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Durchbruch in der Forschung oder Aprilscherz?
Bald dürfen auch Männer die Pille schlucken
Die Antibabypille, ein hormonelles Verhütungsmittel für Frauen, ist schon seit Jahrzehnten auf dem Markt und gilt als eines der besten und beliebtesten Verhütungsmittel. Aber gibt es schon so etwas wie die Pille für den Mann überhaupt?
Wenn ja, was steckt dahinter? Bis jetzt war ja die Verhütung von Schwangerschaften fast ausschließlich Frauensache. Für Männer kommen als Verhütungsmittel nur Kondome oder eine Sterilisation in Frage.
Gendarussa – Die Wunderpflanze aus dem Dschungel
Bei den Forschungen zum Thema Pille für den Mann gibt es eine Reihe verschiedener Ansätze. Mit am erfolgversprechendsten sind Untersuchungen, die sich mit der Gendarussa Pflanze beschäftigen. Dieses Gewächs kommt auf Neuguinea vor. Dort betreiben in einigen Papua-Stämmen die Männer aktive Empfängnisverhütung, indem sie regelmäßig Tee aus Gendarussa-Blättern trinken. Der staatliche indonesische Pharmakonzern Indofarma wurde darauf aufmerksam und versucht, aus den Wirkstoffen der Gendarussa die Pille für den Mann zu entwickeln.
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Angeblich stehen die Forschungen kurz vor dem Abschluss und die Pille für den Mann steht kurz davor, in Indonesien auf den Markt zu kommen. Hier in Deutschland dauert es aber noch eine Weile, bis die Pille für den Mann in den Verkauf kommt (wenn überhaupt), weil hier das Zulassungsverfahren für ein neues Medikament sehr viel strenger als in Indonesien ist.
Wie wirkt die Pille für den Mann?
Die Gendarussa Pflanze enthält eine Substanz, die Spermien "müde" macht. Diese hemmt sie in ihrer Beweglichkeit und daher können die Spermien nicht mehr in die Eizelle eindringen und sie befruchten. Der große Vorteil des pflanzlichen Präparats besteht darin, dass seine Wirkung nur so lange anhält, wie sich die Wirkstoffe im Körper befinden.
Wird die Pille für den Mann abgesetzt, verschwindet die Wirkung nach kurzer Zeit. In langfristigen klinischen Studien verwendeten 120 und später 350 Paare die neue Pille als Verhütungsmittel. Es stellte sich heraus, dass sie ebenso wirksam ist wie die bekannte Antibabypille (99 Prozent).
Gibt es Alternativen zur Pille für den Mann?
Die Medizin untersucht auch andere Verhütungsmethoden beim Mann auf ihre Wirksamkeit. Eine davon ist das so genannte Vasalgel. Das ist eine Substanz, die in den Samenleiter gespritzt wird. Dass Gel lässt zwar die Samenflüssigkeit passieren, nicht aber die Spermien. Beim Orgasmus kommt es zwar zum Erguss, die Partnerin kann aber nicht schwanger werden, weil das Ejakulat keine Spermien enthält. Wird eine Schwangerschaft angestrebt, wird eine Flüssigkeit gespritzt, die das Gel auflöst und damit den Normalzustand wieder herstellt.
Die Forschungen zur Verwendung von Testosteron als Pille für den Mann wurden dagegen 2011 wegen zu starker Nebenwirkungen eingestellt.
Wird sich die Pille für den Mann als Verhütungsmittel durchsetzen?
Ganz sicher wird die Pille für den Mann das Kondom als Verhütungsmittel nicht verdrängen. Die Pille für den Mann verlangt ein hohes Maß an Selbstdisziplin, weil der Anwender nicht vergessen darf, sie regelmäßig zu nehmen. Leider sind aber viele Männer gerade in diesem Punkt ziemlich nachlässig.
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Zudem hat sie einen großen Nachteil: Sie bietet keinen Schutz gegen Geschlechtskrankheiten oder schädliche Bakterien bzw. Pilze (Hautpilze), die beim Sex übertragen werden können. Als Verhütungsmittel bei One-Night-Stands oder Sex mit Zufallsbekanntschaften ist sie daher ungeeignet. Die Pille für den Mann, wenn es sie denn eines Tages gibt, kommt wahrscheinlich nur unter bestimmten Bedingungen zum Einsatz, zum Beispiel wenn sie die Antibabypille nicht verträgt, sie mit ihrem Partner in einer festen Beziehung lebt und sich beide beim Sex pur genießen wollen, ohne dass ein Kondom (und sei es auch noch so dünn) zwischen ihnen steht.