Inhaltsverzeichnis
Wie der Staat Prostitution eindämmen will
In den siebziger Jahren fegte die Sexwelle über die westliche Welt. Der Markt wurde mit Pornos geradezu überschwemmt. Viele von ihnen kamen aus Schweden, das damals für seine Freizügigkeit bekannt war. Inzwischen hat sich der Wind gedreht und Schweden sowie andere skandinavische Länder benutzen ein nordisches Modell, um die Prostitution zurückzudrängen.
Nordisches Modell – Worum geht es?
Die Prostitution soll unattraktiv gemacht werden. Das geschieht, indem die Käufer von Sex gegen Bezahlung bestraft werden, während Prostituierte keine Strafe fürchten müssen. Nordisches Modell bezeichnet das auch als Sexkaufverbot.
Strafbar werden auch alle Maßnahmen, durch die Prostitution gefördert wird. Dazu gehören zum Beispiel die Vermietung von Räumlichkeiten zur Ausübung der Prostitution, Werbung für Sex oder Vermittlung sexueller Dienstleistungen gegen Bezahlung.
Weitere Maßnahmen im so genannten "nordisches Modell" sind Ausstiegsangebote an Prostituierte und eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung. Durch eine Kombination dieser Maßnahmen soll ein solches Modell die Nachfrage nach Sex gegen Bezahlung reduziert werden.
Lies auch: Kondompflicht seit 1.7. – Prostituiertenschutzgesetz
Wo gibt es bereits ein nordisches Modell?
Das erste Land, in dem das nordische Modell eingeführt wurde, war Schweden im Jahr 1999. Es wurde im Jahr 2009 von Norwegen und Island gefolgt. Umfragen zufolge befürworteten in diesen Ländern 70 Prozent der Bevölkerung das Sexkaufverbot. Im Jahr 2014 folgte Kanada und die britische Provinz Nordirland ein Jahr später.
Frankreich führte 2016 das nordische Modell ein und in Irland gilt seit 2017 die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen als eine Straftat. Das jüngste Beispiel ist Israel, wo seit 2018 ein Sexkaufverbot gilt. Das Europäische Parlament verabschiedete 2014 eine Resolution, in der den Mitgliedstaaten empfohlen wird, die Inanspruchnahme sexueller Dienste strafbar zu machen.
Lies auch: New York will Prostitution legalisieren
In Deutschland unterstützt keine Partei ein nordisches Modell. Es gibt aber Kritik an der gegenwärtigen Praxis von Linken und Feministinnen.
Kritik am nordischen Modell
Bei Kennern der Szene trifft ein Sexkaufverbot auf wenig Begeisterung. Sie sind der Meinung, dass sich dadurch die Prostitution weder dauerhaft einschränken noch ganz beseitigen lässt. Ein nordisches Modell in Deutschland würde lediglich dazu führen, dass Prostitution noch mehr in die Illegalität getrieben werden würde.
Dadurch würde Gewalt gegen Prostituierte zunehmen. Prostitution erfüllt ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen. Das zeigt auch die Situation im Grenzgebiet zu Frankreich.
Lies auch: Pornofreie Stadt im australischen Outback?
Weil dort ein Sexkaufverbot herrscht, strömen die Kunden über die Grenze nach Deutschland und lassen es dort richtig krachen.
- EU-Parlament stimmt für Sexkauf-VerbotDas Europaparlament unterstützt das Sexkauf-Verbot gemäß des nordischen Modells. Dieser Ansatz kriminalisiert Kunden statt Anbieter von Sexdienstleistungen. Wie beeinflusst dies den EU-weiten Umgang mit Prostitution und Menschenhandel? Erfahren Sie mehr über die Debatte, die internationalen Perspektiven und die zukünftigen Auswirkungen dieser Entscheidung.
- Sexkauf-Verbot macht Sexarbeiterinnen zu OpfernDebatten um das Sexkauf-Verbot intensivieren sich in Deutschland. CDU/CSU-Fraktion im Bundestag strebt eine Reform des Prostitutionsgesetzes an. Dorothee Bär fordert ein vollständiges Verbot von käuflichem Sex, orientiert am nordischen Modell. Organisationen und Plattformen wie der BesD e.V. und Kaufmich argumentieren gegen diesen Ansatz.