbereitet, also ich habe ja 2019 mich schon vorbereiten lassen, war ja auch beim Psychiater in St. Gallen. Da wirklich als Sitzung, Gespräche, und der hat dann alles in die Wege geleitet, dass ich schnellstmöglich wieder anfangen kann, weil ich es ja schon mal gemacht habe. Und es war einfach auf der Zeitpunkt da, wo ich gesagt habe, entweder muss ich jetzt diesen Weg gehen, oder ich habe weiter Selbstmordgedanken, weil das war auch da, muss ich ehrlich gestehen, in der Beziehung waren Suizidgedanken da. Und deswegen bin ich auch direkt wieder zum Psychiater und habe gesagt, mein lieber Psychiater, können Sie mich auf Zürich verweisen, ich möchte wirklich wieder mit der Hormontherapie anfangen und als Frau leben. Und das hat eine Woche gedauert, und ich habe einen Bescheid von Zürich bekommen, und das Gespräch hat schon angefangen. Und da die von 2015 noch Papiere vorliegen hatten, haben die gewusst, bei mir ist das nicht so, das ist kein, wie sagt man – ein Möchtegern. Also ich will es wirklich. Und das hat dann halt auch schneller dazu geführt, dass ich die Hormontherapie anfangen konnte.
Sie hatte Angebote, meine Stimme durch Operation oder Training zu verändern
Eronite Wie lange dauert eine Hormontherapie?
Gianina-TS Eine Hormontherapie hört nie auf. Die nimmt man das Leben lang.
Eronite Diese Suizidgedanken, von denen du gerade gesprochen hattest, wie sind die aufgekommen? Ist das deswegen gekommen, weil dein Umfeld so ablehnend auf dich reagiert hat?
Gianina-TS Nein, durch meinen Ex. Durch mein Ex. Das hat auch gekommen, also ich habe halt nicht mehr richtig schlafen können, habe nur noch "entweder bringe ich mich jetzt um" oder sage "ich gehe jetzt zum Psychiater und mache das". Und ich habe ihn ja auch daraufhin verlassen. Also ich habe gesagt, sorry, also ich lasse mich nicht so behandeln. Und hier, ja, hier sagen, nein, du darfst dies nicht und du darfst das nicht, mache ich nicht. Ich habe mich einfach nicht wohl gefühlt mehr. Habe einfach gesagt, entweder du willst leben, du lebst als Frau, machst das, oder du bringst dich um. Und das war halt einfach so. Aber ich habe dann, nachdem, dass ich diese Behandlung dann angefangen habe, ist ja alles seinen Lauf gegangen.
Eronite Demzufolge war er nicht einverstanden mit deiner Transition.
Gianina-TS Nein, das war egal.
Eronite Hast du eigentlich deine Stimme und deine Körpersprache während dieser Zeit der Umwandlung angepasst?
Gianina-TS Nein, ich hätte aber das Angebot gehabt, die Stimme anzupassen. Aber ich habe gesagt, das Risiko möchte ich nicht eingehen. Weil man kann nicht zu 100% sagen, dass man eine weibliche Stimme bekommt oder nicht. Man kann viel machen. Einerseits gibt es ein Stimmtraining. Da muss man jeden Tag in einer Flasche mit einem Röhrchen gurgeln. Das hat man mir auch gezeigt. Aber ich habe gesagt, das ist für mich einfach zu aufwendig. Und dann gibt es die zweite Möglichkeit, die Stimme operativ anzupassen. Da habe ich gesagt, da bin ich auch raus. Ich behalte meine Stimme so, wie sie ist. Und durch die Hormone ist sie ein bisschen höher gekommen. Aber sie kann eigentlich nur durch ein Stimmtraining gemacht werden oder durch eine OP. Aber man kann nie sagen, ob es wirklich eine Frauenstimme wird. Bei manchen nicht.
Eronite Was würde denn bei einer solchen Operation gemacht werden?
Gianina-TS Ich habe gehört, die Stimmbänder werden irgendwie operiert. Keine Ahnung.
Was Mode und Styling angeht, steht sie "biologischen Frauen" in absolut nichts nach
Eronite Ich habe mal gehört von einer Transsexuellen, die sich den Kehlkopf hat schleifen lassen. Genau, du kannst auch den Kehlkopf abschleifen lassen.
Gianina-TS Das habe ich auch schon gehört. Aber ich habe mich nie mit diesem Thema befasst, weil es mich nicht interessiert hat. Ich habe gesagt, ich fühle meine Stimme so, wie sie ist. Und ich fühle mich mit der Stimme auch wohl. Weil es gibt ja auch Frauen mit tiefer Stimme.
Eronite Ja, selbstverständlich. – Welche Rolle spielen denn eigentlich Mode und Styling für dein Selbstbild?
Gianina-TS Sehr viel. Ich liebe Mode, wie ihr seht. Ich habe alles ein bisschen abgestimmt, ein bisschen Braunton, darunter auch Braunton. Also es passt schon ein bisschen was zusammen. Ich bin auch so ein Mensch, der anzieht, was er gerade möchte. Ich kann auch mit einem kurzen, kleinen Einkaufen gehen. Ich gehe meistens mit hohen Schuhen gerne aus dem Haus. Ich bin nicht der Flachschuhträger. Da gebe ich mir zu und halte vor den Fotografen. Also da gebe ich alles, was möglich ist. An Klamotten, an Posen, richtiges Styling. Ich bin da sehr am Austoben. Also ich ziehe das an, was mir gefällt.
Eronite Kleidest du dich manchmal noch typisch männlich?
Gianina-TS Nein, also typisch männlich kleide ich mich jetzt nicht wirklich. Aber ich gebe es mal zu: Ich gehe auch ungeschminkt aus dem Haus manchmal. Und im Jogginganzug einkaufen, ist mir scheißegal. Mache ich mittlerweile auch schon. Aber ich bin eigentlich schon eine Person, die sagt, ich schminke mich die ganze Zeit. Und es gibt manchmal ein paar Tage, wo ich sage, ich bin zuhause, was soll ich denn hier tonnenweiß Make-up drauf tun? Ich laufe auch nur mit den Unterhosen hier rum. Also ich bin ein Mensch, der rumläuft wie er will. Ich bin in der Wohnung auch mal nackt. Also ganz egal wie.
Eronite Gibt es positive Beispiele, wo du dich von der Gesellschaft unterstützt gefühlt hast? Also einfach während der Transition, dass du gesagt hast, hier in der Gesellschaft hast du besonders viel Unterstützung erhalten, dir ist gut zugesprochen worden oder du hast wirklich Unterstützung bekommen im Sinne von klassischer Hilfestellung, dass da jemand wirklich sagen konnte, pass auf, ich höre dir zu, du kannst mir alles erzählen? Das nimmt ja sicherlich auch schon ein bisschen Ballast von der Seele. Oder dass du Hilfe bekommen hast, indem jemand gesagt hat, pass auf, wir kennen hier jemanden, der hat das auch schon alles durchgemacht, du könntest dich an diese oder jene Stelle wenden? Hast du sowas bekommen?
Gianina-TS Ja, ich habe das bekommen. Und zwar habe ich auf einem CSD [Christopher Street Day, Parade der Lesben und Schwulen sowie der queeren Community; Anm. d. Red.] meine erste Rede gehalten vor tausend Leuten, und das hat, also ich habe danach wirklich einen Knatschen bekommen, den ich noch nie erlebt habe. So nach einer Rede. Und das hat mir dann schon, also das war schon sehr emotional. Und ja, also ich habe auch Freuden dran gehabt danach.
Sie wünscht sich, dass Transmenschen in der Gesellschaft sichtbarer werden
Eronite Das kann ich mir vorstellen, dass da der Zuspruch einfach enorm wichtig ist, um deinen Weg weiterzugehen einfach.
Gianina-TS Genau. Es hat mich richtig gefreut, hier einmal ein Statement hinzulegen und eine Rede abzuliefern. Und das war richtig toll.
Eronite Glaubst du, dass die Repräsentation von Transfrauen in den Medien die Realität widerspiegelt?
Gianina-TS Zu wenig. Also viel zu wenig. Also es gibt zwei Transfrauen, die im Bundestag sind. Aber es ist einfach noch zu wenig. Es muss noch viel mehr präsenter werden. Vor allem im TV.
Eronite Welche Veränderungen der Gesellschaft würdest du dir für Transfrauen wünschen?
Gianina-TS Ja, eben, dass wir halt, wir Transfrauen auch respektiert werden, wie wir sein möchten. Und dass die Leute uns zuhören. Und kommen und fragen. Es gibt ja auch Organisationsstätten, wenn eine Person jetzt das auch möchte. Oder Fragen dazu hat. Dass man dahin gehen kann, dass wir da sagen, ja, es muss einfach viel mehr noch gemacht werden in diesem Thema. Dass wir einfach sagen können, wir sind auch Menschen. Wir sind auch hier. Und möchten einfach auch in der Gesellschaft gesehen werden.
Eronite Ich glaube, da ist es wichtig, einfach eine Gleichstellung zu erreichen, ohne eine Sonderstellung zu produzieren. Sprich, einfach ganz normal behandeln, so wie alle anderen auch. Ja, dass einfach keine Diskriminierung da ist. Hat sich dein Blick auf Beziehungen oder auf Dating durch die Transition verändert?
Gianina-TS Da ich verlobt bin, habe ich schon sehr viele Dating-Anfragen, muss ich schon sagen. Aber da ich verlobt bin, mache ich ja keine, in dem Sinne, keine Datings jetzt öffentlich oder so.
Die Frage, die sich viele stellen: Pinkelt Gianina im Stehen oder Sitzen?
Eronite Was bedeutet Weiblichkeit für dich persönlich, abseits gesellschaftlicher Vorstellungen?
Gianina-TS Dass ich halt einfach so auftrete, wie ich es möchte. Sagen wir mal so, ich kleide mich als Frau. Ich schminke mich als Frau. Ich fühle mich dann einfach auch so. Ob mit Nägeln, Schminke, allem drumherum. Das gehört bei mir dazu. Dann fühle ich mich sehr weiblich. Also ich gehe schon sehr gerne auch so aus dem Haus.
Eronite Gibt es dann Herausforderungen, in Bezug auf romantische Partnerschaften?
Gianina-TS Nein, gab es eigentlich keine. Da ich eben vergeben bin, verlobt bin, gab und gibt es keine.
Eronite Dein Verlobter war ja nicht immer dein Verlobter. Du hast ja vorhin gesagt, du hast deinen Ex-Freund verlassen, in dem Moment, als du zum Psychiater gegangen bist. Wie hast du über deine neue Identität gesprochen, mit deinem neuen Partner?
Gianina-TS Also wir haben ja uns, ich hatte meinen letzten Dragqueen-Auftritt in Konstanz. Ja, in einer Bar. Das war ein Gay-Abend, wo wir da veranstaltet haben. Und da habe ich dann auch meinen Verlobten kennengelernt. Und ja, ich habe ihn darauf hingewiesen, ja, ich möchte das alles so. Also das ist mein letzter Dragqueen-Abend, also als Dragqueen. Und ich fange demnächst mit einer Hormontherapie an. Und so hat dann das auch alles begonnen.
Eronite Wir haben im Rahmen unseres Erotik-Magazins eine Frage bekommen an dich. Und zwar, was die Weiblichkeit beziehungsweise die Männlichkeit bei dir angeht: Du besitzt ja noch dein männliches Geschlechtsteil. Pinkelst du im Stehen oder am Sitzen?
Gianina-TS Beides, manchmal.
Eronite Also die Vorteile des im Stehen-Pinkels mit ausnutzen.
Gianina-TS Ja, also ich gebe schon zu, wenn es schnell gehen muss, dann tue ich auch mal im Stehen pinkeln. Aber sonst sitze ich eigentlich immer auf dem Frauenklo. Also auf der Frauentoilette sitze ich immer.
Eronite Bleibt dein Geschlechtsteil dran?
Gianina-TS Ja, das bleibt dran. Das ist so ein, sagen wir mal, mein Merkmal.
Micaela Schäfer und Katja Krasavice sind ihre großen Vorbilder
Eronite Für deinen Weg und die Karriere in der Branche wäre das wahrscheinlich auch dein Todesurteil. Wenn du einfach schnipp, schnapp ab, dann wäre wahrscheinlich die Karriere beendet an der Stelle. Hast du Vorbilder, die dich auf deinem Weg inspiriert haben?
Gianina-TS Ja, ich habe zwei ganz gute Vorbilder. Einmal Micaela Schäfer. Die habe ich seit Anfang an, wo ich von ihr gehört habe, zum ersten Mal. Und die zweite Ikone ist Katja Krasavice. Das ist ein sehr großes Idol von mir.
Eronite Das finde ich übrigens sehr spannend, dass es beide Vorbilder sind, die mit Transsexualität ja gar nichts zu tun haben. Ich hätte jetzt gedacht, du sagst ja, es gibt Vorbilder. Das sind beispielsweise Person X, Person Y, die auch als Transfrauen oder als Transmänner leben. Aber das sind ja zwei, die damit gar nichts zu tun haben. Finde ich sehr interessant. Aber apropos Katja Krasavice. Sie hat sich ja jetzt in den letzten Tagen ihre Brüste noch mal vergrößern lassen.
Gianina-TS Ja, ich fand es richtig geil, dass sie sich sie noch mal vergrößern lassen hat. Ich sage es halt, sie kann. Sie kann es. Und bei ihr sieht es auch gut aus. Sie hat immer Top-Ärzte. Man sieht, dass sie was machen kann an sich. Aber ich finde es immer schön, sie kann es und steht auch dazu. Sie sagt ja immer, sie will Plastik in sich haben. Da sage ich ja, okay, sie kann es halt. Und das ist für mich ein riesiges Vorbild. Sie macht, sie sagt es einfach. Sie lässt sich nicht runterkriegen. Das ist ihr scheißegal, ob jetzt da tausende Leute sagen, ja, jetzt übertreibt sie es. Ich finde es einfach geil, dass sie das macht und zu sich steht und sagt, so Leute, ich mache jetzt heute noch mal eine Brust-OP, lasse sie auf Doppel‑D oder was auch immer vergrößern.
Eronite Das passt natürlich absolut zu dir, weil du ja quasi dann das Gleiche an den Tag legst, dass du einfach sagst, doch, was die anderen sagen, ist mir erst mal egal. Hast du berufliche und private Ziele für die Zukunft? Also private vermute ich mal, da du verlobt bist, wird doch irgendwann eine Heirat anstehen?
Gianina-TS Ja, also eine Hochzeit wird es geben. Wann, kann ich leider noch nicht sagen. Aber es wird eine Hochzeit geben. Vermute ich zuerst mal standesamtlich und dann sehen wir weiter. Das zweite privat ist, dass ich gerne auf Gran Canaria überwintern möchte. Kann sein, dass das dieses Jahr sogar der Fall sein wird, dass wir im November unten bleiben, bis Dezember, vielleicht im Dezember dann kurz nach Hause kommen über Weihnachten und dann wieder runter fliegen. Das steht aber noch ein bisschen in den Sternen. Aber es ist ein Ziel, dass wir überwintern auf Gran Canaria, weil das einfach unser kleines Domizil ist. Da kann man sich, man kann da reden, wie man möchte. Alle reden auch ein bisschen Deutsch. Also man muss jetzt nicht wirklich Englisch oder Spanisch können. Also es gibt die, die Deutsch auch reden da unten. Und man kann einfach auch von dort aus arbeiten. Das ist halt das Geile an meinem Job. Ich kann das auch von dort aus machen. Ich kann sagen so, ich gehe am Vormittag online, arbeite vormittags und nachmittags gehe ich ans Land. Und das ist halt mein Ziel, was ich halt gerne auch machen würde. Einfach über den Winter unten leben. Ein paar Monate und dann einfach wieder nach Hause kommen. Oder halt auch von dort aus meinen Job, nach Wien kurz fliegen für die fünf Tage, wo ich gebucht werde da. Oder nach Alicante oder whatever. Das ist einfach das, was ich gerne würde. Einfach von dort aus fliegen.
Für TS Gianina gibt es kein Zurück mehr – weil sie es nicht möchte!
Eronite Das ist sicherlich nicht die schlechteste Option. Dann hoffe ich nur, dass du im Dezember immer so rechtzeitig zurück nach Deutschland kommst, um bei unseren Dezember-Castings teilzunehmen.
Gianina-TS Natürlich. Das wird dann schon so sein, dass ich dann für die Castings aus Gran Canaria natürlich zu den Pornocastings fliege. Das ist natürlich auch ein Ziel, weil man braucht ja dann nur einen kleinen Koffer. Und gut, wir Frauen brauchen schon ein bisschen mehr. Ich brauche dann schon meinen mittleren Koffer, weil ich muss ja mein Make-up-Zeug mitnehmen. Das ist ein bisschen das Einzige, was ich da machen muss. Aber da reicht auch der Handgepäck-Koffer. Da gibt man den halt in den Frachtraum ab.
Eronite Du kannst du auch einen Handgepäck-Koffer mit Schminke mitnehmen und den anderen Handgepäck-Koffer deines Verlobten füllst du dann mit deinen Klamotten. Und er muss dann halt im Casting das anziehen, was er anhat. Oder kriegt dann einen kleinen String-Tanga, mit dem er rumlaufen muss. Irgendwie kriegt man das bestimmt schon hin. Gibt es eine Botschaft, die du jungen Transfrauen oder Menschen, die ihren Weg noch suchen, mitgeben möchtest?
Gianina-TS Also hört auf euch selbst. Ganz wichtig. Lasst euch von niemandem reinschwatzen oder einreden. Hört auf euer Herz. Wichtig. Es ist ein Weg, wo ihr einschlagt. Ihr müsst euch wirklich bewusst sein. Es ist kein einfacher Weg. Macht auch nicht einfach so irgendwas. Sucht euch einen richtigen Psychiater. Geht dahin. Redet auch mit eurer Mutter oder Vater. Wenn das nicht geht, dann redet mit einem besten Freund. Oder Freundin. Ich finde es einfach sehr wichtig, dass man über das Thema reden muss. Wenn man diesen Gedanken hat. Und nicht einfach irgendwas macht. Man muss sich wirklich bewusst sein, wie man diesen Weg gehen will. Ob man Hormone nehmen will oder nicht. Ein Zurück geht es nicht. Also es gibt jetzt einen Zurückweg. Bei mir würde es jetzt einen Zurückweg geben. Wenn ich sage, ich will meine Titten weg machen, dann stoppt man alles. Dann kann man bei mir wieder alles männlich machen. Das geht. Aber sobald du eine geschlechtsangleichende OP machst, dann kannst du das nie mehr zurückgeben. Das muss einem bewusst sein. Will man diesen Schritt gehen? Man akzeptiert es so, wie man es will.
Eronite Findest du vor dem Hintergrund, dass man mit einem Psychiater sprechen muss, um eine Transition durchzuführen, gut? Oder würdest du sagen, dir gefiele es besser, wenn man die Verpflichtung nicht hätte? Und auf freiwilliger Basis mit einem sprechen könnte?
Gianina-TS Also ich finde es besser, wenn man auf freiwilliger Basis sprechen kann. Man kann aber auch mittlerweile schon mit seinem Hausarzt reden. Oder man sucht eben eine Fachperson, die über dieses Thema reden kann. Ich habe ja auch eine Fachperson in Konstanz. Das ist ein sehr guter Arzt, der weiß, um was es geht bei dieser Transition. Und bei dem bin ich sehr gut aufgehoben. Und sehr zufrieden.
Eronite Eine Frage, die ich zum Schluss der Interviews gerne stelle: Wie definierst du heute dein persönliches Glück und deine Zufriedenheit?
Gianina-TS Ich bin sehr, sehr glücklich. Ich hatte ein erfolgreiches Jahr. Und ich freue mich auch auf dieses Jahr. Es gibt viele Termine da. Ich bin gut ausgebucht bis Dezember. Also ich bin sehr zufrieden und freue mich auf alle weiteren Termine, auch im Ausland. Alles, was noch kommt.
Eronite Da bin ich sehr gespannt. Und dazu werde ich mit dir persönlich nochmal, wenn wir uns spätestens Mitte des Jahres sehen werden, nochmal ein Interview führen. Und da freue ich mich sehr drauf. – Ich bedanke mich recht herzlich für deine offenen Worte. Ich fand es sehr, sehr interessant, da mal einen Einblick zu bekommen, auch als Außenstehender. Auch wenn ich beruflich natürlich mit dieser Thematik ein wenig vertraut bin, so waren doch einige Dinge für mich absolut neu. Und bin auch immer persönlich dankbar, dass nicht nur ich, sondern auch, dass die Community, die generell unsere Leser, Hörer und Zuschauer dort so ein bisschen mitgenommen werden in die Welt der Transfrauen. Dafür, Janina, lieben, lieben Dank. Und ich wünsche dir alles Gute.
Gianina-TS Dankeschön. Vielen Dank.