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Ich spürte, wie sich Frauen gegenseitig anfassen sollten
Ha! Vor einigen Jahren war ich in einer Schule für Tantra und habe dort natürlich auch die Tantramassage gelernt. Und warum sich Frauen gegenseitig anfassen sollten. Damals dachte ich noch, dass ich alles über Sexualität wüsste. Schließlich hatte ich den Tantra-Kurs besucht, mich belesen und unheimlich viel geübt. Potzblitz – so kann man sich täuschen!
Ungefilterte Emotionen verschmelzen
Irgendwann dann war ich bei einem «Yonimassage Austauschtag» in Hessen, genauer gesagt im Weserbergland. Gewissenruh heißt der kleine Ort. Ein interessanter Name. Aber mein Gewissen hatte dort gewiss keine Ruh! Es war sehr aufregend. Yoni-Massage heißt übrigens das Massieren der Genitalien im Rahmen einer Tantramassage. Oft werden diese von speziell ausgebildeten Trantra-Masseurinnen oder sogar Musiktherapeuten gegeben. Für meine sexuelle Entwicklung waren diese Massagen sehr wichtig, ich kann sogar von einem Schlüsselerlebnis sprechen.
Die Tantra-Massage war so wunderbar – Tränen liefen mir übers Gesicht. Ja, ich habe währenddessen geweint. Weil es sich einfach gut anfühlte, wie diese Frau, die locker meine Mutter oder auch Großtante hätte sein können. Ich wurde in die Lage versetzt, mich erstmals selbst zu spüren. Nun konnte ich in mich regelrecht hineinhorchen. Dinge, die ich bisher nur aus Erzählungen kannte.
Zu den orgasmusfähigen FrauenMeine Gefühle konnte ich kanalisieren, meine emotionalen Zustände ungefiltert umsetzen. Meine Stimme, mein Atem und meine Bewegung verschmolzen zu einer Einheit. Tief drinnen in mir berührte mich dieses Erlebnis sehr.
So viel über Sex wusste ich dann wohl doch nicht
Mit einem Mal wurde mir aber bewusst, dass ich doch gar nicht so viel über Sexualität wusste wie ich bisher annahm. Also entschloss ich mich, eine «Perlentor»-Ausbildung zu beginnen. Die «Perlentor»-Massage baut auf der Tantramassage auf. Erfunden hat sie Nhanga Grunow – und zwar extra für Frauen!
Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Kombination von Yoni-Massage und der Kommunikation untereinander. Die Masseurin und die Massierte bringen die Berührungen in Einklang, in ein Lot. Die passive Frau soll bei ihr mit verbaler Kommunikation ihre Empfindungen mitteilen, was sie spürt und wie sie es spürt.
In einem Kurs für Tantramassagen begann ich meine Reise
Was ist nicht alles möglich bei solch einer Art Massage! Normalerweise wissen wir nicht, welches Setting wir hier haben: das "schwache Geschlecht" ist in der Lage, den eigenen Körper und die Sexualität zu entdecken und zu erleben. Ganz in Ruhe und ohne Stress oder Druck. Dabei kann es sogar passieren, dass hierbei Gefühle zum Vorschein kommen, die sonst wenig bis gar keinen Platz haben in der konventionellen Sexualität.
Grenzenlose Freude, heftige Wut, eisige Trauer, aber auch tiefe Erlebnisse spiritueller Art können sich hier in die weibliche Gefühlswelt mischen. Dem Forscherdran kann hier nachgegangen werden: Wie finde ich in meine Lust hinein? Welche Berührungen bevorzugt meine Yoni? Warum erfahre ich genauso viel Lust auch ohne sexuellen Höhepunkt?
Wo sich Frauen gegenseitig anfassen sollen
Als Auszubildende erlernte ich jedoch nicht nur Massagetechniken. Auch mit dem genauen Aussehen und den Funktionen der weiblichen Geschlechtsorgane wurde ich konfrontiert. Anschaulich wurde mir beigebracht, wie Frauen das Squirting lernen können, das Ejakulieren. Ich saugte die neuen Informationen förmlich auf, las alles in dieser Zeit, was mir zwischen die Finger kam. So begegnete mir auch das Wissen, wie Frauen ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse am besten kennenlernen können und wie sie diese anschließend auch kommunizieren.
Dass der Körper Emotionen auch und vielleicht besonders in den Genitalien speichern kann, war mir neu, aber dennoch nicht fremdartig. Mittels einer speziellen Massagetechnik lassen sich diese gar wieder lösen. Die Lebensthemen der Frauen sind so eng verknüpft mit sexueller Spiritualität, dass jede Frau ihre weibliche Sexualität als Geschenk fürs Leben wertschätzen sollte.
Kommt es zu Problemen oder Tauchen Schwierigkeiten im Bereich der Sexualität auf, greift das immer noch patriarchalisch geprägte Tabu zu – die Moralkeule kräftig schwingend. Taugt der Körper nicht, um eine verlässliche medizinische Diagnose zu erstellen, und es scheinbar keine messbaren Ursachen gibt, trauen sich Frauen nicht zu fragen, wo es Hilfe gibt.
Es ist eine Nische, wenn Masseurinnen, speziell geschult für die Therapie bei Frauen, diese wichtige Aufgabe übernehmen. Differentialdiagnosen der Ärzteschaft sind hier nämlich ausnahmsweise einmal nicht gefragt.