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Im Burlesque ist der Ausgang immer ungewiss
Fantasie ist die letzte Bastion der Menschheit
Burlesque ist Comedy, Burlesque ist Sideshow, Burlesque ist Märchen und Drama zugleich. Das sind die Aussagen, die man bekommt, wenn man die Darsteller nach ihren Tätigkeiten fragt. Im Unterschied zum Striptease bleibt immer ein wunderbares Fünkchen Kopfkino am Ende einer jeden Show.
Burlesque oder Striptease?
Oft verfolge ich Diskussionen, in denen es darum geht, Burlesque vom Striptease zu distanzieren. Das Wörtchen «Kunst» ist oft im Spiel. Dabei vergessen wir gern die Geschichte des Burlesque, die eigentlich eine Geschichte des Diebstahls ist. Diese Art des Theaters bedient sich über Jahrhunderte hinweg gnadenlos an den Elementen des Showbiz. Parodie, Groteske, Variete, Travestie und vieles mehr sind Nährquellen der heutigen Shows. Immer gepaart mit der eigentlichen Attraktion des zumeist minutiös geplanten Ausziehens des gewählten Kostüms – eben Striptease. Tanz und Akrobatik, aber auch Gesang können dabei ebenfalls wichtige Verbündete sein, um das Burlesque – das sich heute Neo-Burlesque nennt – mit genug kreativer Schaffenshöhe zu befruchten. Warum also ist diese Neobewegung bei uns wieder angekommen? Die Frage ist einfach zu beantworten. Fantasie ist die letzte Bastion der Menschheit, die uns vor dem grauen Alltag, der allüberschattenden Finanzkrise und der immer größer werdenden Angst um die Existenz rettet.
Abgesehen davon haben die Menschen heute schon alles gesehen. Täglich werden sie auf allen medialen Kanälen mit Nacktheit bombardiert und selbst ein wunderschöner Strip hat letztendlich ein klar definiertes Ende – den nackten Körper. Im Burlesque ist der Ausgang immer ungewiß. Alles kann passieren – ja selbst der Akteur weiß manchmal nicht, wohin seine Reise auf der Bühne geht. Und genau das macht die Qualität einer guten Burlesqueshow aus.
The Pretty Things Peepshow verbindet all die Elemente
Aber es liegt in der Natur der Sache, dass es im Striptease als auch im Burlesque Unterschiede in der Qualität gibt. Deshalb würde ich mir niemals eine Beurteilung anmaßen wollen, welche der beiden erotischen Darstellungen einen künstlerisch wertvolleren Stellenwert hat. Für mich ist es einzig und allein einfach spannender nicht zu wissen, was mich während und am Schluß der Performance erwarten wird. Die kindliche Vorfreude ist noch immer die größte Freude und auch im Burlesque kann es nach der zehnten Performance des einfachen Entkleidens langweilig werden – wenn es nicht zwischendurch aufgepeppt wird, durch Varieté oder Gesang oder ähnliches.
Ein solches hervorragendes Beispiel gastiert von Zeit zu Zeit in der Hauptstadt, in Berlin. Nein, nicht meine eigene Burlesquetruppe. Obwohl ich meine Zugehörigkeit nicht mehr dementiere, sondern hochoffiziell bestätige. Es st eine US-Truppe, die sich öfter auf Europatournee befindet und eben auch in Berlin spielt bzw. auftritt. Zwischendrin findet man sie in Hamburg, Wien, Dresden, Bremen und – ach das sagte ich bereits – in Berlin. The Pretty Things Peepshow verbindet all die Elemente, die ich anfangs so hübsch aufgereiht habe und betonen dabei ein hohes Maß an Vielfalt. Feuerakrobatik, Schwertschluckerinnen, Magie und natürlich ein ordentliche Portion Humor werden in eine tolle Show gegossen und können auch in Deutschland bewundert werden.
Wer schon immer neugierig war, wer Burlesque abgetan hat als die großkotzige Schwester des Striptease, der wird bei der Pretty Things Peepshow eines Besseren belehrt. Ich verspreche euch, dass die nicht so schnell zu toppen sein wird!