Inhaltsverzeichnis
Taschengeld für Hausfrauen
Heute herrscht allgemein die Auffassung, dass es früher um die Rechte der Frauen schlechter bestellt war als heute. Zum größten Teil stimmt das auch, aber nicht in allen Punkten. Eine Ausnahme von dieser allgemeinen Aussage war das Nadelgeld, das früher Hausfrauen zustand.
Was ist mit Nadelgeld gemeint?
Es handelte sich um eine Art von Taschengeld, die der Ehemann seiner Frau in regelmäßigen Abständen (meistens monatlich) zahlen musste. Der Hausfrau stand dieses Geld zur freien Verwendung zu. Sie musste dem Ehemann keine Rechenschaft darüber ablegen, wie und wozu sie das Geld benutzte. Es wurde Nadelgeld genannt, da es viele Frauen zum Kauf von Stoffen und Garn verwendeten, um sich Kleider zu nähen. Da es früher üblich war, dass der Mann der Einzige in der Familie war, der Einkommen verdiente, verfügten Hausfrauen über kein eigenes Geld.

Das Nadelgeld gab ihnen wenigstens ein bisschen finanzielle Freiheit. Allerdings handelte es sich nur um kleinere Beträge. In vornehmen Kreisen war es schon damals üblich, Eheverträge abzuschließen. Darin wurde oft die Höhe des Nadelgelds festgelegt. Erhielt sie es nicht, konnte es die Hausfrau von ihrem Mann einklagen. Heute dagegen haben Hausfrauen keinen Anspruch auf Taschengeld mehr, weil davon ausgegangen wird, dass jeder sein eigenes Geld verdienen kann oder bei Krankheit bzw. Behinderung Anspruch auf staatliche Unterstützung hat. Der Ehemann ist nur zu Unterhaltszahlungen verpflichtet, wenn er von seiner Frau getrennt lebt und diese nicht arbeiten kann.
Gibt es Nadelgeld heute noch?
Offiziell existiert so ein Taschengeld für Hausfrauen nicht mehr, so etwas Ähnliches gibt es jedoch ab und zu noch in abgewandelter Form. In vielen Dörfern werden die Höfe von Familien bewirtschaftet. Besonders bei Kleinbauern ist das Geld oft knapp. Unter solchen Umständen ist es heute noch üblich, dass der Mann arbeiten geht, damit Bargeld ins Haus kommt und die Frau zu Hause bleibt und sich so gut wie möglich um die Wirtschaft kümmert.
Dadurch hat sie aber keinen Cent eigenes Geld, um sich wenigstens ein paar persönliche Dinge kaufen zu können. Der Ehemann verdient meistens auch nicht so gut, dass er seiner Frau ein großzügiges Taschengeld geben könnte. Wie lösen die Bauern das Problem? Ganz einfach, mit dem Hühnergeld. Lebensmittel direkt vom Bauernhof stehen bei den Städtern hoch im Kurs. Um den Verkauf größerer Tiere, wie Schweine, Kühe und Schafe, kümmert sich der Bauer. Seine Frau verkauft das Kleinvieh, zum Beispiel Hühner, Enten, Gänse, Tauben oder Kaninchen.
Das Geld aus dem Verkauf darf sie behalten. Es wird Hühnergeld genannt. Es ist die moderne Alternative des altertümlichen Nadelgelds. Im Gegensatz zu früheren Zeiten hat die Ehefrau jedoch keinen rechtlichen Anspruch auf das Hühnergeld. Das ist eine Vereinbarung, die sie mit ihrem Ehemann trifft. In der Praxis hat sie sich bewährt und ist in vielen bäuerlichen Familien verbreitet.