Als Ghost­wri­ter ero­ti­sche Tex­te schrei­ben – Das Interview

Als Ghostwriter erotische Texte schreiben – Das Interview

Als Ghost­wri­ter ero­ti­sche Tex­te schrei­ben – Das Interview

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Ein Ghost­wri­ter im Interview

Es wird Zeit für ei­ni­ge Hin­ter­grund­in­fos aus der Bran­che. Nicht je­der, der im Ero­tik- oder Por­no­ge­schäft tä­tig ist, möch­te dies an die gro­ße Glo­cke hän­gen. Tex­te für ein­schlä­gi­ge Ar­ti­kel, Vi­deo­be­schrei­bun­gen oder Pro­fil­tex­te man­cher Mä­dels wer­den da­her von so­ge­nann­ten Ghost­wri­tern ver­fasst. Al­so Leu­te, die ih­re Tex­te un­ter an­de­rem Na­men ver­öf­fent­li­chen. Ero­ni­te ist es ge­lun­gen, ei­nen die­ser Schrei­ber aus­fin­dig zu ma­chen. Das ist die Ge­le­gen­heit, ei­nem von de­nen, die sonst lie­ber ver­bor­gen im Hin­ter­grund blei­ben, auf den Zahn zu fühlen.

Ero­tik­tex­ter im Verborgenen

Ero­ni­te   Beim The­ma Ero­tik denkt man ja nicht gleich als Ers­tes an die Schrei­be­rei. Wie bist du da­zu ge­kom­men, re­gel­mä­ßig Sa­chen für die Por­no­bran­che zu schreiben?
Ghost­wri­ter   An­ge­fan­gen ha­be ich mit Fan­ta­sy Ge­schich­ten, von de­nen meh­re­re be­reits ver­öf­fent­licht wur­den. Um mei­nen Schreib­stil zu ver­bes­sern, hat­te ich im In­ter­net nach Schreib­auf­trä­gen ge­sucht. Schnell hat­te ich ei­ne Sei­te ge­fun­den, bei der man Tex­te als Ghost­wri­ter schrei­ben kann. Da wa­ren dann un­ter an­de­rem auch Auf­trä­ge aus dem Ero­tik­be­reich da­bei. Die­se Auf­trä­ge hat­ten mir gro­ßen Spaß ge­macht und die Kun­den wa­ren zu­frie­den. Mitt­ler­wei­le ha­ben sich die ers­ten Stamm­kun­den ein­ge­fun­den. Die Zu­sam­men­ar­beit geht mitt­ler­wei­le zum Teil schon über drei Jahre.

Das ERO­NI­TE Dating

Ero­ni­te   War das von An­fang an dei­ne Ab­sicht, hat sich das im Lau­fe dei­ner Kar­rie­re ent­wi­ckelt oder gab es be­stimm­te Ein­flüs­se oder Er­leb­nis­se, die dich in die­ses Gen­re ge­führt haben?
Ghost­wri­ter   Sex­sze­nen hat es in mei­nen Ge­schich­ten schon im­mer ge­ge­ben. Bei ei­ner ero­ti­schen Vam­pir­ge­schich­te wur­de ich so­gar von mei­ner da­ma­li­gen Lek­to­rin ge­be­ten, we­ni­ger ero­ti­sche Sze­nen zu ver­wen­den. Was die Schreib­auf­trä­ge an­geht, hat­te ich das nicht ge­plant. Wenn ich über ei­ne Sa­che noch nie ge­schrie­ben hat­te, ha­be ich das als schrift­stel­le­ri­sche Her­aus­for­de­rung angesehen.Plötzlich wa­ren da meh­re­re An­fra­gen aus dem Ero­tik­be­reich. Ei­ne Es­cort-Ser­vices woll­ten Be­schrei­bun­gen ih­rer Da­men und mög­li­chen Ab­läu­fen der ge­mein­sa­men Aben­de. Al­so ha­be ich grin­send in die Tas­ten ge­hau­en und da­bei Ge­fal­len an der Sa­che gefunden.

Die Fas­zi­na­ti­on ero­ti­scher Li­te­ra­tur und Geschichten

Ero­ni­te   Was fas­zi­niert dich am Schrei­ben ero­ti­scher Li­te­ra­tur?
Ghost­wri­ter   Es macht Spaß, über Ero­tik zu schrei­ben. Be­son­ders na­tür­lich über Din­ge, die man selbst gut fin­det. In mei­nem Fall ist z.B. SM fast im­mer ein The­ma. Frü­her ha­be ich das üb­ri­gens im In­ter­net als Flirt-Tak­tik ver­wen­det. Ich hat­te mei­nen Chat­part­ne­rin­nen er­zählt, dass ich ger­ne schrei­be und ih­nen an­ge­bo­ten et­was da­von zu le­sen. Die ha­ben dann al­le Ja ge­sagt und be­ka­men von mir ei­ne mit SM an­ge­hauch­te Sex­sze­ne. An der Re­ak­ti­on konn­te man dann sehr schnell her­aus­fin­den, wie die La­dys ti­cken. Ich kann die­se Vor­ge­hens­wei­se nur empfehlen.

Ero­ni­te   Was un­ter­schei­det die­ses Gen­re von an­de­ren li­te­ra­ri­schen Gat­tun­gen, die du viel­leicht auch be­ar­bei­tet hast?
Ghost­wri­ter   Bei nor­ma­len Fan­ta­sy Ge­schich­ten stre­be ich ei­ne FSK12 Frei­ga­be an. Da gibt es dann auch ro­man­ti­sche Sze­nen, aber so­wie sich die Haupt­fi­gu­ren nä­her kom­men, wird abgeblendet.

Als Ghostwriter erotische Texte schreiben – Das Interview
Als Ghost­wri­ter ero­ti­sche Tex­te schrei­ben – Das Interview

Ero­ni­te   Gibt es krea­ti­ve oder emo­tio­na­le Her­aus­for­de­run­gen, die spe­zi­ell mit ero­ti­schen Tex­ten ver­bun­den sind?
Ghost­wri­ter   Mei­ne Am­bi­ti­on ist, beim Schrei­ben ero­ti­scher Sze­nen ein ge­wis­ses Ni­veau zu hal­ten. So­wohl schrift­stel­le­risch wie auch von der Hand­lung her. Ein plat­tes “sie fick­ten sich um den Ver­stand” ist nicht mein Ding. Vom Quin­di Au­toren­kor­rek­tiv wur­de mir mal at­tes­tiert, dass ich “das mit der Ero­tik” gut im Griff hätte.

Ero­ni­te   Wie gehst du an das Schrei­ben ero­ti­scher Sze­nen her­an? Gibt es ei­nen krea­ti­ven Pro­zess oder ei­ne Rou­ti­ne, die dir hilft, in die rich­ti­ge Stim­mung zu kom­men und wie stellst du si­cher, dass die Sze­nen sinn­lich und an­spre­chend, aber nicht vul­gär oder kli­schee­haft wirken?
Ghost­wri­ter   Selbst in Por­nos mag kaum je­mand ein­fach nur Ge­ram­mel se­hen. In Text­form schon gar nicht. Die han­deln­den Cha­rak­te­re müs­sen ein­ge­führt wer­den, auch wenn dies nur mit ein paar Sät­zen ge­schieht. Rah­men­be­din­gun­gen wie der Ort des Ge­sche­hens und der zeit­li­che Ab­lauf müs­sen stim­men. Dann kommt die pas­sen­de Stim­mung nor­ma­ler­wei­se beim Schrei­ben auf. Das Schlimms­te, was man ma­chen kann, ist ein­fach nur auf ein lee­res Text­do­ku­ment zu star­ren, weil man mit dem ers­ten Satz ha­dert. Der Ap­pe­tit kommt beim Es­sen und die Lust beim Schreiben.

Die Ent­wick­lung span­nen­der und glaub­wür­di­ger Charaktere

Ero­ni­te   Wie schaffst du die Ba­lan­ce zwi­schen Ero­tik und ei­ner gu­ten Ge­schich­te? Was ist dei­ner Mei­nung nach wich­ti­ger: ei­ne span­nen­de Hand­lung oder in­ten­si­ve ero­ti­sche Sze­nen und wie ver­bin­dest du die bei­den Ele­men­te, so­dass sie sich ge­gen­sei­tig unterstützen?
Ghost­wri­ter   Der Sex zwi­schen den han­deln­den Per­son stellt qua­si den Hö­he­punkt der Ge­schich­te dar. Da­vor müs­sen die Fi­gu­ren und der Hin­ter­grund der Ge­schich­te vor­ge­stellt wer­den. Nach dem Sex soll­te es eben­falls noch zu­min­dest ei­ne Ab­schluss-Sze­ne ge­ben. Wie weit das al­les aus­ge­baut wer­den kann, liegt na­tür­lich auch an den Län­gen­vor­ga­ben des Kun­den. Grund­sätz­lich gilt: Je län­ger die Ge­schich­te, des­to wei­ter kann ich ausholen.

Ero­ni­te   Wie gehst du mit Kun­den­wün­schen um, ins­be­son­de­re wenn es um sehr spe­zi­fi­sche oder un­ge­wöhn­li­che Vor­lie­ben geht?  Wie viel krea­ti­ven Spiel­raum hast du bei sol­chen Auf­trä­gen, und wie oft musst du dich strikt an die Vor­ga­ben halten?
Ghost­wri­ter   Die Vor­ga­ben sind von Kun­de zu Kun­de un­ter­schied­lich streng. Ei­ni­ge ha­ben sehr ge­naue Vor­stel­lun­gen von dem, was sie wol­len. An­de­re ha­ben  da eher ei­ne gro­be Er­war­tungs­hal­tung. Die meis­ten las­sen mich ein­fach mal ma­chen und neh­men den Text dann ent­we­der ab oder kom­men mit Än­de­rungs­wün­schen. Bei un­ge­wöhn­li­chen An­fra­gen kommt es dar­auf an, wie un­ge­wöhn­lich sie sind. Grund­sätz­lich sind neue An­fra­gen für mich Her­aus­for­de­run­gen. Soll­te sich aber her­aus­kris­tal­li­sie­ren, dass ich mit dem The­ma so gar nichts an­fan­gen kann, muss man fai­rer­wei­se im Vor­feld mit dem Kun­den sprechen.

Das ERO­NI­TE Dating

Ero­ni­te   Gab es schon ein­mal Si­tua­tio­nen, in de­nen du dich mit ei­nem The­ma oder ei­ner Vor­lie­be un­wohl ge­fühlt hast?
Ghost­wri­ter   Ja, aber bis­lang noch nie so, dass ich ei­nen Auf­trag des­we­gen ab­leh­nen muss­te. Glück­li­cher­wei­se wa­ren das bis jetzt die Kun­den, bei de­nen ich re­la­tiv freie Hand habe.

Ero­ni­te   Wie ent­wi­ckelst du glaub­wür­di­ge und fes­seln­de Cha­rak­te­re in ero­ti­schen Tex­ten? Wie wich­tig ist dir ge­ne­rell die Cha­rak­ter­ent­wick­lung, be­son­ders in ei­nem Gen­re, das oft auf kör­per­li­che In­ter­ak­tio­nen fo­kus­siert ist?
Ghost­wri­ter   Mei­ne Fi­gu­ren kom­men meis­tens aus der Go­thic oder Me­tal Ecke. Da füh­le ich mich selbst zu Hau­se. Ent­spre­chend leicht fällt es da, au­then­ti­sche Fi­gu­ren zum Le­ben zu er­we­cken. Ob es zu ei­ner Ent­wick­lung der Cha­rak­te­re kommt, liegt wie­der an der Län­ge des Textes.

Neue Ge­schlech­ter­rol­len, Di­ver­si­tät und in­klu­si­ve Vielfalt

Ero­ni­te   Wie schaffst du es, dass die Le­ser ei­ne emo­tio­na­le Bin­dung zu den Cha­rak­te­ren auf­bau­en, an­statt sie nur als ober­fläch­li­che Fi­gu­ren wahrzunehmen?
Ghost­wri­ter   Al­te Faust­re­gel von Au­toren: Wer am meis­ten lei­det, ist die Haupt­fi­gur. Ob das nun Fro­do ist, der den Ring nach Mordor tra­gen muss oder Har­ry Pot­ter, der sei­ne ei­ge­nen El­tern nie ken­nen­ge­lernt hat. Bei ei­ner Kurz­ge­schich­te über Sex muss man es mit dem “lei­den” nicht über­trei­ben. Es reicht, wenn die Haupt­fi­gur ner­vös ist und sich mit noch ein paar All­tags­sor­gen her­um­schla­gen muss. Da­mit kann sich der Le­ser identifizieren.

Ero­ni­te   Wie gehst du mit der Dar­stel­lung von Ge­schlech­ter­rol­len und Di­ver­si­tät in dei­nen Tex­ten um? Be­mühst du dich be­wusst dar­um, Viel­falt und In­klu­si­vi­tät in dei­ne Ge­schich­ten ein­zu­brin­gen und wie ver­mei­dest du Ste­reo­ty­pe, die in ero­ti­scher Li­te­ra­tur oft auftauchen?
Ghost­wri­ter   Da ich un­ter an­de­rem ger­ne im SM-Be­reich schrei­be, wech­seln die Rol­len der Ge­schlech­ter ger­ne mal durch. Aus Sicht ei­ner Do­mi­na zu schrei­ben kann eben­so span­nend sein wie der Be­richt ei­ner Skla­vin. Wich­tig da­bei ist, dass der Text ein ge­wis­ses Ni­veau hält. Wort­wie­der­ho­lun­gen sind da ein ganz üb­ler Stol­per­stein. Eben­falls fri­schen Wind bringt es, wenn die Fi­gu­ren eben nicht das tun, was man von ih­nen er­war­tet. In ei­ner Ge­schich­te hat­te ich ei­ne Skla­vin mit­ten auf der Tanz­flä­che ei­ner SM-Par­ty ihr Hals­band aus­zie­hen las­sen, nur um dann im nächs­ten Mo­ment Be­feh­le zu geben.

Als Ghostwriter erotische Texte schreiben – Das Interview
Als Ghost­wri­ter ero­ti­sche Tex­te schrei­ben – Das Interview

Ero­ni­te   Mit dem The­ma Di­ver­si­tät hat­te ich bis­lang kaum Be­rüh­rung, so dass ich da­zu noch nicht viel sa­gen kann.
Ghost­wri­ter   Wie un­ter­schei­det sich das Schrei­ben von ero­ti­schen Sze­nen von an­de­ren emo­tio­na­len oder in­ten­si­ven Mo­men­ten in Ge­schich­ten? Braucht es ei­ne an­de­re Her­an­ge­hens­wei­se oder Sen­si­bi­li­tät, um die­se Art von In­ti­mi­tät au­then­tisch dar­zu­stel­len? Wich­tig ist, dass ei­ne ero­ti­sche Sze­ne nie­mals um der Sze­ne wil­len ent­steht. Sie muss sich im­mer aus der Sto­ry her­aus ent­wi­ckeln. Al­les an­de­re wirkt ge­küns­telt und un­echt. Beim Schrei­ben soll­te man sich im­mer fra­gen, wie sich die je­wei­li­ge Si­tua­ti­on an­fühlt. Das gilt für Sex­sze­nen ge­nau­so wie für Mo­men­te größ­ten Glücks oder tiefs­ter Trau­er. Ich fra­ge mich ein­fach, wie ich mich füh­len wür­de, wenn ich in der Si­tua­ti­on mei­ner Fi­gur wä­re. Das hilft.

Ero­ni­te   Wie ver­mei­dest du es, dass ero­ti­sche Sze­nen mo­no­ton oder wie­der­ho­lend wirken?
Ghost­wri­ter   Ein be­lieb­ter Trick ist der Wech­sel des Blick­win­kels. Man kann in der­sel­ben Sze­ne blei­ben, die­se aber mal aus Sicht des Man­nes und spä­ter aus der Po­si­ti­on der Frau her­aus be­schrei­ben. Das bie­tet ei­ne Fül­le an Mög­lich­kei­ten neu­er Umschreibungen.

Ta­bus und Gren­zen beim Schrei­ben ero­ti­scher Beiträge

Ero­ni­te   Wo­her nimmst du dei­ne In­spi­ra­ti­on für ero­ti­sche Tex­te? Lässt du dich von an­de­ren ero­ti­schen Wer­ken in­spi­rie­ren oder suchst du In­spi­ra­ti­on aus an­de­ren Genres?
Ghost­wri­ter   Na­tür­lich gibt es be­rühm­te Ero­tik-Sze­nen aus Fil­men oder Bü­chern. Aber ich grei­fe ger­ne auf ei­ge­ne Er­fah­run­gen zu­rück. Der Le­ser soll sich ja nicht lang­wei­len, weil er den Bein-Aus­ein­an­der-Trick von Ba­sic In­stinct be­reits kennt.

Ero­ni­te   In­wie­weit spie­len rea­le Er­fah­run­gen ei­ne Rol­le, und wie viel Fan­ta­sie ist involviert?
Ghost­wri­ter   Ich ver­mi­sche ger­ne bei­des. Ei­ne be­reits er­leb­te Si­tua­ti­on stellt ei­ne gu­te und rea­lis­ti­sche Aus­gangs­po­si­ti­on dar. Nun lässt sich das gan­ze mit et­was “Was wä­re wenn” Fan­ta­sien er­wei­tern und aus­schmü­cken. Meist führt dann eins zum an­de­ren und die Ge­schich­te entsteht.

Ero­ni­te   Wie wich­tig ist dir der Dia­log in ero­ti­schen Szenen?
Ghost­wri­ter   Bei Ero­tik-Sze­nen ver­wen­de ich sel­ten wört­li­che Re­de. Lie­ber um­schrei­be ich, dass je­mand bei­spiels­wei­se schmut­zi­ge oder zärt­li­che Din­ge ins Ohr ge­flüs­tert be­kommt. Da kann sich dann je­der et­was an­de­res dar­un­ter vorstellen.

Das ERO­NI­TE Dating

Ero­ni­te   Was macht für dich ei­nen gu­ten ero­ti­schen Dia­log aus, und wie ver­mei­dest du, dass er kli­schee­haft oder pein­lich wirkt? Wie viel Raum gibst du den in­ne­ren Mo­no­lo­gen der Cha­rak­te­re, um ih­re Ge­dan­ken und Ge­füh­le auszudrücken?
Ghost­wri­ter   Der in­ne­re Mo­no­log, al­so der Wer­de­gang ei­ner Fi­gur, wird je nach Län­ge der Ge­schich­te ent­spre­chend wich­tig. Ab ei­ner ge­wis­sen Sei­ten­zahl ist ei­ne Ent­wick­lung der Haupt­fi­gu­ren un­ver­meid­bar und wird vom Le­ser auch er­war­tet. Den ge­spro­che­nen Dia­log hal­te ich ger­ne kurz und knapp, da­mit es eben nicht pein­lich wirkt. Viel eher um­schrei­be ich, dass auch mit­ein­an­der ge­spro­chen wird.

Ero­ni­te   Gibt es be­stimm­te Ta­bus oder Gren­zen, die du beim Schrei­ben nicht über­schrei­ten möch­test? Wel­che ethi­schen oder per­sön­li­chen Stan­dards setzt du dir, be­son­ders in ei­nem Gen­re, das oft in Grau­zo­nen stößt?
Ghost­wri­ter   Das wird die Zeit zei­gen. Bis­lang ha­be ich noch kei­nen Auf­trag ab­leh­nen müs­sen, da al­les in ei­nem für mich ver­tret­ba­ren Rah­men war. Wie kom­mu­ni­zierst du sol­che Gren­zen mit dei­nen Kun­den, wenn die­se spe­zi­el­le Wün­sche äu­ßern? Das weiß ich, wenn es so­weit ist. Wahr­schein­lich muss das The­ma ein­fach of­fen an­ge­spro­chen werden.

Ero­ni­te   Wie be­wahrst du An­ony­mi­tät und Dis­kre­ti­on in dei­nem Be­ruf? Gibt es be­son­de­re Maß­nah­men, die du triffst, um dei­ne Iden­ti­tät und die der Kun­den zu schüt­zen? Wie gehst du mit dem Ver­trau­en um, das Kun­den in dich set­zen, be­son­ders bei sehr per­sön­li­chen oder in­ti­men Geschichten?
Ghost­wri­ter   Da je­der Kun­de ei­ne Rech­nung für mei­ne Ar­beit be­kommt, be­nö­ti­ge ich des­sen kom­plet­te Adres­se. Die­se Adres­sen be­kommt auch mein Steu­er­be­ra­ter zu se­hen, da er Ein­sicht in die Rech­nun­gen hat. Aber das wars dann auch schon. Al­les wei­te­re fin­det nur zwi­schen dem Kun­den und mir statt. Mein Ar­beit­ge­ber weiß nur, dass ich Fan­ta­sy Bü­cher schreibe.

Der Ein­fluss ei­ge­ner ero­ti­scher Vor­lie­ben und se­xu­el­ler Fantasien

Ero­ni­te   Wie gehst du mit dem The­ma Au­then­ti­zi­tät um, be­son­ders wenn du über Vor­lie­ben oder Fan­ta­sien schreibst, die dir per­sön­lich viel­leicht fremd sind? Re­cher­chierst du be­stimm­te The­men in­ten­siv, be­vor du dar­über schreibst oder gibt es Tech­ni­ken, die dir hel­fen, auch in Be­rei­chen zu schrei­ben, in de­nen du kei­ne ei­ge­nen Er­fah­run­gen hast?
Ghost­wri­ter   Ei­ne Re­cher­che im In­ter­net ist der ers­te Schritt. Im Ide­al­fall fin­den sich Er­fah­rungs­be­rich­te von Leu­ten, die ge­nau so et­was be­reits er­lebt ha­ben. Nun kann da­mit be­gin­nen, sich in die­se Leu­te hin­ein­zu­ver­set­zen und der Sa­che ei­nen ei­ge­nen Stem­pel auf­zu­drü­cken. Ich ha­be üb­ri­gens fest­ge­stellt, dass man Leu­te wirk­lich al­les fra­gen kann, wenn man die Fra­ge mit ei­nem “ich re­cher­chie­re ge­ra­de für ein Buch” ein­lei­tet. Wirk­lich al­les. Ich ha­be so­gar mal von ei­ner Kran­ken­schwes­ter ei­ne ge­naue An­lei­tung be­kom­men, wie man am bes­ten KO-Trop­fen herstellt.

Ero­ni­te   Hast du ein be­stimm­tes Pu­bli­kum im Kopf, wenn du ero­ti­sche Tex­te schreibst?
Ghost­wri­ter   Ich den­ke, dass mei­ne Tex­te haupt­säch­lich von Män­nern ge­le­sen wer­den. An­sons­ten ha­be ich kein ge­naue­res Zielpublikum.

Als Ghostwriter erotische Texte schreiben – Das Interview
Als Ghost­wri­ter ero­ti­sche Tex­te schrei­ben – Das Interview

Ero­ni­te   Ver­su­chen dei­ne Kun­den, be­stimm­te Ziel­grup­pen an­zu­spre­chen, und wie passt du dei­nen Schreib­stil an die­se an? Wie ver­än­derst du dei­ne Spra­che oder Er­zähl­wei­se, je nach­dem, für wen du schreibst (z.B. he­te­ro­se­xu­el­les Pu­bli­kum, LGBTQ+ Com­mu­ni­ty, BDSM-Interessierte)?
Ghost­wri­ter   Die Kun­den ge­ben mir so­ge­nann­te Key-Wör­ter vor. Al­so Wor­te, die in ei­ner be­stimm­ten Häu­fig­keit im Text er­schei­nen sol­len. Wenn da von “Fi­cken” und “Fot­ze” die Re­de ist, ge­stal­te ich den rest­li­chen Text ent­spre­chend. Die meis­ten Kun­den wol­len aber ei­ne et­was ge­ho­be­ne­re Wortwahl.

Ero­ni­te   In der Ero­tik­bran­che geht es doch haupt­säch­lich um Fil­me und Bil­der und we­ni­ger um Tex­te. Aus wel­chem Grund soll­te je­mand auf dei­ne Ar­beit zurückgreifen?
Ghost­wri­ter   Das ist im­mer die Fra­ge, wie man sei­ne ei­ge­ne Ar­beits­zeit be­wer­tet. Ein Cam­girl, die sich kei­ne For­mu­lie­run­gen für ei­ne Vi­deo­be­schrei­bung aus­den­ken muss, kann sich in der Zeit für ih­re Fans vor der Ka­me­ra rä­keln. Der Re­dak­teur ei­nes Ma­ga­zins kann sich in die­ser Zeit um Wer­be­kun­den küm­mern und neue Deals ab­schlie­ßen. Bei­de ha­ben al­so mehr Zeit, sich aufs Geld­ver­die­nen zu kon­zen­trie­ren. Im Ide­al­fall mehr Geld, als sie für den Ghost­wri­ter aus­ge­ben müssen.

Ghost­wri­ting in Zei­ten von ChatGPT und künst­li­cher Intelligenz

Ero­ni­te   Machst du das mitt­ler­wei­le hauptberuflich?
Ghost­wri­ter   Nein. Bei mei­nem Ar­beit­ge­ber ha­be ich die Schrei­be­rei als Ne­ben­tä­tig­keit an­ge­mel­det und ge­neh­mi­gen las­sen. Was ich ge­nau schrei­be, geht na­tür­lich nie­man­dem in mei­ner Fir­ma was an. Au­ßer­dem ge­be ich mei­ne Steu­er­erklä­rung je­des Jahr an ei­nen Steu­er­be­ra­ter ab, da­mit es we­gen den Ne­ben­ein­nah­men kei­nen Är­ger gibt.

Ero­ni­te   Wie ist es, wenn un­ter kei­nem dei­ner Ar­ti­kel dein Na­me steht? Mel­det sich da nicht ir­gend­wann das Ego?
Ghost­wri­ter   Manch­mal. Aber da­für ha­be ich ja mei­ne Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen. Lei­der wer­den mei­ne Bü­cher aber nicht so oft ge­le­sen wie ei­ni­ge mei­ner Artikel

Ero­ni­te   Jetzt mal ganz im Ernst: War­um braucht je­mand im Zeit­al­ter von Chat GPT ei­nen Ghostwriter?
Ghost­wri­ter   Zu­ge­ge­ben: Ich ha­be be­reits ei­ni­ge Kun­den an Chat GPT ver­lo­ren. Aus Neu­gier ha­be ich es dann selbst mal aus­pro­biert. Der Text war in Se­kun­den fer­tig, feh­ler­frei und gram­ma­ti­ka­lisch kor­rekt. Da kann ich die Leu­te schon ver­ste­hen, wenn sie sich das Geld spa­ren wol­len. Es kommt vor al­lem auf den Ton­fall an. Ge­ra­de in der Ero­tik­bran­che ist, mei­ner Mei­nung nach, ein lo­cke­rer Er­zähl­stil von­nö­ten. Ge­spickt mit An­ek­do­ten aus dem ei­ge­nen Le­ben und di­ver­sen Wort­spie­len. Ger­ne auch mal mit Be­zug auf be­rühm­te Film­klas­si­ker oder be­kann­te Mu­sik­sa­chen. So et­was ist für ei­ne Ma­schi­ne kaum möglich.

Ero­ni­te   Wie läuft das mit der Abrechnung?
Ghost­wri­ter   Die Ab­rech­nung er­folgt an­hand der An­zahl der ge­schrie­be­nen Wör­ter. Der Kun­de gibt mir ei­ne Vor­ga­be, wie lang der Text wer­den soll. Auf die­se Wei­se weiß er vor­her, was fi­nan­zi­ell auf ihn zu­kommt. Ist der Text ab­ge­nom­men, be­kommt der Kun­de ei­ne Rech­nung von mir. Wahl­wei­se pro Auf­trag oder mo­nat­lich ge­staf­felt. Da ich als Klein­un­ter­neh­mer ge­mel­det bin, fällt kei­ne Mehr­wert­steu­er an.

Ero­ni­te   Was wür­dest du je­man­dem ra­ten, der eben­falls Ghost­wri­ter in die­sem Gen­re wer­den möch­te? Wel­che Fä­hig­kei­ten und Kennt­nis­se sind be­son­ders wich­tig, um er­folg­reich ero­ti­sche Li­te­ra­tur zu schrei­ben und gibt es Fall­stri­cke oder Her­aus­for­de­run­gen, vor de­nen du Neu­ein­stei­ger war­nen würdest?
Ghost­wri­ter   Der schlimms­te Feh­ler ist es, gar nicht erst an­zu­fan­gen. In­stink­tiv weiß je­der Neu­ling, dass er das Hand­werk noch nicht so gut be­herrscht wie ein Pro­fi. Ei­ni­ge scheu­en sich dann, die ers­ten Sa­chen aufs Pa­pier zu brin­gen. Hier heißt es: Ein­fach los­le­gen und ma­chen. Wer will, kann sei­ne Tex­te auf di­ver­sen Au­toren-Platt­for­men hoch­la­den und von an­de­ren le­sen las­sen. Das gibt dann das ers­te Feed­back, das man de­fi­ni­tiv ernst neh­men soll­te. Auch für Ghost­wri­ter gibt es di­ver­se Platt­for­men im In­ter­net. Die­se Sei­ten ver­lan­gen meist ei­nen Pro­be­text, be­vor sie neue Au­toren an­neh­men. Die­ser Pro­be­text ist ei­ne gu­te Sa­che, um sich selbst ein­mal aus­zu­pro­bie­ren. Soll­te aus dem Hob­by ei­ne Ne­ben­tä­tig­keit wer­den, muss der Ar­beit­ge­ber in­for­miert wer­den. Da reicht es aber, wenn man sagt, dass man schreibt und ei­ne Stun­den­zahl pro Wo­che an­gibt. Ein Steu­er­be­ra­ter muss nicht zwangs­läu­fig sein, ich per­sön­lich füh­le mich da­mit aber sicherer.

Frage-Antwort-RundeAus dem Ge­spräch her­aus hat sich er­ge­ben, dass be­sag­ter Ghost­wri­ter noch Ka­pa­zi­tä­ten für wei­te­re Auf­trä­ge hat. Wer Kon­takt zu ihm auf­neh­men möch­te, kann dies gern über die Ero­ni­te-Re­dak­ti­on mit­tels Kon­takt­for­mu­lar tun. Wir lei­ten die An­fra­ge ger­ne wei­ter und stel­len den Kon­takt her.

Was ist ei­gent­lich ein Ghostwriter?

Ein Ghost­wri­ter ist ei­ne Per­son, die im Auf­trag an­de­rer Tex­te ver­fasst, oh­ne dass ihr ei­ge­ner Na­me als Au­tor ge­nannt wird. Statt­des­sen wird der Text un­ter dem Na­men des Auf­trag­ge­bers ver­öf­fent­licht, der die Ur­he­ber­schaft über­nimmt. Ghost­wri­ter wer­den in ver­schie­de­nen Be­rei­chen ein­ge­setzt, wie z.B. in der Li­te­ra­tur, im Jour­na­lis­mus, im aka­de­mi­schen Be­reich oder im Mar­ke­ting. Be­son­ders in den Be­rei­chen Bio­gra­fien, Me­moi­ren, Re­den, Ar­ti­kel und Fach­bü­cher ist Ghost­wri­ting weit verbreitet.

Ein zen­tra­ler Aspekt der Ar­beit ei­nes Ghost­wri­ters ist die An­ony­mi­tät. Der Ghost­wri­ter bleibt im Hin­ter­grund und tritt in der Re­gel nicht öf­fent­lich in Er­schei­nung. Das be­deu­tet, dass er zwar den Text er­stellt, aber die An­er­ken­nung für die Ar­beit dem Auf­trag­ge­ber zu­kommt. Dies kann für den Ghost­wri­ter so­wohl ei­ne Her­aus­for­de­rung als auch ein Vor­teil sein: Ei­ner­seits er­hält er nicht den Ruhm, an­de­rer­seits ge­nießt er die Frei­heit, oh­ne di­rek­ten Druck im Ram­pen­licht zu stehen.

Das ERO­NI­TE Dating

Die Grün­de, war­um je­mand ei­nen Ghost­wri­ter be­auf­tragt, sind viel­fäl­tig. Häu­fig fehlt es den Auf­trag­ge­bern an Zeit oder Fach­wis­sen, um ei­nen Text selbst zu ver­fas­sen. Be­son­ders pro­mi­nen­te Per­sön­lich­kei­ten, wie Po­li­ti­ker, Un­ter­neh­mer oder Künst­ler, grei­fen oft auf Ghost­wri­ter zu­rück, um ih­re Ge­dan­ken in pro­fes­sio­nel­ler Wei­se zu Pa­pier zu brin­gen. Auch Au­toren von Sach­bü­chern oder Ro­ma­nen, die un­ter Zeit­druck ste­hen oder mit Schreib­blo­cka­den kämp­fen, kön­nen von Ghost­wri­tern un­ter­stützt werden.

Ein Ghost­wri­ter muss sich da­bei sehr fle­xi­bel zei­gen und in der La­ge sein, den Schreib­stil sei­nes Auf­trag­ge­bers zu imi­tie­ren. Die Tex­te sol­len so wir­ken, als wä­ren sie vom Auf­trag­ge­ber selbst ver­fasst wor­den, wes­halb es wich­tig ist, des­sen Stim­me, Ton­fall und Aus­drucks­wei­se zu über­neh­men. Oft füh­ren Ghost­wri­ter aus­führ­li­che In­ter­views mit ih­ren Auf­trag­ge­bern, um de­ren Per­sön­lich­keit und An­lie­gen bes­ser zu verstehen.

In man­chen Fäl­len kann Ghost­wri­ting ethi­sche Fra­gen auf­wer­fen, ins­be­son­de­re wenn es im aka­de­mi­schen Be­reich zur Er­stel­lung von wis­sen­schaft­li­chen Ar­bei­ten ein­ge­setzt wird. Hier ist es wich­tig, zwi­schen er­laub­tem Ghost­wri­ting und un­ethi­schem Ver­hal­ten, wie z.B. Pla­gia­ten, zu un­ter­schei­den. Zu­sam­men­fas­send ist ein Ghost­wri­ter je­mand, der im Hin­ter­grund bleibt, pro­fes­sio­nel­le Tex­te ver­fasst und da­bei die Ideen und Vor­stel­lun­gen sei­nes Auf­trag­ge­bers in Wor­te fasst, oh­ne selbst die An­er­ken­nung da­für zu erhalten.

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