Inhaltsverzeichnis
- Lack, Leder und Latex. Viel Latex. Ponys und Katzen.
- Die BoundCon Austria, Bondagemesse in Wien
- BoundCon Austria – Messe unter Palmen
- Für die Entspannung standen Liegestühle bereit
- Irgendwo zwischen Erotik- und Fetischmesse
- SMer und Fetischisten mischten sich unter das Erotikpublikum
- Die BoundCon Austri ist wie ein Klassentreffen
Lack, Leder und Latex. Viel Latex. Ponys und Katzen.
Die BoundCon Austria, Bondagemesse in Wien
Schwarz bekleidete Menschen auf der BoundCon Austria so weit das Auge reicht, Schnürstiefel und kurze Röcke, viel nackte Haut, Halsbänder, Leinen, Peitschen und Masken. Und jede Menge SMer, die rein optisch dem entsprechen, was man sich unter dem Begriff SMer vorstellt. Teilweise düster anmutende Gestalten, die ein gewisses Flair umgab, schummrig beleuchtete Fabrikhallen und Menschen, die sich vorbeidrängen an Ständen voller Spielzeug, das gleichermaßen Schmerz wie Lust bereitet. Seile, Seile, Seile und noch mehr Seile.
Das beschreibt wohl am besten die Eindrücke, die die BoundCon im Mai in München hinterlassen hatte. Eindrücke, die zu Erwartungen an die BoundCon in Wien wurden. Ob es wohl anders werden würde als in München? Würde mich in Wien dasselbe Ambiente, dieselbe Stimmung und dieselben interessanten Menschen erwarten? Die Frage stellte ich mir recht oft, schließlich war München meine erste Fetischmesse gewesen, sodass es mir an anderen Vergleichspunkten mangelte.
Neugierig stieg ich am Morgen gemeinsam mit Hera ins Flugzeug, um mich auf den Weg nach Wien zu machen. Und von dem, was mich dort angekommen erwartete, möchte ich nun berichten.
BoundCon Austria – Messe unter Palmen
Die diesjährige BoundCon Austria in Wien fand statt im Eventhotel Pyramide in Vösendorf. Noch auf dem Weg dorthin fiel mir vom Auto aus bereits die gläserne Pyramide auf, die sich in den Himmel erstreckte. Ich war begeistert. Die Wahl des Hotels verband gleich mehrere Vorteile: dadurch, dass sich Zimmer und Messe im selben Gebäude befanden, ersparte man sich lange Fußwege und unnötige Fahrzeit und, was mir als bekennende Frostbeule besonders zugute kam, die Kälte Mitteleuropas.
Die Zimmer an sich waren schlicht aber durchaus schön ausgestattet, zudem konnte das Hotel mit einer Bar und einem wahnsinnig leckeren Frühstücksbuffet aufwarten. Leider erkannten dies auch alle anderen Gäste recht schnell, sodass es beim Frühstück immer recht voll und somit die Chancen auf einen freien Tisch eher begrenzt waren. Eventuell waren auch alle anderen Messebesucher einfach ebenso unwillig wie wir, früher als irgendwie nötig beim Frühstück zu erscheinen.
Für die Entspannung standen Liegestühle bereit
Als wir am Freitagnachmittag eine erste Runde über die Messe drehten, war ich restlos begeistert: das Gelände war sehr schön und mit zahlreichen tropischen Pflanzen und Palmen versehen. Ich fühlte mich direkt an zuhause erinnert. Größenmäßig war die Messe recht überschaubar, sodass unser Rundgang nicht besonders viel Zeit in Anspruch nahm.
Abends entdeckten wir den Poolbereich, ein weiteres Special der BoundCon, für uns. Hier gab es, neben Bar und Pool, von dem ich allerdings nicht gesehen habe, dass er tatsächlich genutzt wurde, einige Liegestühle und Möglichkeiten zum Entspannen und Abschalten. Sehr erholsam, wenn man den Messestress einmal kurz hinter sich lassen wollte. Besonders ins Auge fiel mir jedoch ein Bondagerahmen. Hierher würde ich garantiert noch einmal zurückkommen!
Irgendwo zwischen Erotik- und Fetischmesse
Ein für mich sehr bestimmender Faktor der BoundCon Austria in Wien war die Zusammenlegung mit der Erotikmesse Erotix, die zeitgleich in der Pyramide stattfand. Dies spiegelte sich sowohl in den Messeständen, als auch in Bühnenshows und Publikum wieder.
Im Hauptbereich der Messe war eine große Showbühne aufgestellt worden, darum herum fanden sich hauptsächlich Stände wieder, die eindeutig der Erotikmesse zuzuordnen waren. Bestimmt wurde das Angebot hier vor allem durch jede Menge Dildos, Vibratoren in verschiedensten Formen und anderweitigen Sextoys, nebst Reizwäsche und allem, was man auf einer typischen Erotikmesse eben findet. Für mich war das alles eher befremdlich, war es doch so überhaupt nicht meine Welt.
In einer Nebenhalle waren die eigentlichen Ständer der BoundCon Austria zu finden. Hier wurden SM-Spielzeuge, Möbel, Fetischbekleidung und alles erdenkliche Weitere angeboten. Allerdings war das Angebot an sich recht begrenzt, die Messe im Vergleich zur Erotix klein gehalten. Dennoch fand sich auch hier auch eine kleinere Showbühne, die für Escape-Contests genutzt wurde. Weitere Vorführungen wurden dort abgehalten, wo sie gerade gefragt waren.
SMer und Fetischisten mischten sich unter das Erotikpublikum
Mein absoluter Lieblingsstand war der von Doc Radiotoy. Wann auch immer ich hier vorbeikam, stahl sich mir ein Lächeln aufs Gesicht. Das Team rund um den durchgedrehten Doktor verbreitete einfach die ganze Messe über gute Laune und sorgte für eine ordentliche Portion Stimmung und Schwung.
Das Verhältnis von Erotik- und Fetischmesse schlug sich auch in den Besuchern nieder. War es auf der BoundCon in München normal gewesen, in den Gängen fast ausschließlich anderen Gästen in Fetischoutfits zu begegnen, so war das hier eine solche Kuriosität, dass sie schon eines Fotos bedurfte. Die Mehrheit des Publikums war eindeutig Teil der Erotix, interessierte sich für die dargebotenen Stripshows und sagte während einer Bondageperfomance: „Was ist denn das? So etwas habe ich ja noch nie gesehen“. Des Öfteren stellte ich mir die Frage, ob die BoundCon allein überhaupt Besucher gehabt hätte, oder ob die SMer aufgrund des Erotikpublikums zuhause geblieben waren. In meinen Augen war die Kombination der beiden Messen keine besonders glückliche. Die SMer konnten mit den Vanillas nicht wirklich viel anfangen und die Vanillas wiederum waren skeptisch gegenüber den SMern.
Die BoundCon Austri ist wie ein Klassentreffen
Hauptsächlich bestand unsere BoundCon Austria daraus, Kontakte zu knüpfen. Da die Messe nicht sonderlich gut besucht und dementsprechend oft eher leer war, war es an uns, uns eine Beschäftigung zu suchen.
Hera wickelte einige Geschäfte ab, wir trafen alte Freunde aus München, lernten neue Leute kennen und hatten sehr viel Spaß, nette Unterhaltungen und witzige Spielchen. Hera sagte zu mir, eine Messe sei wie ein Klassentreffen, nach einer Zeit kenne man die anwesenden Leute und würde sie auch auf weiteren Messen wiedertreffen. Ich kann diesem Gedankengang durchaus zustimmen.
Ein Seil, ein Ring und viel Gefühl
Der mit Abstand beste Teil meiner BoundCon Austria waren die vielen Bondages, die Hera und ich miteinander erlebten. Glücklicherweise boten uns unsere neuen Bekanntschaften vom JOY-Club direkt am Freitag ihre Bühne zum Fesseln an, ein Angebot, das auch andere Bunnies und deren Rigger schnell anzog und bald war es schwer, die Bühne für sich zu ergattern. Hatten wir also gerade keine Gelegenheit um selbst zu fesseln, so tauschten wir uns mit anderen Riggern aus. So etwa mit Pyr Salomon oder dem Wiener Vinciens und lernten interessante neue Dinge.
Auch einige Bondageshows sahen wir uns an, unter anderem von Nawasabi, Matthias Grimme. Ebenso von Umino und Vinciens, deren Show mein persönlicher Favorit war. Beide haben eine tolle Art zu fesseln, die das Publikum in ihren Bann zog. Mir gefiel vor allem die Authentizität und die Emotion, die sie während ihrer Show dem Publikum preisgaben. Nichts übertrifft jedoch das Gefühl, selbst in Heras Seilen zu hängen. Und so war dies meine bevorzugte Beschäftigung während der ganzen Messe. Wir teilten einige sehr intensive Momenten miteinander. Ich glaube, niemand, der das Gefühl einer Bondage und die unglaubliche Intimität, die entstehen kann, nicht selbst erlebt hat, kann das auch nur ansatzweise nachfühlen.
BoundCon Austria – eine wertvolle Erfahrung
Allen Umständen zum Trotz war die BoundCon Austria eine weitere wertvolle Erfahrung für mich. Die Kontakte, die man knüpfen kann, sind sowohl geschäftlich als auch privat von unschätzbarem Wert. Auch wenn ich die Zusammenlegung mit der Erotix als nicht besonders geglückt empfunden habe und die Besucherzahlen der Messe vergleichsweise gering waren, so konnte man doch eine sehr tolle Zeit haben. Wenn man sich denn zu beschäftigen wusste und sowohl genug Seile als auch Hängepunkte zur Verfügung hatte. Für mich steht auf jeden Fall auch weiterhin fest: eine BoundCon ist immer eine Reise wert!