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In Mailand stiegen überraschenderweise die Zahlen
Anfang des Jahres 2020 geht in Norditalien so gut wie nichts mehr. Die Corona-Pandemie hat vor allem diesen Landesteil voll im Griff. Die Regierung in Rom verhängt deshalb Kontaktverbote und Ausgangssperren. Das Kalkül dahinter: Umso weniger Kontakte die Menschen untereinander haben, desto weniger Chancen hat das Virus sich weiter auszubreiten. Wie aber kann es dann sein, dass ausgerechnet im norditalienischen Mailand die Geschlechtskrankheit Syphilis trotz Pandemie auf dem Vormarsch ist? Das jedenfalls legt eine aktuelle Studie nahe.
Syphilis trotz Pandemie – wie kann das sein?
Weniger Kontakte, weniger Sex, weniger übertragene Geschlechtskrankheiten. Klingt logisch. Weniger Kontakte müssten zwangsläufig zu weniger ungeschützten sexuellen Begegnungen führen. Wenn sich also alle an die von der Regierung verordneten Maßnahmen gehalten hätten, dann müsste auch die Zahl der Geschlechtskrankheiten bzw. die Neuinfektionen zurück gegangen sein. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall. Laut einer Studie des Nationalen Krebsinstituts der IRCCS-Stiftung in Mailand sind die Syphilis-Fälle im April im Vergleich zum Vorjahr sogar angestiegen – nämlich von 32 auf 44. Syphilis trotz Pandemie? Wie kann das sein? Der Hauptautor der Studie, Marco Cusini, vermutet, dass es damit zusammenhängt, dass jüngere Menschen weniger stark von Corona gefährdet sind. Geschlechtskrankheiten würden typischerweise eher bei den um den 30-Jährigen auftreten.
Man kann also nach diesen Zahlen getrost davon ausgehen, dass sie jüngere Menschen um die 30 weniger strikt an den angeordneten Lockdown gehalten haben. Ihnen gelang es offenbar relativ problemlos trotz geschlossener Bars und Clubs andere Menschen zu treffen und mit ihnen Sex zu haben. In der Folge ist es dann auch logisch, dass die Syphilis trotz Pandemie zunehmen konnte. Zwar haben sich die Wissenschaftler, die die Studie erstellt haben, nur die Zahlen in einem einzigen Krankenhaus in Mailand angeschaut. Die Zahlen sind dennoch aufschlussreich, auch wenn sie sich nur bedingt auf den gesamten Landstrich übertragen lassen.
Syphilis trotz Pandemie? Handelt es sich womöglich um einen Ausreißer?
Es ist aber natürlich auch möglich, dass es sich bei der Studie um einen Einzelfall handelt, gewissermaßen um einen sogenannten Ausreißer. Das würde zu einem Trend passen, der weltweit seit Jahren beobachtet wird. Geschlechtskrankheiten (STI) gehen nämlich rund um den Globus zurück. Experten in Deutschland gehen deshalb auch eher davon aus, dass die dieser Trend mit Beginn des Lockdowns im März 2020 noch verstärkt hat. Syphilis trotz Pandemie dürfte aus Sicht dieser Wissenschaftler also tatsächlich die Ausnahme und eben nicht die Regel sein.
Was aber heißt das dann für die Verantwortlichen in Norditalien, konkret in Mailand, wo ja zumindest in einem Krankenhaus ein Anstieg der Fälle registriert worden ist? Nun, sie können wohl davon ausgehen, dass sich ein nicht ganz unerheblicher Anteil jüngerer Menschen nicht wirklich an den Lockdown gehalten haben. Um Syphilis trotz Pandemie zukünftig zu verhindern, wird man da wohl nacharbeiten müssen. Besser noch: Genauer über die Gefahren aufklären.