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EU-Parlament beschließt einheitliche Regelung für Prostitution
Das Europaparlament verabschiedet sich von der Diversität seiner Gesetzgebung zu Prostitution und orientiert sich in Richtung des nordischen Modells. Dieses Modell sieht das Sexkauf-Verbot vor, das sich auf den Kunden und nicht auf den Dienstleister konzentriert.
Ein einheitlicher Schutz für Prostituierte mit dem Sexkauf-Verbot
Die Unterschiedlichkeit der Regelungen für Prostitution in den einzelnen EU-Staaten schafft einen Raum, in dem organisierte Kriminalität und Menschenhandel gedeihen. Ein Sexkauf-Verbot, das auf dem nordischen Modell basiert, hat nun die Unterstützung der Mehrheit der EU-Abgeordneten gefunden. Diese Entschließung ruft zu einheitlichen Regelungen auf, die Prostituierte nicht nur vor Strafverfolgung schützen, sondern ihnen auch Zugang zu Unterstützungs- und Ausstiegsprogrammen ermöglichen sollen.
Der vorliegende Bericht des Parlaments hebt hervor, dass etwa 70% der Prostituierten in der EU Migrantinnen aus problematischen Verhältnissen sind. Das Argument, dass viele dieser Menschen nicht aus freiem Willen, sondern aufgrund von Hoffnungslosigkeit und fehlenden Alternativen in die Prostitution getrieben werden, wurde von der SPD-Abgeordneten Maria Noichl vorgebracht.
Fokus auf die Käufer
Die Debatte rund um das Sexkauf-Verbot bezieht sich hauptsächlich auf die Frage, wer eigentlich bestraft werden sollte: der Anbieter oder der Kunde. Nach dem nordischen Modell, das bereits in Ländern wie Schweden umgesetzt wurde, werden nicht die Prostituierten bestraft, sondern diejenigen, die ihre Dienste in Anspruch nehmen. Diese Herangehensweise hat laut Bericht in Schweden zu einem Rückgang der Prostitution geführt.
Das Parlament hat mit einer Mehrheit von 234 Stimmen für den Bericht gestimmt, während 175 dagegen und 122 sich enthielten. Es ist erwähnenswert, dass Prostitution in Deutschland seit 2002 legal ist. Dorothee Bär von der CSU hat jedoch kürzlich ein Modell vorgeschlagen, das sich am schwedischen orientiert.
Gegenstimmen und Bedenken
Während das Sexkauf-Verbot von vielen begrüßt wird, gibt es auch starke Opposition, insbesondere von denjenigen, die direkt in der Sexarbeit tätig sind. Die Hauptbedenken drehen sich um die mögliche Verschiebung der Prostitution in den Schwarzmarkt. Ein solcher Wechsel könnte nicht nur die Lebensgrundlage vieler Prostituierter gefährden, sondern sie auch zwingen, unter riskanteren Bedingungen zu arbeiten.
Ein weiteres Argument gegen das Verbot ist, dass es zu einer Zunahme von Gewalt, Missbrauch und sexuellen Krankheiten führen könnte, da sich die Branche in weniger regulierte Bereiche verlagert. Organisationen wie die Deutsche Aidshilfe haben vor den potenziellen Risiken eines solchen Verbots gewarnt.
Die Debatte um das nordische Modell intensiviert sich
Die Entscheidung des Europaparlaments, das Sexkauf-Verbot gemäß des nordischen Modells zu unterstützen, ist nicht die erste ihrer Art, jedoch zeigt sie die zunehmende Akzeptanz dieses Ansatzes in verschiedenen Teilen der Welt.
Historischer Kontext und seine Relevanz: Die Diskussion über die Legalität und Regelung der Prostitution ist keineswegs neu. Unterschiedliche Länder haben im Laufe der Jahre verschiedene Modelle angenommen, wobei jedes Modell seine eigenen Vor- und Nachteile hat. Das nordische Modell, das zuerst in Schweden eingeführt wurde, hat die Kriminalisierung der Kunden und nicht der Anbieter von Sexdienstleistungen als seinen Kernpunkt.
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Das Argument hinter diesem Ansatz ist, dass es, indem es den Kauf von Sexdienstleistungen kriminalisiert, die Nachfrage reduziert und somit auch das Angebot. Befürworter argumentieren, dass es eine effektive Methode ist, Menschenhandel und Zwangsprostitution zu bekämpfen.
Internationale Perspektive
Verschiedene Länder haben unterschiedliche Ansichten zum nordischen Modell. Während einige es als fortschrittlichen Ansatz zur Bekämpfung der Prostitution sehen, betrachten andere es als problematisch. Es gibt auch Länder, die ein völlig anderes Modell angenommen haben, wie Deutschland, wo Prostitution legal und reguliert ist.
Es ist wichtig zu betonen, dass es keine "Einheitsgröße" in Bezug auf Regelungen zur Prostitution gibt. Was in einem Land funktioniert, ist nicht unbedingt für ein anderes geeignet. Das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Umfeld spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der am besten geeigneten Politik.
Ein Weg nach vorn?
Das Sexkauf-Verbot ist nicht die ultimative Lösung für alle Probleme, die mit der Prostitution verbunden sind. Es ist jedoch ein Schritt in Richtung eines einheitlichen Ansatzes innerhalb der EU. Es besteht die Hoffnung, dass ein solcher Ansatz die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten erleichtern und effektivere Maßnahmen zur Bekämpfung von Menschenhandel und organisierter Kriminalität ermöglichen wird.
Nichtsdestotrotz bleibt die Prostitution ein komplexes Thema, und es ist unerlässlich, alle Aspekte und Perspektiven zu berücksichtigen, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. Das Wohl und die Sicherheit der in der Branche tätigen Personen sollten immer im Vordergrund stehen.
Schlussendlich, während das Europaparlament eine klare Position zum Sexkauf-Verbot bezogen hat, liegt es an den einzelnen Mitgliedsstaaten, die endgültigen Regelungen zu bestimmen und umzusetzen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich diese Debatte in den kommenden Jahren entwickelt und welche Auswirkungen sie auf die betroffenen Gemeinschaften haben wird.
Quelle: n‑tv