Inhaltsverzeichnis
Pornfilmfestival Berlin: Erneut wurden Konventionen gesprengt
US-Präsident Donald Trump im "politicial Porn" und über 105 Kurzfilme
Es ist das wohl ungewöhnlichste Filmfestival überhaupt – das Pornfilmfestival in Berlin. Seit es 2006 erstmals an den Start ging, hat es sich zu einer bedeutenden Schau für Pornos und erotische Filme gemausert, die jedes Jahr Besucher aus aller Welt anzieht. Das Motto: Raus aus der Schmuddelecke und dabei Konventionen sprengen. Das war auch bei der diesjährigen zwölften Auflage des Festivals nicht anders.
Experimentelle, gesellschaftskritische und feministische Pornos
Mainstreamproduktionen sucht man beim Pornfilmfestival freilich vergebens. Es versteht sich eher als eine Bühne für Avantgardistisches und Experimentelles – und hat durchaus auch einen gesellschaftskritischen Anspruch.
Das zeigte sich in diesem Jahr beispielsweise schon beim Eröffnungsfilm. In "Les Prédatrice" der französischen, feministischen Regisseurin Ovidie geht es um eine Gruppe sexhungriger Frauen, die ganz selbstverständlich und ohne jegliche Scham ihre Lust befriedigen. Sie nehmen sich dabei einfach, was sie wollen. Klar, dass sich da eine ganz besondere Form weiblichen Selbstbewusstseins offenbart, die man mitunter in der Gesellschaft noch immer sucht.
Ovidie war freilich noch mit einem zweiten Beitrag beim Pornfilmfestival vertreten – mit dem Dokumentarfilm "Pornocracy" nämlich. Darin nimmt die Französin Online-Pornoplattformen genauer unter die Lupe. Sie untersucht die Strukturen sowie die Macht- und damit auch die Einkommensverhältnisse, die auf diesen Plattformen herrschen.
Ähnlich kritisch geht es in der Produktion "Lipstick under myBurkha" zu. Die Produktion aus Indien setzt sich mit weiblicher Emanzipation und weiblicher Sexualität in einem strengen religiösen Umfeld auseinander. Und so richtig ungewöhnlich geht es in "Pieles" zu, einem Streifen, der Menschen zeigt, die Körperöffnungen und Genitalien an ganz ungewöhnlichen Stellen haben – und das auch noch in bonbonfarbenen Pastelltönen. Kein Wunder, dass die Macher des Festivals da schon jetzt von einem Kultfilm sprechen.
150 Filme und Kurzfilme an sechs Tagen beim Pornfilmfestival
Insgesamt hat das Pornfilmfestival in diesem Jahr knapp 150 Filme und Kurzfilme gezeigt. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten dabei einmal mehr die Verneigungen vor den Ikonen des pornographischen Films. Bio Pics und Dokumentation zur italienischen Pornoqueen "La Cicciolina", dem schwulen Pornostar Brent Corrigan, dem die beiden Hauptdarsteller James Franco und Christian Slater in "King Cobra" ein Denkmal setzen, und nicht zuletzt auch zum finnischen Zeichner ToukoLaaksonen, der den schwulen Ledermann kreiert hat und in "Tom of Finland" Auferstehung feiert.
Und dann hatte das Pornfilmfestival auch noch jede Menge Jayne Mansfield im Programm. In "Mansfield 66/67" geht es um die typischen Klischees vom Busenwunder und der "dummen Blondine", also um ganz bestimmte Frauenbilder, denen Mansfield in Wirklichkeit noch nicht einmal ansatzweise entsprach. Es versteht sich beinahe von selbst, dass das Pornfilmfestival da durchaus auch einen gewissen aufklärerischen Anspruch hat. Übrigens haben sich die Macher zum Ziel gesetzt, dass mindestens die Hälfte aller Festivalbeiträge eine weibliche Perspektive haben sollen.
Pornfilmfestival: Kurzfilme bis hin zu politischen Inhalten
Besonderer Beliebtheit beim Publikum erfreuen sich jedes Jahr die diversen Kurzfilmprogramme beim Pornfilmfestival. Das galt natürlich auch in diesem Jahr. 105 Kurzfilme gab es heuer zu sehen. Diese waren in 15 Kategorien wie etwa "Berlin Porn", "Lesbian Porn", "Gay Porn", "Fetish Porn" oder auch "Fun Porn" unterteilt.
Dann gab es da noch die Kategorie "PoliticalPorn", in der 2017 natürlich Donald Trump eine gewisse Rolle spielen musste. Kurzum: Das Pornfilmfestival in Berlin punktete auch in seiner zwölften Auflage vor allem mit der großen Vielfalt filmischer Beiträge zum Thema Erotik und Sexualität. Überaus an- und aufregend war es natürlich auch.