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Was viele nicht zu fragen wagen…
Steven, 42 Jahre alt, fragt:
Ich habe vor rund zwei Jahren meine Liebe zum Sport entdeckt. Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio, jogge mittlerweile fast täglich, fahre im Winter Ski und im Sommer kilometerlange Fahrradtouren. Gelegentlich gehe ich mit Arbeitskollegen zum Badminton. Meine Frau hält mich mittlerweile für sportsüchtig, weil ich bei der Reihe an Sportaktivitäten nicht abgeneigt bin, weitere Sportarten auszuprobieren – gern auch als Gemeinsamkeit mit meiner Frau.
Sie hat allerdings Bedenken und behauptet, Sport und Erektion passen nicht zusammen. Letztens fragte sie mich, ob ich vor lauter Sport überhaupt noch eine Erektion bekomme oder warum unser Sex immer seltener würde. Sport macht müde und da falle ich abends häufiger einfach ins Bett oder schlafe schon auf der Couch ein. An Sex ist dann tatsächlich nicht zu denken und selbst die ausgesendeten Reize meine Frau lösen in meinem Penis nichts aus.
Nun bin ich verunsichert. Wirken Sport und Erektion tatsächlich negativ? Könnte meine Sexunlust auch an einer sportlich bedingten Erektionsstörung liegen? Gibt es besonders erektionsschädliche Sportarten?
Unsere Antwort:
Hallo Steven,
Sport kann erektionsschädlich, aber auch erektionsfördernd sein. Es kommt dabei auf verschiedene Faktoren an.
Sportintensität
Prinzipiell ist normaler Hobbysport in den meisten Fällen erektionsfördernd. Dieser fördert die Durchblutung, den Muskelaufbau auch im Becken, stärkt des Immunsystems und steigert den Testosterongehalt durch Bewegung. Eine dänische Studie ergab, dass eine Sportintensität von circa 40 Minuten viermal wöchentlich nach sechs Monaten bei den Studienteilnehmern für eine Verbesserung und in manchen Fällen eine Normalisierung bei Erektionsproblemen führte. Ab dem siebten Monat waren Probanden mit schweren Erektionsstörungen laut Studie wieder in der Lage, sexuell normal aktiv zu sein.
Anders verhält es sich beim Leistungssport, der ein exzessives Trainingsprogramm umfasst. Dadurch ist eine Senkung des Testosterongehalts möglich. Zudem verursacht das eine verstärkte Ausschüttung von Opiaten sowie Endorphine, die eine Hemmung der sexuellen Erregung fördern. Außerdem erhöht sich die Kortisonausschüttung, die den Körper unter Stress setzt, der das Risiko einer Erektionsstörung steigert.
Ein tägliches Sportprogramm, das nicht übertrieben aus hohe Leistung ausgerichtet ist, nimmt somit eher einen positiven Einfluss auf die Erektionsfähigkeit. Betreibst du Sport unter Leistungsdruck, solltest du die Sportintensität deutlich reduzieren, damit Sport der Erektion nicht im Wege steht.
Sportart
Muskelaufbauende Sportarten sind erektionsfördernd. Dazu zählen beispielsweise Badminton und Krafttraining – im normalen Rahmen allerdings nur. Die Muskelstärkung beziehungsweise ‑aufbau fördern die Schwellkörperfunktion und damit die Erektion. Ausdauersport wie Joggen und Skifahren optimiert die Durchblutung und stärkt das Herz-Kreislaufsystem. Dadurch versorgt das Blut den Körper mit mehr Sauerstoff, was die Organfunktionen inklusive der Hormonausschüttung von Testosteron anregt.
Fahrradfahren als Sport kann die Erektion einschränken, wenn ein unvorteilhafter Sattel montiert und/oder lange Strecken der Weg ist. Fahrradfahren begünstigt die Einengung der Blutgefäße im Hodenbereich. Dadurch kommt es zu einer verringerten Durchblutung. Das kann kurzfristig für einer Erektionsstörung nach der Tour führen, aber auch langfristige sowie dauerhafte Folgen haben. Gleiches gilt für das Reiten und langes Sitzen im Sattel.
Psyche und Überbelastung als Indikator
Wenn du dich beim Sport zu sehr verausgabst, bist du danach erschöpft und müde. Diese Faktoren wirken auf dein Reizzentrum im Gehirn, sodass du für erotische Reizaussendungen deiner Frau vermutlich nicht empfänglich bist. Das ist ein normaler Vorgang, denn dein Körper fährt runter, um Energie für die Regenerierung und Erholung zu sammeln. In dem Fall hilft eurem aktiven Sexleben nur, die Sportintensität zu reduzieren oder weniger Sport in der Woche zu betreiben.
Sport und Erektion hängen auch in Bezug auf Stress zusammen. Eine Überbelastung, weil du zu nahe oder über deine Belastungsgrenze hinaus trainierst, löst Stress in deinem Körper aus. Wie zuvor beschrieben, reagiert der Körper auf Stress mit einer erhöhten Kortisonausschüttung, wodurch eine Erektionshemmung entstehen kann.
Vielleicht reizt deine Frau dich nicht ausreichend durch erotische Stimulierung, weil du psychisch unter Druck stehst. Kommt zusätzlich zum Sport ein anstrengender Arbeitstag, Alltags- und Beziehungsprobleme oder Streitereien hinzu, ist eine verminderte Libido keine Seltenheit. Das wirkt sich auf die Erektionsunfähigkeit aus.
Vielleicht ist es auch ein psychisches Problem, weil du sexuellen Druck von deiner Frau spürst. Dann solltest du mit ihr darüber sprechen, um gemeinsam einen Kompromiss zu finden, denn regelmäßiger Sex ist in der Regel ein wichtiger Bestandteil für eine langfristig funktionierende Beziehung/Ehe.
Ich hoffe, deine Frage zu deiner Zufriedenheit beantwortet zu haben. Öffne die Herzen und herze die Öffnungen.
Deine Dr. Dorothea Flogger
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