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Die Fetischmesse Passion 2019 war mehr als einen Besuch wert
Hamburg, Ortsteil Schnelsen. Hier befinden sich am Modering die Messehallen Während hier oft Bücher, Autoteile oder Sonstiges vorgestellt werden, fand an diesem Woche die Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 statt. Klein, aber fein. Das ist fast schon das alljährliche Motto, unter dem die Veranstaltung jedes Jahr stattfindet. Wobei es in diesem Jahr so klein gar nicht mehr war.
Auffallend viele Paare besuchten die Veranstaltung
Gisela und Jochen besuchten die Ausstellung zu den Themen Fetisch, BDSM und Bondage zum wiederholten Male. Schon seit Jahren ist das verheiratete Paar in den Fünfzigern in der SM-Szene zu Hause, nimmt jedes Jahr den Weg von Bochum nach Hamburg auf sich. Die Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 ist für sie nicht nur Messe, sondern ein Treffen mit Freunden. Mit Bekannten schlendern sie tagsüber durch die Hallen, abends lassen sie es auf den ausschweifenden Partys ordentlich krachen. Auch und gerade in ihrem Alter, wie sie immer wieder ausdrücklich betonen. Sie ist dominant, ihr Ehemann ihr Sklave. Sie leben eine landauf, landab typische SM-Beziehung.
Nur die engsten Freunde wissen Bescheid, Bekannte und Familie haben keinen blassen Schimmer, was die beiden in ihrem eigens eingerichteten „Hobbyraum“ im Keller, der mehr einem Kerker oder einem Verlies als einem gediegenen Verschlag für Weihnachtsschmuck, Rasenmäher und alte Wintermäntel gleicht, hinter verschlossenen Türen treiben. Die volljährigen Kinder der beiden sind bereits ausgezogen und haben nie etwas von der perversen Neigung ihrer Eltern mitbekommen. Das war Gisela und Jochen immer wichtig.
"Gewöhnlichen Sex" haben die beiden fast keinen mehr
Wenn sie „spielen“ – so nennen die beiden ihre sexuellen Aktivitäten – beginnt dies oft mit einem Ritual. Nachdem sich die schwere Eisentür ihres Folterkellers geschlossen hat, muss Jochen auf die Knie gehen und die Füße seiner Herrin küssen, sie geradezu liebkosen. Jochen ist dabei immer nackt, Gisela trägt ein Korsett oder eine Korsage, die ihre schweren, schon leicht hängenden Brüste freigibt. Ein Outfit, das sie auch jetzt für die Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 in Hamburg gewählt hat. Meist fesselt sie Jochens Hände hinter seinem Rücken. „Um an seine empfindlichen Stellen besser heranzukommen“, wie Gisela freimütig zugibt.
Danach pflegt sie ihren Gatten nach allen Regeln der Kunst auszupeitschen, wobei Jochen regelmäßig eine Erektion bekommt. Mit der Gerte schlägt sie ein paar Mal auf sein steifes Glied, bis sich ihr Ehemann nicht mehr zurückhalten kann und vor seiner Hobbydomina auf den Boden ejakuliert. Anfassen darf er sie dabei nicht. Wenn seine Meisterin einen guten Tag hat, befriedigt sie ihn mit ihren Händen. „Normalen“ Sex haben die beiden kaum noch. Nach eigenen Angaben vermissen sie nichts.
Auf der Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 wollen sie sich Anregungen holen. Sie sprechen mit einem Hersteller von SM-Möbeln, wollen sich ein Andreaskreuz zulegen für das heimische Kellerverlies, den Kerker, in dem sie ihre heimlichen Leidenschaften miteinander ausleben. Kontakt zu Gleichgesinnten hat das Sadomaso-Paar nur während der Partys auf den Messen. Dann verleiht Gisela ihren Sub an anderen Damen. Regelmäßig an Lady Soraya, die auch auf der Messe ist und ständig nach Spielpartnern Ausschau hält.
Das Zepter in der Hand – nicht nur auf der Bondage- und Fetischmesse Passion 2019
Wenn es der Geldbeutel diese Mal wieder hergibt, decken sich Gisela und Jochen auf der Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 auch dieses Jahr wieder mit neuen Kleidern aus Leder ein. Beide lieben dieses Material, mögen den Geruch und das Verruchte, das ihm anhaftet. Wir lassen das SM-Pärchen ein bisschen an den Ständen stöbern, später werden wir die beiden noch bei einer Live-Darbietung, für das Gisela ihren Jochen „zur Verfügung gestellt“ hat, noch einmal zu Gesicht bekommen, danach verlieren sich unsere Wege auf der Messe. Man merkt sehr, dass Jochen überaus devot ist. Seine Frau hat das Zepter in der Hand. Wahrscheinlich auch außerhalb der Messehallen.
BDSM – Bitte dominieren Sie mich!Die Gänge der Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 sind vollgestopft mit Ketten, Riemen, Seilen, Peitschen und allerhand Spielzeug für den geneigten Sadomasochisten. Nicht nur Hamburger schlendern über die Messe, es sind tatsächlich überwiegend Paare (aber auch einzelne Herren auf der Suche nach dominanten Frauen) aus der ganzen Bundesrepublik und auch dem benachbarten Ausland. Ein Pärchen aus den Niederlanden treffen wir, die sich selbst als „die perversen Holländer“ bezeichnen. Warum genau, möchten sie uns auf Nachfrage dann lieber doch nicht verraten. Beide laufen (fast) splitterfasernackt über die Messe und führen sich gegenseitig an Ketten über die Veranstaltung. Sogar ihre Halsreifen sehen aus, als wären sie aus gusseisernem Stahl geschmiedet. Was ihr Fetisch ist, können wir nur erahnen.
Domina Lady Nadine im kurzweiligen Interview
Zumindest am Samstag ist die Bondage- und Fetischmesse Passion 2019 am Hamburger Modering sehr gut besucht, aber nicht zu voll. An dem ein oder anderen Stand treffen wir auf bekannte Gesichter, so beispielsweise Lady Nadine Bauer aus Bayern, die unser Fetischcasting in München leiten wird. Wir freuen uns sehr, dass sie Zeit für ein kleines Interview gefunden hat, das wir euch im Rahmen der filmischen Nachberichterstattung nicht vorenthalten möchten:
Während der folgenden Stunden auf der Veranstaltung begegnen uns die verschiedensten Menschen, die ihrem jeweiligen Fetisch hier öffentlich frönen:
- Das lesbische Pärchen, bei dem eine der beiden Frauen mit kahlrasiertem Kopf und in einen Catsuit aus glänzendem Latex gezwängt eher an eine Pressewurst erinnert als an eine elegante Fetischistin
- Der kleine, dicke Mann mit dem Minipenis, der sich von seiner Domina nur mit einem Geschirr aus Leder bekleidet durch die Hallen scheuchen lässt
- Das Trio in mittelalterlichen Gewändern, wobei der Mann beide Frauen an Halsband und Leine führt
- Die zwei jungen Männer in den billigen Anzügen, die aussehen wie schmierige Versicherungsvertreter, die sich in der Veranstaltung geirrt haben
- Die vierköpfige Gruppe Jungs, die wahrscheinlich heute das erste Mal mit dem Thema in Berührung kommen und gerade volljährig geworden sind
- Unsere Freikartengewinnerin Sandra, die sich sichtlich über den freien Eintritt zur Messe gefreut hat und nun in den vielen Auslagen der Händler stöbert und sich an den Liveshows auf den Bühnen begeistert
Kurzum: Wer nicht dort war, sollte sich den Termin fürs nächste Jahr vormerken. Ein Besuch lohnt sich allemal.