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BDSM – La Belle de Jour – La Frivole de la Nuit
Fragt man heutzutage junge Leute, an wen oder was sie bei dem Begriff »BDSM« als erstes denken, dann dürften hauptsächlich Filmtitel wie 50 Shades of Grey fallen oder Vorstellungen von Dominas in Lederstiefeln und aggressiven Abteilungsleitern beschrieben werden.
Kaum einer würde wohl an Madame Séverine Sérizy aus dem französischen Erotikdrama Belle de Jour – Schöne des Tages aus dem Jahre 1967 denken. In diesem Film des spanischen Skandalregisseurs Luis Buñuel spielt Catherine Deneuve die reiche, elegante und züchtige Ehefrau eines Klinikarztes, die – während ihr Mann arbeitet – als Prostituierte in einem BDSM-Bordell anschaffen geht.
Über den Wunsch der Überangepassten nach sexueller Rebellion
La Madame du Docteur macht dies aber natürlich nicht des Geldes wegen. Sie arbeitet nur in dem kleinen Bordell, um ihrem Bedürfnis nach sexueller Freiheit im Speziellen und spiritueller Freiheit im Allgemeinen Luft zu schaffen. Besagte Freiheiten kann ihr die großbürgerliche, französische Gesellschaft der 1960er Jahre aber nicht geben.
Auch 52 Jahre später ist die Unterdrückung insbesondere der weiblichen, ausschließlich lustbedingten Sexualität immer noch ein (ge)wichtiges Thema. Der sexuellen Revolution und gesellschaftlichen Weiterentwicklung zum Trotz werden die meisten von uns und insbesondere junge Frauen und Mädchen immer noch in dem Glauben erzogen, dass Geilheit und triebgesteuertes Vögeln nur was für Männer sei.
BDSM – Alles nur ein Spiel?
Bei allen Unterschieden haben Jungen und Mädchen eine Sache auf jeden Fall gemeinsam: Den Spieltrieb. Und dieser ist keineswegs auf die Kindheit beschränkt, sondern bleibt auch bis ins Erwachsenenalter bestehen. Allen spielfeindlichen Sozialisierungsmaßnahmen zum Trotz.
Da wir aber als Erwachsene nicht mehr mit Kinderspielsachen oder dauernd mit und an uns selbst wie die Pubertierenden spielen wollen, sucht sich der uns wie bei allen höheren Säugetieren angeborene Spieltrieb andere Ventile. Beispielsweise Glücksspiel, Computerspiele oder eben Sexspiele. Und hierbei natürlich vor allem auch den BDSM, das sicherlich spannendste und kontroverste Sexspiel. (Von sogenannten Paraphilien wie Uro- und Kophrophilie mal abgesehen.)
Kontrolle und Selbstbeherrschung sind der größte Leidenschaftskiller
Im Alltag – vor allem im beruflichen Alltag – müssen wir (egal ob Mann oder Frau) stets Herr der Lage sein. Sozialen Normen und Konventionen genügen. Funktionieren. Wir kontrollieren und werden kontrolliert. Ist es somit denn wirklich verwunderlich, dass wir uns im Bett (oder gerne auch mal andernorts) danach sehen, für zehn, fünfzehn Minuten die Kontrolle abzugeben und uns zumindest beim Sex keinen Konventionen unterwerfen zu müssen? Ich glaube nicht!
Und keine Lesart der Sexualitätsausübung erlaubt dermaßen viel Kontrollverlust und Konventionsbrüche wie der BDSM. Was ihn in den Augen von zunehmend vielen Bundesbürgern und ‑bürgerinnen zu einer der, wenn nicht sogar der leidenschaftlichsten aller Sexpraktiken macht.
Bondage & Disziplin, Domination & Submission, Sadismus & Masochismus
Die Abkürzung »BDSM« steht für die drei Säulen dieser Art Sexspiel. Mit »Bondage & Discipline« sind Fesselspiele und sexuelle Disziplinierung Maßnahmen gemeint. Hinter »Domination & Submission« verbirgt sich das zentrale Merkmal des BDSM: Dominations- und Unterwerfungsspiele.
Hierbei können natürlich sowohl Männer als auch Frauen den jeweils dominanten (Dom) bzw. unterwürfigen (Sub) Part übernehmen. »Sadism & Masochism« schließlich umfasst all jene BDSM-Praktiken, bei denen der Lustgewinn durch das Erteilen bzw. Erdulden von körperlichen Schmerzen im Fokus steht. Insbesondere im Bereich SM ist Achtsamkeit mit dem eigenen Körper und dem des Partners und das Einhalten von (Schmerz-)Grenzen extrem wichtig!
BDSM – Bitte dominieren Sie mich!Wenn alle Beteiligten Spaß und Lust dabei haben, ist BDSM sicherlich eine spannende und leidenschaftliche Ergänzung der Sexualität und ihrer Ausübung. Viel Spaß beim Informieren und Ausprobieren!