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Das Verhaltens-Casino: Flirtstrategien und ‑techniken
Als Mann unter Männern staune ich immer wieder, was passiert, wenn eine Frau die Bildfläche betritt. Gepriesen seien jene Frauen, die das Folgende mit Humor betrachten können: die Flirtstrategien der Männer.
Denn augenblicklich fährt jeder Kerl, ich eingeschlossen, sein volles Repertoire an Balztechniken auf. Ich möchte mir was darauf einbilden, dass meine Techniken ausgefeilter, gewitzter oder charmanter wären, und mache mich dadurch zum größten Narren von allen. Schauen wir dem Tiger mal in den Schlund: Den einzigen Bonus, den mein Balzverhalten hat, ist vielleicht der, dass Frau so etwas seltener erlebt. Unbekannt ist es ihr wohl kaum. Mein Balzverhalten unterscheidet sich dadurch, dass ich mir kaum falsche Hoffnungen mache, originell zu sein.
Die Flirtstrategien der Männer
Angenommen fünf Kerle umlagern eine Frau am Tresen, so ließe sich der gemeinsame Nenner vermutlich darauf reduzieren, dass die Männer wissen wollen, wer diese Frau ist. Das wiederum, um auszukundschaften, ob sie für ihn denn eine potentielle Gespielin, ein netter Fick, eine Partnerin oder gar Mutter für seine Kinder werden könnte. Sofern die Frau auch nur ansatzweise eine Figur oder Frisur hat, wird jeder Mann gerne die Möglichkeit ausblenden, dass diese Frau eine Zeitbombe sein könnte. Auch wenn er noch schmerzende Splitter der letzen Detonationen in sich trägt. Dann geht’s los. Die Männer lassen ein Feuerwerk an geistreichen (im besten Fall) oder unglaublich banalen (im Normalfall) Äußerungen los. Statements, von denen die Frau wohl die meisten bis zum zarten Alter von zwölf Jahren mehrmals gehört haben dürfte.
Aber wo bin ich in dem Spiel? Ich halte mich zurück, beobachte, lausche. Ich versuche möglichst neutral zu wirken, aber manchmal klappt mir doch die Kinnlade runter. Zum Beispiel da: Einer der Kerle hat ein Tattoo auf ihrer Schulter entdeckt und fängt an, hochphilosophische Betrachtungen über Kunst unter der Haut loszuschicken. Tatsächlich könnte die Frau einen Aschenbecher tätowiert haben und er fände selbst das „fantastisch“. Als er verrät, dass er auch ein Tattoo hat, schlägt er drei der Konkurrenten aus dem Rennen. Sie werden von einem unerklärlichen Sog vom Tresen weggezogen.
Eine Wette auf den Ausgang der Anbaggerei
Dann frage ich mich, warum niemand auf die Idee gekommen ist, „Verhaltens-Casinos“ zu eröffnen; Orte, an denen man darauf wetten kann, was als nächstes passiert und wie das Spiel weitergeht. Denn nach der Tattoo-Einleitung ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Finger des Typen auf Wanderschaft zu ihrem Tattoo machen werden. Im Verhaltens-Casino könnte man besonders hohe Gewinne einfahren, wenn man die Zeitspanne richtig einschätzt.
Dann kommt der interessante Teil: Seine Finger grabbeln bewundernd über ihr Tattoo. Wie reagiert sie? Hier entscheidet sich, ob ich ins Spiel ein- oder aussteige. So banal die Tattoo-Masche ist, könnte sie ihm jetzt herzhaft ins Gesicht gähnen. Oh! Aber nein. Sie lacht. Sie giggelt ihr süßestes Mädchen-Kichern. Das ist der Moment, in dem ich dem Tattooexperten das Spielfeld, und alles was damit zusammen hängt, überlasse. Faszinierend, wie viele Menschen mit hohen Ansprüchen an potentielle Partner herumrennen, besonders oft bei Frauen zu beobachten, doch wenn es darum geht, sich daran zu erinnern, siegt häufig die erste Prägung aus der Pubertät. Die allgemeingültige Ausrede dafür heißt „ein bisschen Spaß haben“. Betonung auf „bisschen“. Ein Häppchen. Ein Krümel. Sie kennt jeden seiner Schritte, wird sich ihr bisschen Befriedigung holen, und nun ja, womöglich selbst in die Illusion fallen, sie wäre nicht banal. Schließlich schmeichelt er ihrer Eitelkeit.
Nachts in den Clubs dieser Welt
Aber ach wie süß wird das Spiel, wenn die Frau aus ihrer passiven Rolle ausbricht, auf mich zugeht, womöglich mit dem einen oder anderen spitzen Dolch, und erstmal auslotet, aus welchem Stoff ich gemacht bin.
Wo wäre der Reiz in dem Spiel, ohne Herausforderung? Sehen wir die Sache mal objektiv: Frauen wie Männer haben Genussteile. Kennst du einen Körper, kennst du alle: Fleisch, Knochen, Blut, Haut. Bekannt, bekannt, bekannt. Nur die Anordnung ist mehr oder minder zufällig. Interessant werden Körper durch das, was sie tun, und das, was sie beseelt.
Die Faszination für Körper ist im Teenageralter absolut angemessen und verständlich. Irgendwann dürfen die Mitspieler erkennen, dass da mehr wartet. Dann ist der sexuelle Kindergarten abgeschlossen und die ersten Schulstunden beginnen.
Und die Flirtkünste der Frauen?
Auch eine Frau kann schnell in die Banalität abrutschen, denn nur weil sie spitze Dolche hat, heißt das kaum, dass sie damit umgehen kann. Meine Erfahrung mit Frauen und Flirtstrategien haben mir allerdings gezeigt, dass erstaunlich viele Frauen äußerst talentierte Messerwerferinnen sind. Für mich die süßeste Eröffnung. Denn erst wenn ich gefordert bin, erst wenn ich wirklich zeigen darf, was ich bin, fühle ich mich als Mann und Mensch (an)erkannt.
Ja, manchmal mag es lustig sein, sich in Teenagertage zurückzukatapultieren. Und nun frage ich dich: Weshalb damit zufrieden geben, wenn da Ekstasen warten, die alle bekannten Drogen wie Gummibärchen aussehen lassen?