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Die Bondagemesse in der bajuwarischen Hauptstadt
Die BoundCon München stand auf meiner Agenda und gemeinsam mit meinem Fesselbunny Nyna machte ich mich auf den Weg von der Sonneninsel Mallorca in die bayrische Landeshauptstadt zum Treffen der Bondage-Enthusiasten.
Freitag – der Weg zur BoundCon München mit Stolpersteinen
Ungefähr zwanzig Mal hatte ich in naher Vergangenheit Seile und Bondage-Ring im Handgepäck. Mehr als ein Mal musste ich beim Security-Check am Flughafen Palma de Mallorca den Spaniern erklären, was ich damit mache und mehr als einmal schaute ich in erstaunt-fassungslose Gesichter. Fliegen ließen sie mich bislang jedoch immer.
Diesmal nicht. Ausgerechnet heute gibt es Probleme an der Sicherheitskontrolle des Flughafens. „Das ist ein großer schwerer Metallgegenstand“, erklärt mir der Sicherheitsbeamte. „Damit können Sie auf keinen Fall in die Maschine, damit kann man jemanden erschlagen!“. „Ich brauche das für meine Arbeit“, erkläre ich ihm. Und auch, dass ich noch nie Probleme hatte und bislang immer mit meinem Ring fliegen durfte. „Ich verspreche auch, dass ich niemanden damit umbringe. Ehrenwort!“. Ich hebe meine rechte Hand und schaue in ein ausdrucksloses Gesicht. „Tut mir leid, wir haben unsere Vorschriften. Sie müssen den Koffer aufgeben oder den Ring entsorgen“. Hat der sie noch alle? Mein guter Suspension-Ring! Das kommt gar nicht in Frage!
Der sei „carísimo“, erkläre ich meinem Gegenüber – superteuer halt. Ist ihm egal. „Dann gib nur den Ring auf“, sagt er. „Das machen die bestimmt gratis“. Das Argument, dass ich das gar nicht mehr schaffe, weil mein Flieger gleich nach München zur Bondagemesse geht, lässt er nicht gelten. Hilft also alles nichts, ich muss mit dem Ring nochmal komplett raus und runter zum Schalter von AirBerlin. Dort lacht man mich aus.
Trotz widriger Umstände: München, wir kommen!
„Sie können das hier nicht so aufgeben“, sagt die Frau am Schalter. „Entweder der Koffer oder gar nicht“. Das geht aber nicht, mein Koffer steht oben neben BunNyna immer noch an der Sicherheitskontrolle. „Gut“, lenkt die Dame schließlich ein, „wir fakturieren nur den Ring. Macht dann bitte 115 Euro“. „Jetzt schlägt’s aber dreizehn“, denke ich mir, nehme meinen Ring, sage freundlich „Nein, danke“, und gehe. Was mache ich denn jetzt? Irgendwer muss sich doch heute von mir bezirzen lassen. Ich steuere in die Farmacia nebenan, flirte ein wenig mit der Apothekerin und darf meinen Ring für zwei Tage dort zwischenlagern. Geht ja großartig los, denke ich mir. München, wir kommen…
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Im Messehotel angekommen, ging der Tag so weiter, wie er angefangen hatte. Nachdem BunNyna und ich uns mehrere Stunden um die Ohren geschlagen hatten, da das Zimmer noch nicht fertig war, konnten wir schließlich einchecken. Nur ein WLAN-Code für fünf Geräte wurde uns zur Verfügung gestellt, pro Gerät extra 10 Euro für 24 Stunden – eine Frechheit bei solch einem teuren Hotel. Keine Klimaanlage, kein Safe auf dem Zimmer, keine Fläschchen mit Handcreme, keine Sauna, eine der beiden Zimmerkarten funktionierte nicht und – was am Schlimmsten war – kein Kaffee auf dem Zimmer.
Ich vermisste die Chillout-Lounge der Sklavenzentrale
Plus unfreundliche Hotelmitarbeiter. Kein Hotel, in das wir wiederkommen möchten. Dann der nächste Schock: Wir wollten gerade rüberlaufen zur Messe, da sagt mir Google Maps: 40 Minuten zu Fuß. Zuerst glaubte ich noch an einen Fehler, aber nein. Wir hatten in gutem Glauben das vom Veranstalter der BoundCon auf der Webseite empfohlene „Messehotel“ gebucht und nun das. Ohne Auto keine Chance, denn der „Fußweg“ war streckenweise auch noch gesperrt.
Gegen halb vier waren wir schließlich auf der BoundCon München. Diese war genauso überschaubar wie im Jahr zuvor, nur mit einem entscheidenden Unterschied: Der Stand der Sklavenzentrale fehlte. Dieser war im Vorjahr das Highlight der Messe schlechthin gewesen, der „Darkroom“ der SZ war Chillout-Lounge und Rückzugsort gleichermaßen und wurde von allen Anwesenden in den höchsten Tönen gelobt. Diesen Bereich gab es dieses Jahr nicht und BunNyna und ich hatten die BoundCon München in weniger als einer Stunde abgelaufen. „Wir werden uns hier zu Tode langweilen in den nächsten drei Tagen“, sagte ich zu Nyna und diese nickte zustimmend.
Schließlich fand ich noch einen Grund für einen befriedigenden Messebesuch
Wenig später fanden wir den Stand von Secret56 – einer Schweizer Fesselvereinigung mit Stammtisch, Workshops etc. An ihrem Stand gab es Bondage-Gestelle. Und mehr nicht. Durch diese kamen wir sehr schnell ins Gespräch, denn ich fragte, ob man sie zum Fesseln wohl nutzen dürfte. Wir durften. BunNyna und ich fesselten eine Suspension und waren sofort umringt von fotografierenden Messebesuchern. Das würde sich das ganze Wochenende so durchziehen…
Immer wieder auf der BoundCon München kamen Leute auf mich zu, die mir sagten: „Ich wollte dich schon immer mal live sehen bzw. dich kennenlernen“. Diese Momente waren meine Kompensation für den nervigen Start in den Tag, das schlechte Hotel und die nicht ganz so toll gelungene Messe an sich. Diese Menschen gaben mir den Grund, den ich brauchte, um hier zu sein.
Gegen Abend begannen die Shows auf der Hauptbühne. Ob die Auswahl der Darstellenden gut getroffen war oder nicht, darüber kann man sich nun streiten. Da weder BunNyna noch ich große Fans von Shows und Performances sind, sondern eher das „echte“ Fesseln bevorzugen, verfolgten wir die Shows nur am Rande und gingen rechtzeitig zurück Richtung "Messehotel".
Der Samstag begann mit einem leckeren Frühstück im Hotel
Der Frühstücksraum war voll mit Messebesuchern, viele waren bereits jetzt in Fetisch-Outfits gekleidet, was dem ganzen ein sehr besonderes Flair verlieh. Nach dem Essen ging es wieder Richtung Messe. Dort angekommen, gab ich zunächst ein Interview für einen Online-Blog, sprach mit einigen Fans, gab Autogramme und fesselte einige Male an verschiedenen Ständen. Um 15.30 Uhr gab es eine Bondage-Show von BunNyna und mir am Stand von SubRosaDictum.
Gegen frühen Abend waren dann wieder Shows auf der MainStage. Erneut fiel mir auf, wie wenig Shows es gab, es schien Probleme mit der Organisation zu geben, einige Shows begannen mit über einer halben Stunde Verspätung und auch dieses Mal empfand nicht nur ich die Auswahl der Performer als fragwürdig. Die „guten“ Leute vermisste man stattdessen, wobei das natürlich nicht für jeden galt, wie Umino und Azooka in einer spektakulären und im wörtlichen Sinne „fesselnden“ Show als letzte des Abends bewiesen.
Abends im Hotel fanden sich viele Messebesucher zu einem Sit-In im Chillout-Bereich wieder. Zeitgleich fand die SubRosaDictum-Party statt, welche von vielen Leute nicht besucht wurde, mit denen ich sprach. „Zu überfüllt“ hieß es oder „Keine Lust auf Schau-Laufen“.
Am letzten Messetag (Sonntag) gab es keine Shows mehr auf der Hauptbühne
Der Eintrittspreis für Besucher war drastisch gesenkt und alles wirkte ein wenig wie Ausverkauf. Ich nutzte den Messesonntag, um mit einigen Ausstellern und Besuchern der BoundCon München zu sprechen.
Einhellige Meinung: Die Chill-Lounge der Sklavenzentrale fehlte, das hörte ich von mehreren Seiten. Einige Aussteller klagten über die ungünstige Verteilung der Standplätze, so wurden beispielsweise mehrere Toyverkäufer nebeneinander gepackt und bekriegten sich förmlich im Preiskampf. Von Seiten der Gäste war der O‑Ton: „Ein Tag hätte mehr als gereicht“; viele langweilten sich am dritten Messetag und blieben nicht bis zum Schluss.
Bondage ist für uns nicht nur Berufung, sondern auch Leidenschaft
Trotz aller Schwierigkeiten und Ärgernisse war es für BunNyna und mich sehr schön, einige alte Bekannte wiederzusehen und auch den ein oder anderen Unbekannten zum Bekannten zu machen. Ob wir bei der BoundCon in Wien im Oktober wieder dabei sein werden, steht für uns derzeit noch in den Sternen. Job hin oder her, Bondage ist für uns nicht nur Berufung, sondern auch Leidenschaft und eine solche sollte Spaß machen.
Dies gilt demzufolge auch für die Messen, die wir besuchen – und Spaß hat uns diese BoundCon leider wenig gebracht. Einzig und allein der Kontakt mit den Menschen, die wir getroffen haben, das viele Lob, das unsere Fans uns in Bezug auf unsere Bondage-Kunst aussprachen, war für uns die Reise wert.
Bis auf Weiteres fesseln wir jetzt erstmal wieder auf der schönen Sonneninsel im Mittelmeer.
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