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Verhütung muss nicht immer Frauensache sein
Verhütung ist Frauensache? Mitnichten. Auch Männer können hierfür einiges tun, gibt es doch mittlerweile diverse Verhütungsmethoden für den Mann – und jetzt auch neue. Aber wie steht es um die Akzeptanz und vor allem das Vertrauen der holden Weiblichkeit gegenüber männlicher Verhütung?
- Neue vielversprechende Verhütungsmethoden für Männer werden bereits erforscht und getestet
- 78 Prozent der Männer weltweit würden Empfängnisverhütung übernehmen, allerdings ist die Angst vor Nebenwirkungen sehr groß
- Größere Nachfrage nach unterschiedlichen Verhütungsmethoden kurbelt Forschung an
Verhütungsmethoden, potenzielle Hindernisse und realistische Lösungen
In einer aktuellen Studie gehen We-Vibe, führender Hersteller von Paarvibratoren, und YLabs, amerikanische Forschungseinrichtung aus dem Harvard Innovation Lab, den wichtigsten Fragen zur "Zukunft von männlicher Verhütung" nach.1 Dafür wurden mehr als 3.500 Menschen und sieben Sex-Experten aus verschiedenen Ländern befragt und vielversprechende Verhütungsmethoden, potenzielle Hindernisse und realistische Lösungen für eine Zukunft mit gleichberechtigter Verhütungskultur analysiert. Die Studie zeigt sehr klar: Die Mehrheit der Männer wollen sich der gemeinsamen Verantwortung stellen und die Chancen stehen gut, denn die erhöhte Nachfrage kurbelt die Forschung an.
Seit Erfindung der Pille für die Frau in den 60er Jahren können Paare, die keinen Kinderwunsch haben, ein erfülltes und selbstbestimmtes Sexleben führen. Meist liegt die Verantwortung dafür bei der Frau, unter anderem auch weil es zu wenig männliche Verhütungsmethoden gibt. Mittlerweile wollen jedoch immer weniger Frauen die Nebenwirkungen der Pille sowie die Verantwortung auf sich nehmen. Im Vergleich: 2010 wurden noch 46 Prozent der gesetzlich versicherten Frauen bis 20 Jahren die Pille verschrieben. Bis 2020 ist der Anteil auf 35 Prozent gesunken.2
Männer wollen verhüten
Dahingegen zeigt die We-Vibe Studie ganz klar: Männer wollen verhüten. Weltweit möchten 78 Prozent der männlichen Studienteilnehmer die Verantwortung für die Verhütung gemeinsam mit ihren Partnerinnen teilen und sprechen sich positiv gegenüber männlichen Verhütungsmitteln aus. Diese Entwicklung wird vor allem von Millennials und der Gen Z vorangetrieben. Sie stellen die bestehenden Geschlechterrollen und ‑aufgaben zunehmend in Frage. So schreiben 83 Prozent der Befragten die Verantwortung für die Verhütung allen Beteiligten zu, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.
„Von unterschiedlichen Verhütungsmethoden profitieren am Ende doch alle. So können sie die Beziehung und das Vertrauen stärken und beide Partner befähigen, ihre intimen Momente noch mehr zu genießen. Guter Sex ist keine Einbahnstraße. Wenn sich beide Partner wohl, in Stimmung und vor allem sicher fühlen, dann kann der Sex zu einem viel lustvolleren gemeinsamen Erlebnis werden“, so Johanna Rief, Head of Sexual Empowerment der Marke.
Angst vor Nebenwirkungen
Auch wenn das Interesse der Männer groß ist, selbst die Verhütung zu übernehmen, geben 41 Prozent weltweit an, dass sie keine Nebenwirkungen tolerieren würden, vor allem wenn es ihre Libido beeinflussen könnte. Aber auch Frauen, die im Rahmen der Studie befragt wurden, fällt es schwer, die Verantwortung abzugeben. Zu groß ist die Sorge, dass der Partner, die Verhütungsmittel nicht regelmäßig einnehmen könnte.
Es braucht also einen deutlichen Kulturwandel, bei dem Männer die Empfängnisverhütung fordern und in Anspruch nehmen wollen und Frauen bereit sind einen Teil der Verantwortung abzugeben.3
Vielversprechende Verhütungsmethoden in naher Zukunft
Aktuell werden zwei männliche Verhütungsmethoden mit großem Potenzial genauer untersucht:
- NES/T4, ein auf die Haut auftragbares Gel, das die Anzahl der Spermien wirksam reduziert.
- RISUG5, eine nicht-hormonelle Injektion in die Samenleiter, die die Freisetzung von Spermien stoppt.
Beide Ansätze weisen bisher kaum oder nur geringe Nebenwirkungen auf. Gerade dieser Punkt wird in der Entwicklung neuer Präparate für Männer enorm wichtig sein.
Pharmaunternehmen müssen investieren
Die Sicherheit ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen bei der Erforschung von Verhütungsmitteln im Allgemeinen. Da es sich um Produkte handelt, die gesunden Menschen verabreicht werden und nicht zur Behandlung von Krankheiten dienen, ist die Toleranz gegenüber Nebenwirkungen bei medizinischen Aufsichtsbehörden wie der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) besonders gering. Diese strengen Sicherheitsanforderungen erklären auch, warum sich bisher kein großes Pharmaunternehmen mit potenziellen männlichen Verhütungsmitteln befasst hat.6
Der Großteil des Fundings stammt aus staatlichen Mitteln und von gemeinnützigen Organisationen (z. B. Male Contraceptive Initiative).7 Die Forschung würde schneller vorankommen, wenn sich große pharmazeutischen Unternehmen mit finanziellen Mitteln an der Forschung beteiligen würden.
Erhöhte Nachfrage nach Verhütungsmethoden
Einem aktuellen UN-Bericht zufolge ist die Hälfte aller Schwangerschaften weltweit ungewollt. Vor allem in sozial und einkommensschwächeren Regionen kommt es häufiger zu ungeplanten Schwangerschaften8, denn Verhütungsmittel sind leider nicht günstig und oft tragen Frauen die Kosten alleine. So geben Frauen durchschnittlich 68 Prozent mehr für private Gesundheitskosten aus als Männer. Der Grund hierfür: Kondome sind erheblich günstiger als andere Verhütungsmethoden für Frauen.
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Auch das im Juni 2022 vom obersten Gerichtshof der USA gekippte Grundsatzurteil “Roe v. Wade” (1973), welches jedem Menschen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch geboten hatte, verstärkt die Nachfrage nach Verhütungsmethoden. Diese Entscheidung hat nicht nur Auswirkungen auf Schwangerschaftsabbrüche, sondern limitiert in einigen Staaten auch den Zugang zur Anti-Babypille.
Laut einer von Lovehoney in den USA durchgeführten Umfrage9 geben 40 Prozent der Frauen an, dass die Aufhebung von „Roe v. Wade“ ihr sexuelles Vergnügen beeinträchtigen wird. Bei der Gen Z Gruppe (zw. 12–27 Jahren), sind es sogar 68 Prozent der Frauen.
1 We-Vibe Studie “Zukunft männlicher Verhütungsmittel” (Juni – August 2022). Innerhalb dieser Studie wurden sieben Experten und 3.549 Menschen aus sieben verschiedenen Ländern (Frankreich, UK, US, Kanada, Spanien, Deutschland, Schweiz) befragt.
2 Aus einer Statista-Grafik auf Basis einer Analyse der AOK, die sich auf GKV-Verordnungsdaten bezieht. (https://de.statista.com/infografik/22555/anteil-der-gesetzlich-versicherten-frauen-denen-die-pille-verschrieben-wurde/)
3 New Male Contraceptives May Be on the Horizon | 2020-08-28 [Internet]. Relias Media | Online Continuing Medical Education | Relias Media – Continuing Medical Education Publishing. [cited 2022 Aug 8]. Available from: https://www.reliasmedia.com/articles/146800-new-male-contraceptives-may-be-on-the-horizon
4 NES/T – Nestorone und Testosterone als Kombinationsgel, welches über die Haut an Schulter und Armen aufgenommen wird und minimale Nebenwirkungen zeigt. Voraussichtlich ab 2027 auf dem US-Markt erhältlich.
5 RISUG – Reversible Inhibition of Sperm Under Guidance – ein langfristiges, nicht-hormonelles und reversibles Verhütungsmittel, welches voraussichtlich ab 2022 in Indien auf den Markt kommt.
6 How close are we to getting a male contraceptive? [Internet]. Pharmaceutical Technology. 2022 [cited 2022 Aug 8]. Available from: https://www.pharmaceutical-technology.com/news/how-close-are-we-to-getting-a-male-contraceptive/
7 Reynolds-Wright JJ, Cameron NJ, Anderson RA. Will Men Use Novel Male Contraceptive Methods and Will Women Trust Them? A Systematic Review. The Journal of Sex Research. 2021 Sep 2;58(7):838–49.
8 Unintended Pregnancy and Abortion Worldwide [Internet]. Guttmacher Institute. 2020 [cited 2022 Aug 8]. Available from: https://www.guttmacher.org/fact-sheet/induced-abortion-worldwide