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Das Jungfernhäutchen: Mythos und Realität
Ist sie noch Jungfrau oder eher doch nicht mehr?
Um das sogenannte Jungfernhäutchen ranken sich so einige Mythen. Wie bei den meisten Mythen gilt auch hier, dass sie mit der Realität nur bedingt zu tun haben. So muss das Jungfernhäutchen beispielsweise nicht zwangsläufig beim ersten Geschlechtsverkehr einreißen. Es muss auch nicht zwingend zu einer Blutung kommen. Und schon gleich gar nicht lässt sich an seiner Form ablesen, ob eine junge Frau noch Jungfrau ist oder nicht. Gründe genug also, sich die kleine Hautfalte mal etwas näher anzusehen.
Mannigfaltige Formen des Jungfernhäutchens
Das Jungfernhäutchen, medizinisch Hymen genannt, ist eine sehr dünne Hautfalte, die die Vaginalöffnung eines Mädchens bzw. einer jungen Frau umrahmt oder teilweise überdeckt. Im Gegensatz zu manchen Vorstellungen in diversen Kulturen verschließt es die Vaginalöffnung jedoch nicht komplett – es sei denn, es liegt eine sehr seltene Ausprägung vor, die sogenannte Hymenalatresie. In manchen Ländern hat man sich deshalb längst vom ursprünglichen Begriff verabschiedet und spricht lieber von einer vaginalen Korona, also von einem Scheidenkranz.
Jungfernhäutchen ist grundsätzlich nie gleich Jungfernhäutchen. Vielmehr existieren eine große Anzahl von Formen und Ausprägungen. So sind etwa halbmondförmige, ringförmige, siebförmige und kreuzförmige Hymen bekannt. Die Form bezieht sich dabei jeweils auf den Sitz oder die Art der Öffnung. Da selbst viele Ärzte diese Mannigfaltigkeit der formen nicht genau kennen, kommt es häufig in Bezug zur sogenannten Jungfräulichkeit zu Fehleinschätzungen.
Das Hymen und der Sex – Doppelpass im Unterleib
Das Jungfernhäutchen spielt in vielen Kulturen im Zusammenhang mit der weiblichen Sexualität eine große Rolle. Die Theorie lautet: Ein intaktes Jungfernhäutchen ist der Beweis dafür, dass die betreffende Frau noch keinen Sex hatte. Dahinter steckt die problematische Vorstellung, dass der Mann mit seinem Penis das Hymen beim ersten Sex durchstößt. Die dadurch entstehende leichte Blutung gilt dann als Ausweis für die Unberührtheit der Frau.
Und gerade diese Unberührtheit insbesondere vor der Ehe spielt oft bis heute in so manchem Kulturkreis eine extrem große Rolle. Das Problem daran ist nur, dass es beim ersten Sex nicht zwingend zu einem Riss des Jungfernhäutchens kommt. Es kann sein, muss aber nicht. Ebenso verkehrt wäre es, aus einem nicht mehr intakten Hymen darauf zu schließen, dass eine Frau bereits einmal verkehr mit einem Mann hatte. Aktuelle biologische und medizinische Forschungen geben das einfach nicht her. Es muss noch nicht einmal zu einer Blutung kommen, wenn das Hymen reißt. Folglich sind die allermeisten Vorstellungen im Spannungsfeld von Hymen und Sexualität Mythen, die mit der anatomischen Realität wenig bis nichts zu tun haben.
Im Prinzip wäre das auch kein großes Problem, hätte ein vorgeblich nicht mehr intaktes Jungfernhäutchen nicht regelmäßig schlimme Konsequenzen für die betreffende Frau gehabt. In manchen Ländern können die folgen für eine Frau noch heute dramatisch sein.
Neue, moderne Mythen rund um das Jungfernhäutchen
Oft wird behauptet, das Hymen könne auch durch sportliche Aktivitäten oder durch Selbstbefriedigung beschädigt wirken. So ganz stimmt das allerdings ebenfalls nicht. Ja, es kann sein, dass das Jungfernhäutchen durch einen Spagat, durch das Einführen eines Tampons in die Scheide oder durch die Benutzung eines Dildos bzw. Vibrators einreißt. Die Regel ist das allerdings nicht. Und schon gleich gar nicht lässt sich von einem Muss sprechen. Zu archaischen Mythos der Unberührtheit scheinen sich da eine Reihe moderner Mythen gesellt zu haben.
Letztlich sagt der Zustand des Jungfernhäutchens wenig bis gar nichts aus. Die Anatomie kennt viele Ausprägungen. Gesellschaftliche Konsequenzen sollten daraus definitiv nicht gezogen werden.
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